Chart 1 - Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Wir sehen zu Wochenbeginn ein beschränktes Aufwärtspotenzial für den DAX. Der nun erreichte Verkaufsbereich bei 10.030/10.050 Punkten dürfte durch das dort verlaufende bisherige Allzeithoch des Marktes für viele Anleger Anlass zu Gewinnmitnahmen geben. Zuletzt war diese Zone im Juni und Juli als Widerstand von Bedeutung - und scheint auch heute noch nicht vergessen zu sein. Zwei Argumente sprechen derzeit besonders gegen weitere Kursgewinne: Da auch an den US-Börsen die Luft erst einmal raus ist, fehlt es dem Deutschen Aktienindex auch an dem nötigen Rückenwind für einen nachhaltigen Ausbruch nach oben.
Die nachlassende Kaufbereitschaft an der Wall Street macht sich besonders am Dow Jones Index bemerkbar: Seit einer Woche tendiert das führende US-Marktbarometer nur noch seitwärts, und Ausbrüche nach oben werden bis zum Ende eines Handelstages immer wieder abverkauft. Erkennbar wird dies im Kerzenchart des Index, der die Tagesschwankungen abbildet. Immer wenn die Kurse im Verlauf eines Tages gestiegen sind, dann aber bis zum Handelsschluss wieder zurückgefallen sind, resultiert dies in einer Kerze mit einem langen oberen Schatten (der senkrechte Strich über der Tageskerze, der vom Eröffnungs-/Schlusskurs bis zum zwischendurch erreichten Tageshoch führt).
In der vergangenen Handelswoche war dieser Effekt an vier von fünf Tagen erkennbar, gleichzeitig tendierte der Dow nur noch seitwärts. Deutlicher kann sich die nachlassende Aufwärtsdynamik der Kurse kaum manifestieren. Anleger sollten diese Entwicklung genau im Auge behalten, da der hohe Gleichlauf des DAX mit den US-Märkten dazu führt, dass ohne einen Anstieg der Wall Street auch hierzulande keine nachhaltigen Gewinne möglich sind.
Der zweite Grund, der gegen einen weiteren starken Aufwärtsschub spricht, ist der Abstand der Kurse zu ihrem Mittelwert. Nach dem starken Anstieg von mehr als 1600 Punkten seit Mitte Oktober hat der DAX sich von seinem Monatsdurchschnittskurs um mehr als fünf Prozent nach oben abgesetzt. Diese Entwicklung ist in der Vergangenheit oft Anlass für eine Atempause gewesen, und lässt auch jetzt die Quote von weiterem Aufwärtspotenzial zu Korrekturrisiko einbrechen.
Kein Wunder, dass der DAX sich schwer tut, die 10.000er-Marke zu überwinden - obwohl ihm dies im Sommer bereits geglückt ist und dieser Schwellenwert damit eigentlich nicht einmal mehr eine psychologische Hürde darstellt. Selbst wenn der Ausbruch über 10.050 Zähler heute wider Erwarten gelingt, wäre das angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen kein Kaufsignal, sondern allenfalls der Auslöser für eine sich weiter verschärfende Überhitzung des Marktes, an der vernünftige Anleger nicht unbedingt partizipieren sollten. Wahrscheinlicher ist jedoch ohnehin ein Rücksetzer in Richtung der ersten schwachen Kaufzonen bei 9860/70 und 9830/40 Zähler. Durchbricht der Markt diese Niveaus nach unten, kann auch die 9500er-Marke schnell wieder erreicht werden. Dort verläuft der vor allem mittel- bis langfristig viel beachtete 200-Tage-Durchschnitt und auch die kurzfristig wichtige 21-Tage-Linie ist nicht mehr weit entfernt. Das dürfte im Korrekturfall wieder Nachkäufer anlocken.
Chart 2 Dow Jones Index - Kerzenchart auf Tagesbasis
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Das Allzeithoch bei 10.030/10.050 ist in Reichweite, dürfte sich allerdings als - vielleicht nicht ganz punktgenau wirksamer - Widerstand erweisen. Nach dem steilen Anstieg der Vorwochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, und das ist der letzte Orientierungspunkt dafür, den Anleger noch haben. Danach ist der Weg in Richtung 11.000 frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Mangels Alternativen sind es oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
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Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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