Aus der Rohstoff-Analyse stammt der Stock to Flow-Ansatz. Er beschreibt grob gesagt das Verhältnis zwischen dem Bestand (Stock) und der aktuellen Gewinnung (Flow). Je höher diese Ratio ist, umso "härter" ist der Rohstoff. Die Bayern LB zeigt das in einer Studie an einem Vergleich zwischen Palladium und Gold. Zwar ist demzufolge der aktuelle Bestand von Palladium niedriger als der von Gold. Aber weil das Neuangebot relativ hoch, liegt der Wert von Palladium deutlich unter dem vom Gold. "Viele Edelmetalle wie Palladium, die vor allem als Industriemetalle genutzt werden, weisen daher eine geringe Stock to Flow-Ratio auf, sprich die Förderung eines Jahres entspricht in etwa dem Ausgangsbestand in jenem Jahr" so die Bayern LB. Das zeigt auch, warum Gold einen harten Wert hat, weil das Schürfen sehr aufwendig ist.
Wendet man nun den Stock to Flow-Ansatz auf den Bitcoin an, so ergibt sich Überraschendes: Weil bei der Kryptowährung die Produktion durch das im Software-Code festgelegte Halving (Halbierung des Angebotswachstum) stetig abnimmt, steigt der Wert an: "Bitcoins Stock to Flow-Wert wird sich im Mai 2020 - also nach dem nächsten Halving- drastisch erhöhen: von derzeit circa 25,8 auf fast 53. Golds Stock to Flow-Wert von aktuell rund 58 wird hingegen im Mai 2020 wenn überhaupt nur unwesentlich höher liegen. Wenn man diesen Mai-Wert für Bitcoins Stock to Flow in das Modell füttert, kommt ein schwindelerregender Preis von ca. 90.000 US-Dollar pro Bitcoin heraus. Demnach wäre im aktuellen Preis von rund 8000 Dollar der anstehende Halving-Effekt kaum eingepreist" so die Bayern LB.
Aber damit nicht genug: "Im Jahr 2024 (wenn wieder ein Halving ansteht) erhöht sich der Härtegrad gnadenlos weiter und zwar auf ein in der Menschheitsgeschichte nie dagewesenes Niveau (Stock to Flow über 100!)", so die Bayern LB. Dann würde der Bitcoin-Preis wohl explodieren. Das macht selbst die Analysten stutzig und so warnen sie: "Bei Prognosen aufgrund des Modells würden wir aber zur Vorsicht raten. Denn selbst das beste statistische Modell kann bei der Vorhersage der Zukunft kläglich scheitern."