Schon bald dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) damit anfangen, Aktien zu kaufen. Das zumindest glaubt Jürgen Michels, Chefvolkswirt der Bayerischen Landesbank (BayernLB). Er rechnet spätestens für Ende 2020 mit ersten Aktienkäufen der Notenbank: "Ich kann mir vorstellen, dass dafür spezielle Aktienindizes einzelner Länder und mit einem breiten Spektrum zusammengestellt werden", sagte Michels in einem Gespräch mit der "Börsen-Zeitung". Dabei könne die EZB seiner Meinung nach alles kaufen - nur keine Bankaktien, denn dadurch könnten Interessenkonflikte entstehen.
Mit dieser Meinung steht Michels nicht alleine da. Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank sieht Aktienkäufe der Notenbank als möglich an und das aus zwei Gründen: 1. "Die EZB könnte im Fall einer schweren Rezession oder eines Aktiencrashs die Notwendigkeit sehen, den Unternehmen durch den Kauf ihrer Aktien unter die Arme zu greifen, damit sie wieder mehr investieren und die Konjunktur anschieben." Und 2.: "Durch die Einbeziehung von Aktien in ihr Kaufprogramm könnte die EZB signalisieren, dass ihr die Munition nicht ausgehen wird." Ähnlich wie Michels glaubt Krämer glaubt aber nicht, dass die Zentralbank direkt einzelne Aktien erwerben und so auch Stimmrecht auf den Hauptversammlungen erhalten würde. Vielmehr geht der Ökonom davon aus, dass sie, ähnlich wie es bereits die japanische Notenbank macht, über Indexfonds (ETFs) Aktien kaufen würde.