von Axel Retz

Ist es Ihnen eigentlich aufgefallen, dass in Griechenland die Uhren stehen geblieben sind? Denn glaubt man den Aussagen der EU und der politischen Berichterstattung, ist es in Athen schon seit mehreren Monaten fünf vor zwölf. Was die Griechen dauerhaft in die entspannte Lage versetzt, immer erst in der kommenden Woche zahlungsunfähig zu werden, während die EU immer weiter auf erzielte Fortschritte hinweisen und weitere Reformen anmahnen kann.

Wenn der Spaß so weitergeht, werden die zahlungsunfähigen Griechen nie zahlungsunfähig und alles bleibt, wie es ist. Was es den Regierungen der sgn. "Geberländer" ersparen würde, ihren Steuerzahlern zu erklären, warum urplötzlich mit der Griechenlandpleite etwas passiert ist, das unter gar keinen Umständen passieren konnte.

Die Politik ist mit dieser offenkundigen Insolvenzverschleppung gerade dabei, den Rest des noch übrig gebliebenen Vertrauens zu verspielen. Angesichts der Wahlbeteiligung in Bremen vom vergangenen Wochenende mögen sich Kanzlerin und Parteien vormachen, dass die auf unter 50 Prozent abgesunkene Wahlbeteiligung an der politischen Sonderkonstellation in Bremen gelegen habe. Da jedoch in diesem Stadtstaat die Wähler sogar schon ab einem Alter von 16 Jahren zur Urne gehen konnten, liegt die Wahrheit wohl anderswo. Und Infratest dimap hat sie ja auch ausfindig gemacht: Die Nichtwähler sind von der Einsicht beseelt, dass sie mit ihrer Wahl ohnehin nichts mit entscheiden können, da die Politiker nur eigene Interessen verfolgen. Da irren sie aber wohl.

Wenn der BND jedoch unter den Augen des Bundeskanzleramtes zur Filiale der NSA geworden ist, im Bundesverteidigungsministerium eine Seilschaft von Heckler&Koch die Berichterstattung zum Sturmgewehr G36 unterdrücken und missliebige Beamte kaltstellen lassen wollte, während bei TTIP, CETA und TISA hinter verschlossenen Türen an Verträgen gebastelt wird, die zumindest hier in Deutschland von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden - wenn das alles wirklich so ist, dann ist eher davon auszugehen, dass die politischen Entscheidungsträger nicht eigene, sondern die Interessen internationaler Konzerne und anderer "externer Auftraggeber" verfolgen.

So betrachtet, deutet die Wahlbeteiligung in Bremen an, dass fast die Hälfte der Urnengänger das noch gar nicht begriffen hat. Aber es lässt auch vermuten, dass sich die politische Landschaft Deutschlands in den kommenden Monaten und Jahren in beide Richtungen "radikalisieren" wird. Erst recht, wenn es für die Rettung des Euro einmal so richtig ans Zahlen geht. Und genau dieses Szenario scheint derzeit der Rentenmarkt durchzuspielen.

Auf Seite 2: Rentenmarkt: Vertrauen in die EZB schwindet





Rentenmarkt: Vertrauen in die EZB schwindet

Es ist die gleiche Lachnummer wie immer: Heute lese ich Kommentare, meist mit schicken Anglizismen geschmückt, die ein zweites Aufwärts-"Leg" des DAX auf 16.000 beinhalten oder die Aufforderung, in die sicheren deutschen Staatsanleihen zu investieren. Und einen Tag später setzen die gleichen Leutchen darauf, dass ich ihr Geschwätz von gestern schon vergessen habe, und erklären mir, warum ich nun das genaue Gegenteil tun müsse und dass das alles ja auch absolut vorhersehbar gewesen sei und sie schon so lange davor gewarnt hätten.

Hier schlägt die retrograde Hellsichtigkeit zu, die manchen Zeitgenossen zu suggerieren scheint, früher einmal oder auch immer schon das Gegenteil des jüngst Veröffentlichten und Nachlesbaren behauptet zu haben.

Eben weil ich mir abgewöhnt habe, von solchen Leuten noch mehr als die Überschrift zu lesen, habe ich heute sehr viel mehr Zeit zum Entspannen. Und wie Sie wissen, kam mir wegen dieser vielen Zeit zur Entspannung in meinem pp-Newsletter (https://www.private-profits.de/newsletter.html) vor drei Wochen erstmals in den Sinn, auf die eklatanten Risiken des deutschen Rentenmarktes hinzuweisen. Woraufhin mir einige kluge Leute schrieben, dass doch gar nichts passieren könne, da ja die EZB für alles gerade stehe.

Logisch betrachtet haben diese Leute zweifellos Recht. Das Angebot an deutschen Anleihen wird sich nicht ausweiten. Erstens weil der Bundesfinanzminister keine neuen, das bisherige Volumen überschreitende Emissionen von Staatsanleihen plant. Und zweitens weil die EZB mit ihren Anleihekäufen das dem Markt zur Verfügung stehende Material ja verknappt. Die Kurse müssten also weiter steigen, die Rendite fallen.

Soweit die Logik. Wenn sich jedoch abzeichnet, dass dem Bundesfinanzministerium so etwas groß Dimensioniertes wie die Griechenland-Rettungspakete um die Ohren fliegen könnten, sieht die Sache schon einmal etwas anders aus. Nämlich so:



Quelle: www.secretz-online.de

Ihnen sollte dieser Chart, falls Sie meine Kolumnen hier regelmäßig lesen, ja vertraut sein. Und wenn Sie auch Secretz lesen, sind Sie ja auch längst mit dabei bei dieser möglichen historischen Trendwende des Rentenmarktes!

Als früher Vogel, der den dicksten Wurm fängt. Ich schreibe bewusst "möglichen", denn Gegenwehr der Bullen wird es geben. Was meinen Lesern herzlich egal sein kann, da ich jeden neuen Trade sobald wie möglich durch einen Stopp auf Einstandskurs abzusichern pflege. Kleine Grundregel für den Erfolg, am Rande bemerkt.

Gewählt hatte ich zur Abwärtsspekulation auf den Euro-Bund-Future ein defensives Faktorzertifikat, bei dem der Hebel immer gleich bleibt. Das Papier ist mit einer Endloslaufzeit ausgestattet. Und wer die aktuellen Vorgänge an den Märkten mit hinreichendem Abstand von den bekannten Dampfblasenplauderern einzuschätzen vermag, der weiß, was er daran hat. Dass ich mich mit diesem Engagement seit gestern auf einer Linie mit Pimco-Veteran Bill Gross weiß, macht mich für dieses Engagement noch zuversichtlicher.

Auf Seite 3: Gold und Silber: Der Ausweg





Gold und Silber: Der Ausweg

Mit meinem Hinweis, dass die Bestrebungen zur Abschaffung des Bargeldes, die geradewegs den Weg in den totalitären Überwachungsstaat ebnen, in vollem Gange sind, habe ich wohl nur diejenigen überrascht, die dem Zeitgeschehen erst dann Aufmerksamkeit schenken, wenn sie von ihm überrollt wurden. Diese Abschaffung des Bargelds, wird kommen.

Ich mag das hier gar nicht mit all seinen unerfreulichen Folgen skizzieren. Hand in Hand gehen mit der Abschaffung des Bargelds dürfte m. E. ein Verbot des privaten Besitzes von Edelmetallen gehen. Die Zugriffsmöglichkeit des Staats auf private Anlagen muss allumfänglich sein. Auf Alan Greenspans frühere Analyse dazu hatte ich ja bereits hingewiesen.

Der goldene Weg, um diesem Desaster zu entgehen, das m. E. viel schneller kommen wird als sich das unsere Smartphone-Deppen vorstellen können, sind Minenaktien! Der private Besitz von Edelmetallen, wenn er denn kommen sollte, dürfte aus meiner heutigen Sicht nur mit dem Besitz von Edelmetallaktien abzufedern sein. Denn gehen die Edelmetallpreise durch die Decke, gehen die Minenaktien natürlich mit. Und was hier verboten ist, ist dort über den Umweg kaufbar. Und vermutlich nur über diesen.

Die Aktienauswahl dazu: nun ja, nicht einfach. Ich richte mich da nach George Soros. Sein Buch "The Alchemy of Finance", von ihm als sein Lebenswerk bezeichnet, habe ich ins Deutsche übertragen. Und die besten drei der fünf Edelmetall- Aktien, auf die diese Investmentlegende setzt, werde ich Ihnen am Wochenende vorstellen (https://www.private-profits.de/newsletter.html).

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .