Am 1. Juli 1999 kreierte die Deutsche Börse dann den Index Nemax 50. Darin tummelten sich die 50 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen größten Titel des Neuen Markts. Befeuert vom Boom durch das rapide Wachstum des Internets, stieg der Index, dessen Stand zum Stichtag 31. Dezember 1997 auf 1000 Punkte zurückgerechnet wurde, am 10. März 2000 auf den historischen Höchststand von 9666 Punkten.
Dann folgte der dramatische Absturz. Anfang September 2001 fiel der Nemax 50 unter seinen Basiswert von 1000 Punkten zurück und stürzte bis Mitte September 2001 auf 684 Punkte ab. Gegenüber seinem Allzeithoch verlor er damit 93 Prozent. Seither verbinden Anleger mit dem Neuen Markt vor allem eines: grandioses Scheitern an der Börse.
Daher ersetzte die Deutsche Börse den Nemax 50 im März 2003 durch den TecDAX. Dessen Ausgangswert entsprach mit ebenfalls 1000 Punkten dem seines Vorgängerindex.
Zwar plant die Deutsche Börse nun, die Börsensegmente neu aufzustellen. Noch aber sind im TecDAX 30 der 35 größten Technologiewerte in Bezug auf Marktkapitalisierung und Umsatz zusammengefasst (sogenannte 35/35-Regel). Dabei werden alle Technologiewerte in jedem Quartal hinsichtlich ihrer Größe bewertet. Anhand dieser Rangliste wird entschieden, welche Werte neu in den TecDAX aufgenommen werden und welche herausfallen.
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Der große Check
Der TecDAX ist trotz seines eher schwierigen Erbes eine echte Erfolgsgeschichte geworden: Im Lauf der Jahre hat er seinen großen Bruder DAX um Längen abgehängt. Und die Story ist noch nicht zu Ende: Vor allem der Trend zur Digitalisierung sorgt dafür, dass die Technologiebranche auch künftig viel Wachstumspotenzial hat.
Grund genug, die 30 Werte des TecDAX einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Dabei hat die Redaktion einen umfangreichen Kriterienkatalog angelegt, der sowohl Bewertung als auch Rentabilität und Finanzstärke berücksichtigt (siehe Tabelle unten). Zudem stellt €uro die fünf Top-Aktien aus dem Index auf den Folgeseiten im Detail vor (in der Tabelle grün unterlegt).
Bechtle-Aktie
In der schnelllebigen digitalen Welt ist Kontinuität eher selten. Bei dem IT-Systemhaus Bechtle ist Thomas Olemotz seit dem Jahr 2007 Mitglied des Vorstands - zuerst als Finanzvorstand und seit 2010 als Vorstandsvorsitzender. Das wird auch erst einmal so bleiben, der Aufsichtsrat hat seinen Vertrag bis 2021 verlängert.
Kein schlechtes Omen für die Aktionäre, hat doch die Bechtle-Aktie in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Gesamtrendite (Kursgewinne plus Dividenden) von 24,1 Prozent pro Jahr erzielt. Mit 70 IT-Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie IT-Handelsgesellschaften in 14 Ländern Europas ist das Unternehmen aus Neckarsulm einer der großen deutschen IT-Dienstleister.
Zum Kundenkreis gehören sowohl mittelständische Firmen als auch große Konzerne und öffentliche Auftraggeber. Das Dienstleistungsportfolio umfasst die gesamte Palette - von der klassischen IT-Infrastruktur über Outsourcing bis hin zu IT-Sicherheit. Bechtle übertrifft gern seine Prognosen - wie zuletzt im Oktober 2017, als der Ausblick fürs Gesamtjahr von "deutliches" auf "sehr deutliches" Wachstum angehoben wurde - mit entsprechendem Rückenwind für die Aktie.
Cancom-Aktie
Das Thema Cloud (Deutsch: Wolke) wird bei Unternehmen immer populärer. Kein Wunder, können sie so doch Rechenleistung und Daten in die digitale Wolke auslagern und müssen nicht mehr alles auf eigenen Rechnern vorhalten. Zudem hat man von jedem internetfähigen Endgerät aus Zugriff auf die entsprechende Infrastruktur.
Das Thema kommt zunehmend auch in den Führungsetagen kleinerer und mittlerer Firmen an. Die tun sich damit aber oft schwerer als große Unternehmen mit eigenen IT-Abteilungen. Cancom ist einer der führenden Anbieter für IT-Infrastruktur und IT-Services in Deutschland und Österreich und hat einen Fokus auf der Cloud.
Die Münchner bieten ihre Dienstleistungen insbesondere kleineren und mittelgroßen Unternehmen an. Cancom wurde 1992 gegründet und war bereits ein Jahr später autorisierter Partner von Apple. Mittlerweile zählen auch andere IT-Größen wie HP, Microsoft, Cisco, IBM oder SAP zu den Partnern.
Die Aktie hat seit Jahren einen Lauf. Und daran ändert sich nach Meinung der Berenberg Bank erst mal nichts: Das Finanzinstitut rät zum Kauf der Aktie und nennt als Kursziel 80 Euro - rund zehn Prozent über dem aktuellen Niveau.
Carl Zeiss Meditec-Aktie
Bei Carl Zeiss Meditec erschließt sich schnell, warum das Unternehmen gute Perspektiven hat. Die Jenaer stellen Instrumente für Augenuntersuchungen, Operationsmikroskope, medizinische Laser und Intraokularlinsen her. Weil es weltweit immer mehr Menschen gibt, die zudem immer älter werden, steigt durch diese demografische Entwicklung die Nachfrage nach Augenheilkunde stetig.
Die Ostdeutschen wissen aber, dass der digitale Fortschritt auch vor der Augenheilkunde nicht Halt macht. Mit der vor rund einem halben Jahr erfolgten Übernahme von Veracity Innovations hat Carl Zeiss Meditec eine auf der Cloud basierende Technologieplattform erworben. Damit soll es Augenärzten möglich sein, schnell und einfach Zugang zu elektronischen Patientenakten in jedem Schritt der Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Erst wenige Monate zuvor hatte das Unternehmen eine erfolgreiche Kapitalerhöhung durchgeführt und 317 Millionen Euro eingesammelt. Damit verfügt der Konzern über eine reich gefüllte Kriegskasse für weitere Übernahmen. Meditec gehört mit einem Anteil von 59 Prozent mehrheitlich der Konzernmutter Carl Zeiss, der Rest der Aktien befindet sich im Streubesitz.
Pfeiffer Vacuum-Aktie
Der Maschinenbauer Pfeiffer Vacuum stellt Vacuumpumpen her und steht seit Jahren im Visier des Wettbewerbers Busch: Das Familienuntenehmen hat seit 2015 seinen Anteil an Pfeiffer auf mittlerweile knapp 36 Prozent ausgebaut.
Im Zuge der Aufstockung hat Busch auch mehrmals versucht, Pfeiffer ganz zu übernehmen, scheiterte aber am Widerstand des Unternehmens mit Sitz in dem hessischen Städtchen Aßlar. Ob Busch sich mit dem jetzigen Anteil und dem Aufsichtsratsvorsitz zufrieden gibt oder mittelfristig doch mehr anstrebt, bleibt abzuwarten. Die schwelende Übernahmefantasie schützt die Aktie aber auf jeden Fall vor allzu großen Tiefschlägen.
Doch auch ohne eine Übernahme ist die Aktie wegen der guten Perspektiven interessant. Die Vakuumpumpen der Hessen kommen in echten Boombranchen zum Einsatz - von der Halbleiterindustrie bis zur Solarbranche. Zudem zeichnet sich immer mehr ab, dass die Übernahme der US-amerikanischen Nor-Cal Products im Jahr 2017 erfolgreich war. Nor-Cal liefert Vakuumkomponenten, Kammern und Ventile an internationale Unternehmen sowie an Universitäten und ergänzt so das Pfeiffer-Portfolio gut.
Software-Aktie
Bei der Software AG muss man nicht lange rätseln, in welcher Branche das Darmstädter Unternehmen tätig ist. Die Hessen bieten Softwarelösungen für Firmen an und sind dabei hinter SAP die Nummer 2 in Deutschland.
Die wichtigsten Produkte sind Aris, eine Plattform zur Analyse von Geschäftsprozessen, die Integrations- und Anwendungsplattform Webmethods, das Datenbankmanagementsystem Adabas und die Entwicklungsumgebung Natural. Das bereits im Jahr 1969 gegründete Unternehmen ist weltweit präsent und beschäftigt mehr als 4500 Mitarbeiter.
Gerade erst haben die Hessen einen Nachfolger für den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Streibich gefunden, der aus Altersgründen abtritt. Zum 1. August 2018 wird zunächst einmal für fünf Jahre Sanjay Brahmawar den Konzern leiten. Der 47-Jährige ist aktuell als Geschäftsführer bei IBM Watson Internet of Things am Standort München aktiv. Dort leitet er den weltweiten Software-Umsatz mit Fokus auf Datenanalyse und künstliche Intelligenz. Das Geschäft mit Daten und der Bereich künstliche Intelligenz gelten als zwei Megatrends in der Technologiebranche in den kommenden Jahren.
iShares ETF TecDax
Im TecDAX tummeln sich 30 Technologieunternehmen, die gemessen an der Free-Float-Marktkapitalisierung und den Börsenumsätzen zu den größten und am häufigsten gehandelten Unternehmen im sogenannten Prime Standard der Frankfurter Börse gehören (nur die im DAX gelisteten Gesellschaften SAP und Infineon sind von den größten börsennotierten deutschen Technologieunternehmen nicht in dem Index vertreten).
Die beiden wichtigsten TecDAX-Branchen sind Technologie und Gesundheit. Der TecDAX hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich besser entwickelt als der deutsche Leitindex DAX (siehe unten).
Wer in den gesamten Index investieren möchte, greift am besten auf den ETF von iShares zurück. Dieser Indexfonds bildet die Wertentwicklung des TecDAX möglichst eins zu eins nach.