Lebenslinien



Der DAX ist kein starres Gebilde. Die Gewichtung der einzelnen Aktien schwankt mit dem Börsenwert.

Und so erzählt die Grafik unten viele Geschichten, die die Börse in den vergangenen zehn Jahren bewegten: den Niedergang der Banken im Zuge der Finanzkrise. Den Ausverkauf der Versorger nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 und den beschleunigten Atomausstieg. Die Beständigkeit der Chemie- und Industriedenkmäler Bayer, BASF und Siemens.

Und nicht zuletzt den Aufstieg der Automobilkonzerne und des Softwareriesen SAP, heute mit über 110 Milliarden Euro Börsenwert die Nummer 1. Neun Unternehmen (jeweils zum Zeitpunkt des Ausstiegs eingetragen) mussten den DAX in den vergangenen zehn Jahren verlassen.



Wer Deutsch lernt, wundert sich immer wieder, welche Wortungetüme in dieser Sprache möglich sind. Da lassen sich problemlos Substantive aneinanderketten und bilden lange Buchstabenreihen. "Potenzialwachstum" ist ein solch sperriges Wort, das vielen nur schwer über die Lippen geht. In der Makroökonomie bezeichnet der Begriff das dauerhaft mögliche Wachstum einer Volkswirtschaft bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten - also ihr aktuelles Potenzial. Als Maß gilt dabei das so langfristig erzielbare jährliche Plus beim Bruttoinlandsprodukt. Volkswirte taxieren diesen Wert für Deutschland auf 1,5 Prozent pro Jahr.

Allein im zweiten Quartal 2017 hat die deutsche Wirtschaft aber um 0,6 Prozent zugelegt. Die Commerzbank rechnet nun damit, dass das BIP im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent zulegen wird. Damit, so scheint es, laufen die Produktionskapazitäten in Deutschland derzeit nicht unter Normallast, sondern eher auf Hochtouren.

Vor allem die starke Binnennachfrage sorgt für Power. Die Deutschen sind auf Shopping-Tour, fast so, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Brexit? Flüchtlingskrise? US-Protektionsmus unter Trump? "Na und, wir kaufen trotzdem!", so lautet offenbar die Devise. Das liegt vor allem daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) eine sehr lockere Geldpolitik mit entsprechenden Minizinsen fährt: Der Leitzins in der Eurozone liegt bei null Prozent, Banken müssen der EZB sogar Strafzinsen bezahlen, wenn sie Einlagen bei ihr parken.

Auf Seite 2: Zinsen runter, Einkäufe rauf





Zinsen runter, Einkäufe rauf



Diese Minizinspolitik überträgt sich auf Sparer und Konsumenten. Mittlerweile gibt es beim Sparbuch oder beim Tagesgeld kaum noch Zinsen, während das Schuldenmachen richtig günstig geworden ist. Wer aber für sein Sparen keine Zinsen mehr bekommt, verliert die Lust daran - und gibt das Geld lieber aus. Oder aber er nimmt neue Schulden zu günstigen Konditionen auf, um sich eine größere Anschaffung oder sogar eine eigene Immobilie zu leisten.

Hinzu kommt dann noch der Staat mit seinen Ausgaben. Die Bundesrepublik gibt für Aufnahme und Integration von Flüchtlingen viele Milliarden Euro aus. Auch das schlägt sich wachstumssteigernd im BIP nieder. "Im Kern handelt es sich um einen konsumgetriebenen Aufschwung" sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Der Aufschwung führt außerdem zu neuen Arbeitsplätzen, weshalb es in Deutschland immer weniger Erwerbslose gibt. Zuletzt waren noch 2,5 Millionen Menschen ohne Job. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 gab es rund doppelt so viele Arbeitslose. Das tut der Wirtschaft ebenfalls gut, weil Erwerbstätige deutlich mehr Geld zum Ausgeben haben als Arbeitslose.

Zudem läuft es auch bei den Exporten weiterhin gut. Trotz eines Schwächeanfalls im Juni lieferten die deutschen Unternehmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Waren im Gesamtwert von 638 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 6,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind bestens: "Nahezu alle wichtigen Branchen in der Industrie gehen von einem Anstieg ihrer Exporte aus", sagt Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts in München.

Die Unternehmen waren seit der deutschen ­Wiedervereinigung noch nie zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Die deutsche Wirtschaft steht unter Volldampf.
Ifo-Institut


Das Ifo-Institut gibt den gleichnamigen Geschäftsklimaindex heraus, der so etwas wie das Barometer für die deutsche Konjunktur ist. Dessen Daten ermittelt das Ifo-Institut mittels Befragung von rund 7000 Unternehmen, die dafür sowohl ihre aktuelle Lage als auch die künftigen Aussichten einschätzen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex gilt als sehr aussagekräftig und notierte zuletzt bei 116 Punkten - dem höchsten Wert aller Zeiten.









Wolken am blauen Himmel



Dennoch wird dies nicht dauerhaft so weitergehen; am Horizont ziehen einige dunkle Wolken auf. Allen voran droht Ungemach, wenn die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht. Das wird die Shopping-Laune der Konsumenten deutlich verschlechtern, bedroht also mithin die Binnenkonjunktur.

Zudem ist der Euro deutlich stärker geworden, was deutsche Waren im Ausland teurer und damit weniger konkurrenzfähig macht. Das belastet früher oder später die Exportwirtschaft. Ganz zu schweigen von weiteren Störfaktoren, wie etwa dem Dieselskandal, unter dem die Autoindustrie, einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands, leidet.

Auf Seite 3: An Aktien führt kein Weg vorbei





An Aktien führt kein Weg vorbei



Dennoch zeichnet sich ab, dass die deutsche Wirtschaft erst einmal stramm weitermarschiert, wohl wieder in Richtung Potenzialwachstum. Ein Absturz der Wirtschaft droht auch dann nicht.

Doch was bedeutet das alles für Anleger? Vor allem die Deutschen sind tendenziell eher risikoscheu, noch immer sind Sparbuch und Tagesgeld bei ihnen sehr beliebt, Aktien dagegen nicht: Laut einer Studie des Versicherungskonzerns Gothaer setzen 45 Prozent der Deutschen auf das Sparbuch, gefolgt von Bausparvertrag und Immobilien (beide jeweils 30 Prozent), der Kapitallebensversicherung (29 Prozent) und dem Tagesgeld (28 Prozent). Für Aktien können sich gerade einmal 17 Prozent aller Deutschen erwärmen (Mehrfachnennungen waren möglich).

Das kontrastiert ziemlich mit den Chancen der einzelnen Investmentklassen. So frisst die Inflation die Zinsen auf dem Sparbuch komplett auf (wenn es überhaupt noch Zinsen gibt). Dagegen profitieren Aktien von den Minizinsen: "Wir hatten in der Vergangenheit nie ein solch günstiges Zinsumfeld. Und das bleibt wohl noch lange so. Aktien sind deshalb heute relativ gesehen viel attraktiver als bei niedrigen Zinsen in der Vergangenheit", sagt Martin Lück, Chefanlagestratege Deutschland beim weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock.

Für den DAX sieht er bis Ende des Jahres steigende Kurse: "Es dürfte weiter moderat aufwärtsgehen auf rund 13 000 Zähler." Aktuell notiert der deutsche Leitindex bei rund 12 400 Zählern. Deutsche Aktien bleiben damit eine attraktive Geldanlage. Zumal sie im Vergleich mit anderen Aktienmärkten günstig bewertet sind. Während es die 30 DAX-Unternehmen im Durchschnitt aktuell auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,5 bringen, liegt diese Kennzahl bei den 30 Werten des US-Aktienindex Dow Jones mit 18,8 deutlich höher. Auch wenn man andere Kennzahlen wie die Dividendenrendite hinzunimmt, zeigt sich, wie günstig deutsche Papiere im Vergleich zu US-Aktien bewertet sind.

Das hat aber auch Gründe: Im DAX ist die Autobranche sehr stark vertreten. Mit BMW, Daimler und VW sind es gleich drei reinrassige Fahrzeughersteller. Nimmt man Continental als Autozulieferer hinzu, sind vier Unternehmen in der Branche beheimatet. Diese leidet aber gerade unter diversen Umwälzungen - Stichworte E-Mobilität und autonomes Fahren. Solche Unsicherheiten mögen Investoren gar nicht und meiden deshalb diese Aktien. Die Folge: Sie sind billig - BMW hat ein KGV von 7, VW eines von 6. Das drückt den DAX-Schnitt.

Die besten DAX-Aktien



Damit ergibt sich für Anleger folgendes Szenario: Deutsche Aktien bieten gute Perspektiven, aber längst nicht jeder DAX-Wert wird davon profitieren. In Zeiten von Magerzinsen für Spareinlagen sind zudem vor allem solche Papiere interessant, die neben möglichen Kurszuwächsen auch eine solide Dividende bieten und so für regelmäßige Erträge sorgen - fast so wie der Zins auf dem Sparbuch. Und damit die Anleger auch ruhig schlafen können, sollten die Kurse dieser Aktien möglichst wenig schwanken.

Der große DAX-Check



Unter diesen Prämissen haben wir alle 30 Werte des deutschen Leitindex auf Herz und Nieren untersucht. Dabei wurde eine ganze Palette von Kennzahlen verwendet. Zum einen nahmen wir die Bewertung der -Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) unter die Lupe.

Als weitere wichtige Größe floss die Dividende in die Bewertung ein. Dabei spielten auch Dividendenrendite und prognostiziertes Dividendenwachstum in den kommenden drei Jahren ein Rolle. Wichtig war aber auch, wie solide die Dividende finanziert ist, gemessen wurde das anhand der Ausschüttungsquote.

Schließlich betrachteten wir noch die Höhe der Schulden und die Profitabilität - gemessen an der Eigenkapitalrendite (ROE). Zudem wurde die Kennzahl Beta berücksichtigt. Einfach ausgedrückt gibt sie an, wie stark eine Aktie im Vergleich zum DAX schwankt. Vor allem Papiere mit Werten unter 1,0 lassen Anleger besser schlafen, weil sie weniger stark schwanken als der DAX. Die jeweiligen Kennzahlen aller 30 DAX-Werte sind in der Tabelle auf Seite 4 aufgelistet. Auf den Seiten danach (5-9) stellen wir fünf Top-Aktien aus dem DAX im Detail vor.

Jedoch weisen einzelne Aktien stets mehr Risiko auf als ein breiter Index. Wer in deutsche Aktien investieren möchte, aber sein Investment lieber breiter streut, setzt auf Fonds, die in Aktien made in Germany investieren. Die besten davon stellen wir ab Seite 10 vor.

Auf Seite 4: Der große DAX-Check





Der große DAX-Check



Wir haben alle 30 DAX-Aktien genau unter die Lupe genommen. Dabei wurden sowohl die Bewertung als auch Dividendenqualität, Verschuldung und Profitabilität untersucht. Außerdem checkten wir, wie stark die Aktie zum Schwanken neigt. Die Kriterien im Einzelnen:

BEWERTUNG
1. KGV 2017: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis setzt den Kurs der Aktie ins Verhältnis zu dem von Analysten erwarteten Gewinn im Jahr 2017. Je niedriger diese Kennzahl, desto günstiger ist die Aktie bewertet.
2. KUV: Das Kurs-Umsatz-Verhältnis setzt den Kurs der Aktie ins Verhältnis zu dem Umsatz des Unternehmens. Je niedriger diese Kennzahl, desto günstiger ist die Aktie bewertet.
3. KBV: Das Kurs-Buchwert-Verhältnis setzt den Kurs der Aktie ins Verhältnis zum Buchwert des Unternehmens. Je niedriger diese Kennzahl, desto günstiger die Aktie.

DIVIDENDEN
4. Dividendenrendite: Hier wird die zuletzt gezahlte Dividende ins Verhältnis zum Kurs der Aktie gesetzt. Allein auf diese Kennzahl zu achten ist aber nicht sinnvoll, weil Dividenden auch solide finanziert sein sollten und nicht etwa über Schulden vom Unternehmen gestemmt werden.
5. Ausschüttungsquote: Sie zeigt an, welcher Anteil des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Werte über 100 Prozent zeigen, dass der Gewinn für die Dividendenzahlung nicht ausreicht.
6. Dividendenwachstum: Gut für Anleger ist es, wenn die Dividende auch in den kommenden drei Jahren steigen dürfte, pro Aktie also mehr Dividende ausgeschüttet wird.

VERSCHULDUNG
7. Schuldenquote: Um die Verschuldung des Unternehmens deutlich zu machen, griffen wir auf das Verhältnis der Schulden zum Eigenkapital zurück. Werte über 100 Prozent zeigen an, dass die Schulden höher sind als das Eigenkapital. Dies muss aber - abhängig von der Branche - nicht unbedingt auf eine schwache Bilanz hindeuten. So sind höhere Schuldenquoten etwa in der Autobranche oder bei Versorgern gängig.

PROFITABILITÄT
8. ROE: Je profitabler ein Unternehmen ist, desto mehr Gewinn bleibt vom Umsatz hängen. Die Eigenkapitalrendite (Return on Equity - ROE) gibt an, wie sich das Eigenkapital eines Unternehmens innerhalb einer Rechnungsperiode verzinst hat. Für US-Starinvestor Warren Buffett ist diese Kennziffer von fundamentaler Bedeutung bei seiner Anlagestrategie. Um Schwankungen in einem Jahr auszugleichen, haben wir den Schnitt der vergangenen fünf Jahre verwendet.

VOLATILITÄT
9. Beta: Anleger fürchten vor allem starke Schwankungen. Die Kennzahl Beta gibt an, wie stark eine Aktie im Verhältnis zum DAX schwankt. Beim Wert 1,0 schwankt das Papier genauso stark wie der DAX. Werte unter eins stehen für eine niedrige Volatilität und schonen damit die Nerven der Anleger.

FAZIT
Die Tabelle zeigt für alle DAX-Werte, wie sie bei den Kennziffern abschneiden. Anhand des Durchschnittswerts am Fuß der Tabelle sehen Anleger, wie einzelne Aktien relativ zu allen DAX-Werten abschneiden. Aus der Summe dieser Größen und den fundamentalen Perspektiven haben wir fünf Top-Aktien gekürt, die nachfolgend vorgestellt werden. Anleger können aber durchaus auf andere Aspekte einen stärkeren Fokus legen: Schnäppchenjäger achten vor allem auf die Bewertung. Sparer rücken die Dividenden und eine niedrige Volatilität in den Vordergrund.



Kurz-Kommentar:



Adidas Die Aktie hat einen Lauf. Der Sportartikelhersteller unterfüttert das mit guten Geschäftszahlen. Nach dem langen Kursanstieg ist die Aktie aber ziemlich teuer. Halten

Allianz Top-Wert. Der Versicherungsgigant blickt optimistisch in die Zukunft. Die Aktie ist günstig bewertet und bietet eine attraktive und solide finanzierte Dividende. Kaufen.

BASF Der Chemiekonzern ist eines der Schwergewichte im DAX, die Aktie bietet Anlegern solide Perspektiven und eine verlässliche Dividende. Aber konjunkturabhängig! Kaufen.

Bayer Die Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns beeinflusst den Kurs des Chemie- und Pharmakonzerns massiv. Zudem muss sich noch zeigen, was die Übernahme bringt. Halten.

Beiersdorf Die Aktie des Nivea-Konzerns ist teuer, das Unternehmen aber sehr solide und nahezu schuldenfrei. Die Aktie schwankt kaum und lässt Anleger ruhig schlafen. Halten.

BMW Der Autohersteller leidet unter unsicheren Zukunftsperspektiven, ist aber bei der E-Mobilität unter den deutschen Herstellern vorn. Die Aktie ist billig Kaufen.

Commerzbank Noch ist nicht klar, wohin die Reise bei der Commerzbank geht. Der Einstieg des US-Finanzinvestors Cerberus sorgt aber für Kursfantasie. Halten.

Continental Top-Wert. Anleger meiden die Branche, doch die Aktie des Autozulieferers ist günstig. Der Konzern bietet eine breite Produktpalette und ist für die Zukunft gerüstet. Kaufen.

Daimler Die Aktie des Auto- und Nutzfahrzeugherstellers ist sehr günstig bewertet. Der Dieselskandal und Kartellvorwürfe sorgen aber für Ungemach. Nur für Schnäppchenjäger. Halten.

Deutsche Bank Die größte deutsche Bank befindet sich im Umbruch. Gelingt dem Konzern der Umbau, dann hat die sehr billige Aktie reichlich Kursfantasie. Aber nur für Spekulanten! Halten.

Deutsche Börse Nach der gescheiterten Fusion mit der LSE in London muss der Konzern aus eigener Kraft wachsen. Die Aktie ist solide, die Dividende attraktiv. Halten.

Deutsche Lufthansa Die Aktie der größten deutschen Fluggesellschaft steigt und steigt. Für zusätzlichen Schub sorgt die Pleite des Konkurrenten Air Berlin. Aktie neigt aber zu Schwankungen. Halten.

Deutsche Post Mit dem E-Transporter ist der Deutschen Post eine echter Coup geglückt. Aber auch das Stammgeschäft wächst dank des Booms bei Onlinebestellungen stetig. Kaufen.

Deutsche Telekom Hohe Investitionen und massiver Konkurrenzdruck machen der Deutschen Telekom zu schaffen. Hinzu kommt die Abhängigkeit von den Regulierungsbehörden. Verkaufen.

E.On Der Versorger fokussiert sich auf das lukrative Geschäft mit Leitungen und erneuerbaren Energien. Tochter Uniper läuft an der Börse besser als erwartet. Halten.

FMC Mit der Aktie des Dialyseunternehmens kann man nichts falsch machen. Die Aktie ist solide, hat aber ihren Preis. Allerdings stark abhängig von der US-Gesundheitspolitik. Halten.

Fresenius Mit Produkten rund um die Gesundheit und dem Betrieb von Krankenhäusern ist Fresenius ziemlich unabhängig von der Konjunktur. Sehr solide, aber auch teure Aktie. Halten.

HeidelbergCement In Deutschland werden mehr Wohnungen gebaut, die öffentliche Hand investiert in Infrastruktur. Gut für den Baustoffgiganten, dessen Aktie günstig bewertet ist. Kaufen.

Henkel Top-Wert. Dank seiner Konsumgüter für den täglichen Bedarf hat der Konzern einen stetigen Cashflow. Eine Aktie für langfristig orientierte Investoren. Kaufen.

Infineon Der Chipkonzern profitiert davon, dass in Autos immer mehr digitale Technologie verbaut wird. Für zusätzlichen Antrieb sorgt die Entwicklung selbstfahrender Autos. Kaufen.

Linde Die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair bestimmt derzeit den Kursverlauf der Aktie des Industriegasegiganten. Abwarten, wie sich der Zusammenschluss entwickelt. Halten.

Merck Nach einer intensiven Shoppingtour in den vergangenen Jahren muss der Chemie- und Pharmakonzern erst einmal seine Übernahmen verdauen. Langfristig attraktiv. Kaufen.

Munich Re Die Aktie des Rückversicherers ist seit Jahren günstig bewertet. Die Aktie schwankt wenig, bietet aber auch kaum Potenzial. Attraktiv für Dividendenjäger. Halten.

ProSiebenSat.1 Die Medienbranche leidet immer stärker unter der wachsenden Konkurrenz durch das Internet, dem kann sich auch der TV-Konzern nicht entziehen. Verkaufen.

RWE Nach mehreren miesen Jahren hat sich die Aktie des Versorgers stabilisiert und ist in diesem Jahr bisher einer der Top-Performer. Das kann sich aber schnell ändern. Verkaufen.

SAP Top-Wert. Der Softwareriese hat sich im wachstumsstarken Cloud-Segment gut positioniert - Umsätze und Gewinn ziehen an. Aktie teuer, aber attraktiv. Kaufen.

Siemens Der Aktie des Industriegiganten ist so etwas wie ein Basisinvestment in den Standort Deutschland. Das Papier schwankt im Gleichklang mit dem DAX. Halten.

Thyssenkrupp Der Stahlkonzern leidet unter der massiven Konkurrenz aus Asien und werkelt eifrig an einer Neupositionierung. Abwarten, wie sich der Umbau entwickelt. Halten.

Volkswagen Der Dieselskandal setzt dem größten deutschen Autobauer zu. Die Aktie ist die am günstigsten bewertete im DAX, eignet sich aber allenfalls für Schnäppchenjäger. Verkaufen.

Vonovia Top-Wert. Deutschlands größter Immobilienkonzern profitiert von der steigenden Nachfrage nach Wohnraum. Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Kaufen.

Auf Seite 5 - 9: Fünf Top-Werte





Allianz: Für alle Fälle gut abgesichert



Versicherer leiden seit Langem unter Niedrigzinsen. Bei der Allianz, einem der größten Versicherungskonzerne der Welt, laufen die Geschäft dennoch gut. Von Krise keine Spur.

Egal ob Unfall-, Sach- oder Lebensversicherung - die Münchner Allianz zählt zu den größten Versicherungskonzernen der Welt. Der Konzern behauptet sich seit Jahren in einem schwierigen Umfeld niedrigster Zinsen. Dennoch wuchs das Unternehmen auch im ersten Halbjahr 2017 solide: Sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ergebnissen legten alle drei Geschäftsfelder zu.

Die Allianz profitierte dabei von der Konjunkturerholung in Europa, etwa durch höhere Nachfrage nach Lebensversicherungen in Südeuropa, und von einem starken Deutschland-Geschäft. Dabei konnten die Münchner sogar die Preise - und damit die Margen - erhöhen. Das Unternehmen erwartet nun den operativen Gewinn am oberen Ende des Zielkorridors bei 10,8 Milliarden Euro.

Die Allianz kann auf eine hohe Ausstattung an Eigenmitteln verweisen. So lag die Solvabilitäts-Kapitalquote, die das Verhältnis von Eigenkapital zu Risiken angibt, zuletzt bei 219 Prozent - ein internationaler Spitzenwert. Auch bei der Kapitalanlagetochter Pimco lief es so gut wie selten. Die Gesellschaft, der noch vor wenigen Jahren die Investoren reihenweise davonliefen, verzeichnete im zweiten Quartal des laufenden Jahres Rekordzuwächse.

Die Münchner wollen durch Kooperationen weiter wachsen wie etwa mit dem jüngsten Einstieg beim britischen Privatversicherer Liverpool Victoria. Dieses Modell hat laut Vorstandschef Oliver Bäte Zukunft. Er will stärker als bisher die Möglichkeiten nutzen, mit Versicherungen auf Gegenseitigkeit zu kooperieren. Zudem strebt die Firma zur Steigerung der Profitabilität einen Konzernum- und einen Personalabbau an.

Die Anleger haben zuletzt viel Gefallen an der Aktie gefunden, die in den vergangenen Monaten um über 35 Prozent zulegen konnte. Das Rekord-Kursniveau begrenzt zwar kurzfristig die Fantasie. Dennoch sind die Papiere im Vergleich zu anderen Versicherern nicht teuer, zumal die Wachstumsaussichten gut sind. Darüber hinaus erfreut die Allianz Aktionäre mit hohen Dividenden und Rückkaufprogrammen. Überraschungspotenzial könnte die Aktie bei weiteren Übernahmen sowie dem absehbaren Ende der Niedrigzinsen entfalten.





Continental: Viel mehr als nur Autoreifen



Vom Gummikonzern zum breit aufgestellten Autozulieferer: Continental hat sich völlig gewandelt. Und ist auch für die Zukunft gut gerüstet. Die Aktionäre freut’s.

Sie ist einer der ältesten und klassischsten Automobilzulieferer der Welt - bis in 1990er-Jahre auf das Gummi- und Reifengeschäft fokussiert, entwickelt die Continental AG heute zudem alle zentralen Komponenten und Systeme für moderne Automobile. Das sind vor allem Bremsen, Antriebsstrang und Cockpit. Komfort und Sicherheit fahren dabei immer mit.

Die Hannoveraner sind außerdem stark in den Zukunftsmärkten wie autonomes Fahren und Telematik, entwickeln Systeme für intelligente Mobilität und Fahrzeuge. In Sachen autonomes Fahren existiert seit wenigen Monaten eine Kooperation mit BMW, Intel und Mobileye. Und ein neues Forschungslabor im Silicon Valley hat den Fokus

auf Elektromobilität. Für die emissionsfreie Alternative zum Verbrennungsmotor hat Conti bereits Antriebsstränge im Angebot. Ebenso die Einbindung von Batterien - auch für den wachsenden E-Bike-Markt. Das Unternehmen nutzt zur Expansion in Zukunftsfelder der Mobilität auch Akquisitionen. Jüngstes Beispiel: der Kauf eines französischen Spezialisten für selbstfahrende Fahrzeuge.

Die Fahrt in Richtung Zukunft hat dem Konzern zuletzt kräftige Umsatzsprünge beschert. Conti wächst stärker als die Autokonzerne. Das gilt für beide Segmente: Automotive und Rubber. Jedoch sorgten Restrukturierungen und höhere Preise im rohstofflastigen Gummigeschäft für sinkende Gewinne. Nichtsdestoweniger hat der Vorstand die Gewinnprognose bestätigt und - weil das Geschäft in allen Divisionen brummt  - die Umsatzerwartungen angehoben.

Die starke Ausrichtung auf Zukunftsthemen der Mobilität macht die Aktie attraktiv, zumal der Konzern zugleich versucht, seine starke Abhängigkeit von der Automobilindustrie zu verringern und über die Sparte Conti-Tech mehr Produkte an andere Branchen zu verkaufen. Gelingt es Conti, vom Autogeschäft unabhängiger zu werden und zugleich die zukunftsträchtigen Geschäfte mit der Autobranche auszubauen, könnte die Aktie, die sich im vorigen Jahr nur moderat entwickelt hat, positiv überraschen. Insbesondere, wenn es gelingt, die Verschuldung weiter abzubauen. Als einer der größten Zulieferer könnte Conti auch als Übernahmeziel interessant werden.





Henkel: Klebstoff als Gewinnmaschine



Der Düsseldorfer Konzern Henkel setzt im Endkundengeschäft auf bekannte Marken wie Schauma, Persil oder Pattex, doch das Gros seiner Produktion sind Kleber für die Industrie.

Von den deutschen Chemieunternehmen vereinigt wohl keines so viele bekannte Marken unter einem Dach wie Henkel. Geht es um Pflege- und Waschmittel, ist das Unternehmen aus Düsseldorf mit Namen wie Schauma, Gliss, Persil oder Schwarzkopf beim Endkunden bekannt.

Trotz Wachstum und gezielter Zukäufe in diesem Segment bleibt das Klebstoffgeschäft das Flaggschiff im Konzern. Hier sieht sich das Unternehmen selbst als "globaler Marktführer". Der Verbraucher kennt vor allem Pattex und Pritt. Doch das Gros der Produktion an Klebe-, Füll- und Zusatzstoffen geht an die Industrie. Beispiele sind die Automobil-, Flugzeug- oder Elektronikindustrie, für deren Produkte Hochleistungskleber wichtig sind, um Haltbarkeit und Stabilität zu garantieren. Henkel setzt dabei auf Forschung und Entwicklung, will bei Zukunftsthemen vorn dabei sein. So beliefert das Unternehmen Entwickler von autonomen Fahrzeugen mit Elektronikmaterialien wie speziellen Wärmeleitmedien und leitenden Lacken.

Nach dem Milliardenzukauf des US-Waschmittelherstellers Sun hat sich Henkel auch geografisch breiter aufgestellt. Das Nordamerika-Geschäft hat im ersten Halbjahr 26 Prozent zum Konzernumsatz beigetragen und sich damit dem Heimatmarkt Westeuropa angenähert. Mit Übernahme des US-Technokleberproduzenten Darex Anfang Juli wird die Bedeutung Amerikas weiter wachsen.

Auch in den anderen Regionen ist der Konsumgüterspezialist auf Expansionskurs. Der Umsatz lag erstmals schon nach sechs Monaten bei mehr als zehn Milliarden Euro. Das Ergebnis je Aktie erreichte mit über 2,80 Euro ebenfalls einen neuen Top-Wert. So soll es weitergehen. Der Vorstand rechnet mit zwei bis vier Prozent organischem Umsatzwachstum und einer höheren Gewinnmarge.

Angesichts robuster Konjunkturdaten sind auch die weiteren Aussichten für Henkel glänzend. Für die Aktie spricht neben der starken globalen Präsenz des Unternehmens auch seine Finanzlage. Es ist trotz der jüngsten Übernahmen nur moderat verschuldet und verfügt mit 2,4 Milliarden Euro über eine prall gefüllte Kasse. Gelingen den Düsseldorfern weitere Deals mit Anbietern von Trendtechnologien wie emissionsfreier Mobilität, könnte die Aktie positiv überraschen.





SAP: Ständig hohes Tempo



Der Softwaregigant SAP zählt in der IT-Welt zur ersten Garde. Der Konzern aus Walldorf ist für die Zukunft gut gerüstet, die Verschuldung niedrig, die Konkurrenz überschaubar.

Es gibt im internationalen Vergleich kaum europäische Unternehmen, die in der Informationstechnologie und Digitalisierung zur ersten Garde zählen. Die Walldorfer Technologieschmiede SAP ist die große Ausnahme. Weltweit ist das Softwarehaus führend in der Entwicklung von IT-Lösungen für Unternehmen.

Und das schlägt sich in steigenden Erlösen nieder. Auch im ersten Halbjahr 2017 hielt hier das Wachstum an. Neben klassischen Lizenzerlösen für SAP-Software kletterten auch die Einnahmen mit Cloud-Lösungen, dem dynamischsten Geschäftsfeld. Dabei geht es um die intelligente Vernetzung und Steuerung einer Vielzahl von Unternehmens- und Industrieprozessen. Nirgends wächst die IT-Welt so schnell wie dort. Zu den Neukunden des SAP-Cloud-Produkts Hana zählten im zweiten Quartal der Datenriese Google, der Energiekonzern Centrica und das Handelshaus Mercadona. Positiv: Komplexe Prozesse erfordern kontinuierliche und intensive Betreuung. Das lässt die Einnahmen des wichtigen Unternehmensbereichs im Support steigen.

Die Dynamik zeigt sich auch in der Mitarbeiterentwicklung. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Vollbeschäftigten um zehn Prozent auf mehr als 87 000. Doch das hat seinen Preis. So kletterten die operativen Aufwendungen im ersten Halbjahr um 20 Prozent und ließen den Gewinn deutlich sinken. Gründe waren neben Personalrekrutierung Aufwendungen für ein Restrukturierungsprogramm im Bereich digitaler Geschäftsprozesse sowie für aktienbasierte Vergütungskomponenten. Das soll aber die Ausnahme bleiben. Der Vorstand jedenfalls hob die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr an.

Die Aussichten für die SAP-Aktie sind somit mehr als freundlich, auch wegen der soliden Kapitalausstattung und niedrigen Verschuldung. Und der Markt für Unternehmens-IT wächst weiter dynamisch. Auch das Entwicklungstempo ist hoch. Fantasie bietet die Entwicklung intelligenter Maschinen. Zugleich ist die Konkurrenz für Komplettanbieter SAP überschaubar. Das Softwarehaus hat zudem ausreichend Kapital, um Innovationen wenn nötig über Zukäufe zu integrieren. Sollte es SAP nach den zuletzt mäßigen Ergebnissen gelingen, die Gewinnmargen stärker als erwartet anzuheben, könnte die Aktie positiv überraschen.





Vonovia: Schöner wohnen



Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia profitiert vom Boom am deutschen Immobilienmarkt und der beständig hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum.

Sie ist der größte deutsche Wohnungskonzern. 2001 als Deutsche Annington gegründet, hat die heutige Vonovia ihren Bestand an Mietwohnungen durch Übernahmen immer weiter ausgebaut. Nach der Fusion mit dem einstigen MDAX-Wert Gagfah und der Übernahme der österreichischen Conwert verwaltet die Firma heute mehr als 400 000 Mietwohnungen, vor allem in Deutschland.

Davon besitzt sie mehr als 80 Prozent. Der Verkehrswert der eigenen Liegenschaften beträgt rund 31 Milliarden Euro. Meist handelt es sich dabei um größere zusammenhängende Wohnungskomplexe, was die Bewirtschaftung je Einheit effizienter und günstiger macht.

Vonovia hat sich auf das mittlere bis untere Mietpreissegment fokussiert. Die Durchschnittsmiete liegt bei sechs Euro je Quadratmeter kalt, die Leerstandsquote bei drei Prozent. Die starke Nachfrage nach Wohnraum sorgt seit Jahren für steigende Mieten und Einnahmen.

Im ersten Halbjahr kletterten die Mieterlöse um über sieben Prozent. Auch die für die Immobilienwirtschaft typischen Ertragszahlen legten zu. Die Vervielfachung des Periodenergebnisses auf gut eine Milliarde Euro im ersten Halbjahr geht auf Bewertungsgewinne der erstmals konsolidierten Conwert zurück.

Der Wert des Vonovia-Immobilienvermögens wächst mit dem boomenden Markt. Der Konzern flankiert die Wertsteigerung des Portfolios durch Investitionen in die Modernisierung, kann dabei auf günstige Darlehen öffentlicher Geldgeber zurückgreifen. Da der Bedarf an preiswertem Wohnraum in Deutschland weiter wachsen wird, sind auch die Aussichten für die Aktie gut. Zumal das Unternehmen solide finanziert ist, sich das Nettovermögen nach der Conwert-Übernahme weiter gesteigert hat und Aktionären eine attraktive Dividende geboten wird. Zwar lag die Performance in den vergangenen zwölf Monaten nur knapp im positiven Bereich, was vor allem an der Akquisition in Österreich gelegen hat. Langfristig profitiert Deutschlands größte Immobilienaktie aber vom positiven Umfeld. Sollte die Niedrigzinspolitik länger anhalten als bisher angenommen, könnte das die Aktie weiter beflügeln.



Auf Seite 10: Fonds - Die Dax-Jäger





Fonds: Die DAX-Jäger



Mit Investmentfonds können Anleger ohne Stress in die bekanntesten Aktien Deutschlands investieren - und den DAX schlagen. Welche Strategien die Nase vorn haben.

Deutsche Bank, VW, Bayer, Siemens, Infineon: Diese Namen sind den meisten Deutschen bestens vertraut. Wie genau sich die Geschäfte dieser Konzerne entwickeln, wo die Gewinne am schnellsten wachsen, welche Branche derzeit in Problemen steckt und welche das Tal durchschritten hat: Darüber will und kann sich nicht jeder regelmäßig informieren. Wer dennoch am deutschen Aktienmarkt anlegen will, hat zwei einfache Möglichkeiten: entweder einen Indexfonds (ETF) erwerben, der gleich in alle DAX-Aktien investiert, oder einen Fonds für deutsche Aktien kaufen, bei dem ein Fondsmanager die Aktienauswahl erledigt.

In letzter Zeit tendieren immer mehr Anleger zu ETFs. Im größten ETF für deutsche Aktien, dem iShares Core DAX ETF, sind mittlerweile über acht Milliarden Euro investiert, mehr als im größten aktiv gemanagten Fonds für deutsche Aktien, dem DWS Deutschland (6,7 Milliarden Euro). DAX-ETFs bilden das Auf und Ab des deutschen Leitindex ab, indem sie alle dort notierten Titel kaufen. Vorteil: ETFs sind kostengünstig, transparent und verlässlich, denn sie liefern nie weniger Gewinn als der breite Markt. Allerdings werfen sie auch nie mehr Gewinn ab. Genau das streben jedoch Fondsmanager an. Und geht es um deutsche Aktien, schaffen einige von ihnen das mit großer Beständigkeit.

Besser als der breite Markt



"Wir können uns der ETF-Konkurrenz selbstbewusst stellen", sagt deshalb Thomas Orthen, der seit Anfang des Jahres den Fondak managt, den 1950 aufgelegten und damit ältesten Fonds für deutsche Aktien. Ähnlich formulierte es sein Kollege Henning Gebhardt, der vor Kurzem von DWS zu Berenberg wechselte, in einem Interview mit der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro am Sonntag.



Gerade mit Blick auf deutsche Aktien haben die vergangenen Jahre gezeigt: Der Markt ist sehr wohl zu schlagen."
Henning Gebhardt, "Mister Aktie" und Fondsmanager des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland


Die Statistik bestätigt die beiden: Laut einer Analyse der Ratingagentur Scope schnitten im ersten Halbjahr 2017 rund 87 Prozent der Fonds für deutsche Aktien besser ab als der MSCI Germany Index, in zwölf Monaten waren es 66 Prozent. Zum Vergleich: Bei US-Aktien waren es nur 40 Prozent. Betrachtet man längere Zeiträume, sinkt die Quote zwar, bleibt aber noch weit über der anderer Regionen. Der Indexanbieter S & P Dow Jones hat errechnet, dass über die vergangenen fünf Jahre immerhin 20 Prozent der Fonds für deutsche Aktien besser als der breite Markt waren, bei US-Aktien fällt die Bilanz der aktiven Manager mit zwölf Prozent weitaus schlechter aus.

Das gute Abschneiden der deutschen Fondsmanager hat verschiedene Gründe. Einer hat mit den Schwächen des DAX zu tun. Dort sind nur 30 Titel notiert, bei anderen Länderindizes sind es deutlich mehr. So umfasst etwa der französische CAC 40 genau 40 Titel, im amerikanischen S & P 500 sind sogar die 500 größten Konzerne des Landes gelistet. In Deutschland haben einzelne Titel also weit größeren Einfluss auf die Entwicklung des Marktes als in den USA - zumal Branchen wie Banken und Autobauer - hohes Gewicht im DAX haben.

Für Fondsmanager reicht es daher bereits, die fünf schlechtesten Unternehmen aus dem DAX wegzulassen, um den Index zu schlagen, könnte man zugespitzt sagen. "Ganz so einfach ist es leider nicht", sagt Fondak-Manager Thomas Orthen und verweist auf den immensen Aufwand, mit dem er Aktien selektiert. Er und sein Team durchforsten akribisch Bilanzen, um sich ein Bild über Erträge, Umsätze, Wachstum und Finanzierung eines Unternehmens zu machen. Sie besuchen Konzerne vor Ort, weil man dort den besten Eindruck von Geschäftsmodell und Management bekommt. Und sie analysieren Branchen und Absatzmärkte, um die künftigen Gewinner am deutschen Aktienmarkt herauszufiltern. Ähnlich gehen auch die Manager anderer Fondsgesellschaften vor.

Hinzu kommt ein Trick, den viele erfolgreiche Deutschland-Fonds anwenden: Sie beschränken sich nicht auf die 30 DAX-Werte, sondern nehmen Papiere von kleineren Unternehmen aus MDAX und TecDAX mit ins Portfolio. Manche von ihnen haben über ein Drittel des Kapitals dort investiert. "Der dynamische und international gut vernetzte Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft", sagt Thomas Orthen, der im Fondak den Nebenwerte-Anteil erhöht hat. "Hier wollen wir stärker engagiert sein."

Langfristige Auswahl



Mutige Titelselektion, akribische Unternehmensanalyse, beigemischte Nebenwerte: Die Strategien vieler Deutschland-Fonds ähneln sich. Erfolg haben trotzdem nicht alle. Aus mehr als 60 Fonds für deutsche Standwerte in unserer Statistik haben wir für Sie deshalb fünf spannende und erprobte Produkte ausgesucht, die wir in den Kästen rechts porträtieren.

Darunter sind der Fondak und der DWS Aktienstrategie Deutschland, der in den vergangenen Jahren konstant auf den vorderen Plätzen landete. Dessen ehemaliger Manager Henning Gebhardt - von der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro als Fondsmanager des Jahres 2016 ausgezeichnet - wechselte allerdings zu Jahresbeginn zu Berenberg und betreut dort einen neuen Fonds. Hinzu kommen ein DAX-ETF sowie ein Fonds, der auf ökologische und soziale Kriterien achtet und seit seiner Auflage trotzdem so gut wie der DAX läuft. Bis auf den Ethik-Fonds sind alle Produkte sparplanfähig. Das heißt, dass Anleger monatlich kleine Summen einzahlen und so langfristig Kapital ansparen können. Mit Sparplänen lassen sich auch zwischenzeitliche Korrekturen besser überstehen.

Langfristig hat der DAX zwischen sieben und acht Prozent pro Jahr zugelegt. Und was können Anleger in den kommenden Jahren erwarten? "Konkrete Prognosen kann ich nicht treffen, allerdings sind die Gewinnaussichten für viele Unternehmen weiterhin günstig", sagt Orthen und betont die Vorzüge des Standorts Deutschland: "Die Rechtssicherheit ist da, die Ausbildung ist gut, die Innovationskraft hoch und die geografische Lage in der Mitte Europas sehr günstig."

Auf Seite 11 - 15: Fünf Top-Fonds





iShares core DAX ETF



Indexfonds (ETFs) auf den DAX gibt es viele, ihre Unterschiede sind aber minimal. Der größte von ihnen ist mit über acht Milliarden Euro Kapital der iShares Core DAX ETF (siehe unten), der billigste ist das Produkt von Comstage (ISIN: DE 000 846 900 8) mit 0,08 Prozent Gebühr pro Jahr.

Beide bilden das Auf und Ab des deutschen Leitindex ab, indem sie alle dort notierten Aktien kaufen. Grundsätzlich sind DAX-ETFs als Basisinvestment für deutsche Anleger bestens geeignet. Sie sind die kostengünstigste und einfachste Möglichkeit, um in die größten deutschen Börsenkonzerne zu investieren. Allerdings hat der DAX auch Schwächen.

Mit lediglich 30 Werten ist der Index relativ schwankungsanfällig, andere Länderindizes wie der S & P 500 für die 500 größten US-Aktien sind deutlich breiter und damit stabiler aufgestellt. Zudem sind einzelne Branchen im DAX hoch gewichtet: Die Autobauer VW, BMW und Daimler machen etwa 20 Prozent aus, Banken und Versicherer liegen zusammen bei fast 15 Prozent.

Die fünf Schwergewichte im DAX: SAP, Siemens, Bayer, Allianz und die Deutsche Telekom. Zahlreiche aktive Fonds für deutsche Aktien laufen langfristig besser als der DAX, weil sie flexibler anlegen und beispielsweise Nebenwerte beimischen. Deshalb trägt der DAX-ETF von iShares nur FondsNote 3. Wie aktive Fonds sind auch die meisten DAX-ETFs sparplanfähig.





DWS Aktien Strategie D.



Die DWS ist wohl die Adresse schlechthin für Fonds für deutsche Aktien. Privatanlegern bietet die Deutsche-Bank-Tochter gleich drei Produkte an, die sich regelmäßig weit vorn in den Statistiken finden: den Investa (ISIN: DE 000 847 400 8), der hauptsächlich in DAX-Aktien investiert und gelegentlich große europäische Werte beimischt, den DWS Deutschland (DE 000 849 096 2), der den DAX-Aktien ein paar Nebenwerte hinzufügt, und den DWS Aktien Strategie Deutschland. Mit seinem Mix aus etwa 60 Prozent DAX-Aktien und 40 Prozent Nebenwerten ist er der offensivste und langfristig ertragreichste der drei Fonds.

Dass er den DAX über Jahre hinter sich ließ, ist Fondsmanager Henning Gebhardt zuzuschreiben, der aber Anfang 2017 zu Berenberg wechselte. Doch sein Nachfolger Tim Albrecht ist kein unbeschriebenes Blatt. Er managt seit 15 Jahren den ebenfalls starken DWS Deutschland und hat den DWS Aktien Strategie Deutschland seit der Übernahme zu Jahresanfang bisher wie gewohnt unter den besten deutschen Aktienfonds des laufenden Jahres platziert.

Im Portfolio sind derzeit Aktien von IT-Unternehmen wie SAP oder Infineon hoch gewichtet, Autobauer spielten hingegen zuletzt eine untergeordnete Rolle. Der DWS Aktien Strategie Deutschland war mehr als ein Jahr für Neuanleger geschlossen, seit Mitte Juli ist der Fonds aber wieder investierbar.





Fondak



Der Fondak von Allianz Global Investors ist der älteste Fonds für deutsche Aktien - und einer der erfolgreichsten. Seit seiner Auflage im Jahr 1950 hat er im Schnitt jährlich knapp über zehn Prozent Rendite erwirtschaftet.

Wie der DWS Aktien Strategie Deutschland hat auch der Fondak seit Jahresbeginn einen neuen Manager: Thomas Orthen, der bei Allianz Global Investors bisher für Aktien aus Schwellenländern verantwortlich war, leitet das Fondak-Team. Sein bisheriger Schwerpunkt sei alles andere als ein Nachteil, glaubt Orthen: "Damit kenne ich viele wichtige -Absatzmärkte für deutsche Konzerne sehr genau."

Als Orthen den Klassiker im Januar übernahm, baute er den Anteil an Nebenwerten im Portfolio aus. Deshalb sind mittlerweile rund 45 Prozent des Kapitals in kleineren Unternehmen aus dem MDAX und dem Technologieindex TecDAX investiert.

Für besonders aussichtsreich hält Orthen derzeit die IT-Branche, wie ein Blick in seinen Fonds zeigt. Dort finden sich mit SAP, Infineon und United Internet gleich drei Techwerte in den Top-Positionen. Neben dem Fondak bietet Allianz Global Investors einen zweiten starken Fonds für deutsche Aktien: den Concentra (ISIN: DE 000 847 500 5), der lange von Matthias Born gemanagt wurde. Weil Born zu Berenberg wechselte, leitet Christoph Berger den Fonds seit Jahresmitte.







Berenberg Aktien Strat.



Weil er mit seinen Fonds den DAX immer wieder schlagen konnte, zeichnete die BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro Henning Gebhardt 2016 als "Fondsmanager des Jahres" aus. Da war er allerdings noch bei der DWS. Anfang 2017 wechselte Gebhardt zu Berenberg und soll dort mit dem Berenberg Aktien Strategie Deutschland an die Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen.

"Natürlich setze ich mit dem Fonds meine bewährte Strategie fort", verspricht er. Und die lautet: mutige Titelselektion bei Werten aus dem DAX und kräftige Beimischung von Nebenwerten. Im Moment sind die Aktien von Allianz, SAP, Siemens, Bayer und Adidas im Fonds sehr hoch gewichtet. Auch die abgestraften Autobauer und Zulieferer hält Gebhardt besser für die Elektromobilität gerüstet als befürchtet.

Für den Fonds spricht, dass Gebhardt bei dem noch kleinen Fonds größere Freiheiten als bei der DWS und damit mehr Renditepotenzial hat. Außerdem bekommt er mit Matthias Born, der bisher bei Allianz Global Investors den sehr guten Fonds Concentra managte, im Herbst eine weitere Koryphäe für deutsche Aktien an die Seite gestellt. Die größte Gefahr: Dass Gebhardt zu viele Baustellen hat, weil er bei Berenberg nebenbei die Struktur für weitere Produkte aufbauen soll. Der Fonds hat einen alten Fondsmantel übernommen, die Renditeangaben in der Tabelle beziehen sich auf die Zeit vor Gebhardt.







D Ethik 30 Aktienfonds



Der Deutschland Ethik 30 Aktienfonds von Rhein Asset Management bildet den Dethik 30 Index für deutsche Aktien ab, der ethische und ökologische Kriterien berücksichtigt. Der Index wird von Solactive berechnet und ähnelt dem DAX - sortiert aber DAX-Konzerne aus, die in Skandale oder schmutzige Geschäfte verwickelt sind.

Die Selektion orientiert sich am Leitfaden der Evangelischen Kirche Deutschland für ethische Geldanlage, an den Nachhaltigkeitsratings von Oekom Research sowie an den Beschlüssen eines Ethikrats, dem unter anderem Benediktinerpater Anselm Grün angehört.

Außerdem gibt es Ausschlusskriterien. So fliegen Unternehmen aus dem Index, die mit Atomenergie oder Rüstung Geld verdienen. Derzeit werden etwa die Hälfte der DAX-Konzerne ausgeschlossen, darunter VW, Thyssenkrupp, die Deutsche Bank, BASF oder die Versorger RWE und Eon.

Um auf 30 Titel zu kommen, rücken Werte aus MDAX und TecDAX nach. Das sind beispielsweise die Aareal Bank, der Anlagenbauer Aixtron oder der Windkraftkonzern Nordex. Der Fonds eignet sich für Anleger, die mit gutem Gewissen investieren wollen.

Auf Rendite muss man deshalb trotzdem nicht verzichten, der Dethik 30 Index läuft bisher genauso gut wie der DAX. Einziger Haken: das geringe Fondsvolumen, weshalb der Fonds auch nicht bei allen Banken und Direktbanken vertrieben wird.