Nach mehr als 20 Jahren will Hasso Plattner abtreten. Der Co-Unternehmensgründer von Europas größtem Software-Konzerns wird spätestens im Mai 2024 seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei SAP abgeben. Sein Nachfolger wird genauso wie die erhöhte Dividende auf der kommenden Hauptversammlung bestätigt. Die SAP-Aktie legt zu.
Nach mehr als 20 Jahren will Hasso Plattner spätestens im Mai 2024 seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender 'seines' Software-Konzerns SAP abgeben. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) am Mittwochabend mit. Sein Nachfolger solle Punit Renjen (61) werden. Der Ex-Chef der Unternehmensberatung Deloitte müsse zunächst am 11. Mai 2023 bei der Hauptversammlung in den SAP-Aufsichtsrat gewählt werden. Damit würde der Übergangsprozess beginnen. Die Amtszeit von Plattner endet im Mai 2024.
Der 79-jährige Plattner hatte SAP 1972 gemeinsam mit Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector gegründet. Seit 2003 hält er den Aufsichtsratsvorsitz. Im Mai 2022 war er zuletzt erneut für zwei Jahre in den Aufsichtsrat von Europas größtem Software-Hersteller gewählt worden. Schon damals hatte er in Richtung der Aktionäre gesagt, er habe die Kritik an ihm wahrgenommen und eine Nachfolgelösung angedeutet.
Trotz Gewinneinbruch mehr Dividende
Europas größter Software-Hersteller hat zudem eine Erhöhung der regulären Dividende um 10 Cent auf 2,05 Euro angekündigt. Trotz eines Gewinneinbruchs 2022 um zwei Drittel auf 1,7 Milliarden Euro werde SAP 140 Prozent des Nettogewinns ausschütten. Mit der Auszahlung geht SAP damit deutlich über seine eigentliche Dividendenpolitik hinaus, die eine Ausschüttung von mindestens 40 Prozent des Nettogewinns vorsieht.
Der scheidende Finanzchef Luka Mucic hatte eine Erhöhung der Regeldividende zuletzt bereits angedeutet. SAP sei der Ansicht, dass die Aktionäre angemessen am Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 beteiligt werden sollen, hieß es vom Konzern.
Im vergangenen Jahr wurde eine Gesamtdividende von insgesamt 2,45 Euro ausgeschüttet. Davon waren allerdings 50 Cent eine Sonderdividende anlässlich des 50-jährigen Firmenbestehens gewesen.
Magere Geschäftszahlen, gute Kursreaktion
Belastet vom Rückzug aus Russland und höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung ist das Betriebsergebnis 2022 währungsbereinigt um sieben Prozent auf 8,03 Milliarden Euro gefallen, teilte SAP weiter mit. Der Netto-Gewinn brach sogar um 39 Prozent auf 4.08 Euro je Aktie ein.
An der Börse kommen die SAP-News am Donnerstag recht gut an. Die SAP-Aktie steigt zeitweise auf 110,16 Euro. Anfang Februar hatte das (hinter Linde) nach Marktkapitalisierung schwerste DAX-Unternehmen bei 112,74 Euro ein neues Jahreshoch markiert.
Weiteres Kurspotenzial
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für SAP angesichts des angekündigten Rückzugs von Hasso Plattner aus dem Aufsichtsrat auf "Buy" mit einem Kursziel von 120 Euro belassenDer Abgang sei für die SAP-Mitarbeiter nach 21 Jahren an der Aufsichtsratsspitze eine große Umstellung. Investoren dürften es begrüßen, dass mit dem indisch-stämmigen Renjen eine unabhängige Person nachrücken soll.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für SAP heute auf "Buy" mit einem Kursziel von 135 Euro belassen. Zu den Hauptthemen des Managements würden unter anderem die Entwicklung des Cloud-Portfolios durch Übernahmen und die steigende Nachfrage nach SAP-Produkten rund um das Thema Nachhaltigkeit gehören, schrieb Analyst Mohammed Moawalla in einer Studie anlässlich der "European Technology Conference".
BÖRSE ONLINE ist ebenfalls optimistisch für die SAP-Aktie gestimmt und hat Anfang Februar das Kursziel auf 145 Euro erhöht.
(Mit Material von dpa-AFX)