Ein Zeitenwechsel steht bevor: In Kürze dürften Mischfonds zur zweitgrößten Fondsgattung in Deutschland aufsteigen. Bislang gehört dieser Platz Rentenfonds. Doch diese können mit dem reißenden Absatz, den gemischte Portfolios seit einigen Jahren finden, nicht mithalten. Mittlerweile stecken in Mischfonds hierzulande fast 190 Milliarden Euro.

Für die Beliebtheit gibt es mehrere Gründe. Viele Bundesbürger stehen der reinen Aktienanlage kritisch gegenüber, und zu schwankungsanfällig ist sie ihnen allemal. Ihre Devise: Wenn schon Aktien, dann bitteschön in einer abgemilderten Form - in einem Mix mit Anleihen und anderen Anlageklassen.

Fast 700 Mischfonds sind in der Datenbank von BÖRSE ONLINE gelistet. Sie sind - je nach Aktienquote - in drei Kategorien unterteilt: offensiv, ausgewogen und defensiv. Viele davon sind ihr Geld nicht wert. Doch es gibt rühmliche Ausnahmen. Die Redaktion hat die drei Mischfondsklassen unter die Lupe genommen und fünf Top- Produkte herausgefiltert. Diese überzeugen in ihrer jeweiligen Kategorie mit einer sehr guten Fünf-Jahres-Rendite, einem hervorragenden Rendite-Risiko-Profil und konstant überdurchschnittlichen Bewertungen. Und sie werden von Managern gelenkt, die ihr Können über viele Jahre hinweg unter Beweis gestellt haben.

CP

Auf Seite 2-6: Die Fonds im Überblick





Bert Flossbach - FvS Multiple Opportunities: Flexibiilität ist Trumpf

Freiheit ist Bert Flossbach sehr wichtig. Der Vermögensverwalter und Manager des FvS Multiple Opportunities kann mit seinem Fonds weltweit in alle Anlageklassen investieren, festgelegte Quoten gibt es nicht. Auch bei der Wahl der Regionen, Branchen und Währungen ist Flossbach an keine Vorgaben gebunden.

Wer aktuell in den Mischfonds einsteigt, erhält ein relativ aktienlastiges Produkt. Mehr als zwei Drittel des Vermögens stecken in dieser Anlageklasse. Die verbleibenden 30 Prozent teilen sich festverzinsliche Wertpapiere, Barmittel und Edelmetalle etwa zu gleichen Teilen.

Sowohl bei den Aktien als auch bei den Anleihen konzentriert sich Flossbach auf Qualitätstitel. "Im Fall der Aktien sind das Unternehmen, die verlässlich Gewinne erzielen, nachhaltig wachsen, global aufgestellt und wenig verschuldet sind", sagt er. Diese findet er naturgemäß in stabilen, wenig konjunkturanfälligen Branchen wie nicht zyklische Konsumgüter und Pharma.

Den zehnprozentigen Goldanteil im Fonds versteht Flossbach als Stabilitätsanker. "Gold ist nicht zuletzt eine Versicherung gegen die Folgen der ultralockeren Geldpolitik", sagt er. Das Edelmetall wird physisch in Form von Barren gehalten.

CP





Thomas Jökel, Jörg Warncke - UniRak: Urgestein mit Deutschland-Fokus

Thomas Jökel ist in seinem Element: "Im derzeitigen Anlageumfeld fühlen wir uns ziemlich wohl", sagt der Fondsmanager des UniRak. Jökel ist bei dem Portfolio für die Aktienauswahl zuständig. Dividendentitel machen im Fonds standardmäßig 65 Prozent aus, Anleihen 35 Prozent.

Doch aktuell sind Aktien um fünf Prozent übergewichtet. Denn Jökel und sein Kollege Jörg Warncke, der sich um die Rentenseite kümmert, sind Aktien gegenüber optimistischer eingestellt als gegenüber Anleihen. Insbesondere deutschen Titeln trauen sie noch einiges an Potenzial zu. Denn die Unternehmen hierzulande profitieren von günstigen Finanzierungsbedingungen und der schwache Euro helfe den exportorientierten Branchen. Mit Bayer und BASF gehören deshalb zwei Vertreter dieser Gruppe zu Jökels hoch gewichteten Positionen. Insgesamt hat er aktuell 35 Prozent des Fondsvermögens in deutsche Aktien investiert, mindestens 22,5 Prozent sind laut Satzung nötig. Warncke muss mit seinem Anleiheteil ein schwankungsärmeres Gegengewicht schaffen. Dazu legt er ein breites Spektrum an Eurobonds an - von Pfandbriefen bis zu Peripherieanleihen. Stets jedoch müssen die Papiere Investment- Grade-Status haben.

AH





Kurt Eichhorn, Rudolf Gattringer - Kepler Vorsorge Mix: Ausgewogene Österreicher

Einer der besten ausgewogenen Mischfonds wird im österreichischen Linz gemanagt. Ursprünglich starteten Kurt Eichhorn und Rudolf Gattringer mit einem reinen Rentenfonds für institutionelle Anleger. Dann bauten sie das Portfolio zu einem Mischfonds um. Doch noch heute stecken im Kepler Vorsorge Mixfonds Pensionsrückstellungen österreichischer Institutionen. Entsprechend eng sind die Anlagegrenzen für den Fonds gefasst. Das Vermögen ist im Regelfall in 65 Prozent Anleihen und 35 Prozent Aktien investiert. Maximal dürfen die Fondsmanager fünf Prozent von dieser Gewichtung abweichen.

Für die Aktienauswahl ist Gattringer zuständig. Er investiert weltweit und hat mit rund 15 Prozent Schwellenländeraktien eine relativ hohe Quote an Emerging-Markets- Titeln. Doch Gattringer ist von den Aussichten dieser Märkte überzeugt. Schwerpunkt in seinem Aktienportfolio sind allerdings US-Werte, gefolgt von japanischen Aktien. Sein Kollege Eichhorn legt überwiegend in sichere und liquide Staatsund Unternehmensanleihen an. Zu einem kleinen Teil mischt er seinem Portfolio aber auch kleinvolumige Anleihen aus weniger liquiden Märkten bei, die für einen zusätzlichen Renditekick sorgen.

AH





Peter E. Huber - Starcapital Windbonds Plus: Für Vorsichtige

Viele Rentenfondsmanager erzielen aktuell kaum noch Rendite. Peter Huber jedoch kann in diesem schwierigen Umfeld die Stärken seiner Mischfondsstrategie voll ausspielen. Der Anleiheteil, der derzeit rund 60 Prozent des Portfolios im Starcapital Winbonds Plus ausmacht, hat eine durchschnittliche Rendite von 4,1 Prozent. Der größere Teil ist in sichere Staatsanleihen und Unternehmensbonds mit Investment Grade investiert. Mit etwa einem Drittel des Anleiheportfolios versucht Huber jedoch, von Marktineffizienzen zu profitieren. So kaufte er etwa Titel großer Rohstoffunternehmen, deren Kreditwürdigkeit im Zuge fallender Preise herabgestuft wurde. Viele institutionelle Anleger mussten diese Papiere wegen strenger Anlagevorschriften abstoßen. Das drückte den Kurs, Huber konnte die Anleihen günstig einsammeln.

Mit dem Aktienteil investiert der Fondsmanager breit gestreut in ETFs und internationale Bluechips. Zu seinen Favoriten zählen derzeit die Aktienmärkte von Europa, China und Japan. Daneben baut er antizyklisch Positionen in großen Rohstoffkonzernen auf. Sein Portfolio enthält maximal 20 Prozent Aktien und zum Ausgleich des dabei eingegangenen Risikos eine etwa ebenso große Portion Cash.

JGR





Stefan Kloss - Kapital Plus: Überzeugend einfach

Der Kapital Plus kombiniert Aktien und Anleihen in einem relativ fixen Verhältnis. Rund 70 Prozent des Portfolios bestehen aus festverzinslichen Wertpapieren, der verbleibende Teil aus Aktien. Dieser Quote bleibt Fondsmanager Stefan Kloss im Regelfall treu, auch wenn er prinzipiell den Aktienanteil zwischen 20 und 40 Prozent variieren darf.

"Der Anleger weiß, was er bekommt, wenn er in den Fonds einsteigt", hebt Kloss den Vorteil dieser geradlinigen Vorgehensweise hervor. Eine taktische Allokation, bei der das Gewicht einzelner Anlageklassen ständig angepasst wird, findet nicht statt. Ebenso wenig experimentiert Kloss mit exotischen Papieren. Das Portfolio besteht vor allem aus Euro-Anleihen europäischer Staaten, die als verlässliche Schuldner gelten. Einige wenige Unternehmensanleihen, die ebenfalls ein Investment-Grade- Rating tragen, mischt er bei.

Auf der Aktienseite setzt Kloss auf qualitativ hochwertige Firmen aus Europa, die aufgrund eines einzigartigen Geschäftsmodells oder überlegener Produkte kräftig wachsen. Dazu zählen der britische Reinigungsmittelhersteller Reckitt-Benckiser, der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk und SAP aus Deutschland.

CP