Am 23. Oktober entscheiden die Aktionäre des Schweizer Mobilfunkkonzerns Sunrise über die sechs Milliarden Franken schwere Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC und eine dafür nötige Kapitalerhöhung. Sunrise will damit zu Marktführer Swisscom aufschließen. Kritiker halten die Übernahme für überteuert und zweifeln an der Strategie. Der größte Sunrise-Aktionär, der deutsche Telekomkonzern Freenet (knapp 25 Prozent), ist gegen die Transaktion. Ob eine Mehrheit für die Übernahme zustande kommt, ist unklar.

boerse-online.de: Wie schätzen Sie unmittelbar vor dem Sunrise-Aktionärstreffen am kommenden Mittwoch die Mehrheitsverhältnisse unter ihren Aktionären für den UPC-Deal ein?
Andre Krause: Wir befinden uns in der Endphase der Abstimmung und geben deshalb keine Prognosen mehr ab. Klar ist, dass es eng wird, wenn ein 25-Prozent-Hauptaktionär dagegen ist. Aber wir arbeiten daran, dass wir Investoren überzeugen können, die noch unentschieden sind. Und wir arbeiten auch daran, dass wir eine hohe Stimmbeteiligung haben.

boerse-online.de: Neben Freenet lehnen auch andere Investoren und Stimmrechtsberater die Transaktion als überteuert ab.
Freenet hat keine stichhaltigen Argumente und macht deshalb über Provokationen Stimmung. Tatsache ist, dass der Deal die einzigartige Chance ist, eine stärkere und grössere Sunrise zu schaffen, die langfristig konkurrenzfähig ist, Markanteile gewinnen und über die Konvergenz wachsen kann. Der Preis ist angemessen, das bestätigen zwei unabhängige Gutachten. Der Preis bewegt sich im Rahmen vergleichbarer Konvergenz-Transaktionen in anderen Märkten.

boerse-online.de: Kritiker zweifeln vor allem auch an der industriellen Logik und den in Aussicht gestellten Synergien. Wie profitieren die Aktionäre von dem Deal?
Die industrielle Logik ist - mit Ausnahme der Kritik von Freenet - unbestritten: Durch die Kombination von 5G, Glasfaser und Kabelnetz werden wir die leistungsfähigste Hochbreitband-Infrastruktur der Schweiz haben und 90 Prozent der Haushalte mit Gigabit-Internet versorgen. Die Aktionäre profitieren von den Synergien von 3,1 Milliarden Franken. Der nahezu verdoppelte freie Cash-Flow sichert die geplante progressive Dividende ab, die jährlich vier bis sechs Prozent wachsen wird.

boerse-online.de: Haben Sie eine Vermutung, warum Freenet dann so vehement dagegen ist?
Freenet hat einen hohen Verschuldungsgrad erreicht; die Schulden betragen rund das Fünffache des Vorsteuer-Gewinnes (Ebitda). Wir haben ja bereits versucht, Freenet eine goldene Brücke zu bauen, haben die Transaktion in Absprache mit zahlreichen anderen Aktionären angepasst und haben die Kapitalerhöhung um 1,3 Milliarden Franken gesenkt.

boerse-online.de: Welche Folgen hätte es für Sunrise, wenn der Deal tatsächlich nicht zustandekommt?
Wir haben eine einmalige Chance und einen klaren Plan, eine starke Nummer zwei zu etablieren. Damit könnten wir die 1996 nur halbherzig durchgeführte Liberalisierung des Schweizer Telekom-Marktes zu Ende führen. Nicht nur der Ex-Monopolist, sondern auch wir wären dann in der Lage, Festnetz-, Breitbandinternet- und Mobilfunkleistungen sowie digitales Fernsehen über die eigene Infrastruktur in der Schweiz anzubieten. Wenn die Übernahme nicht zustande kommt, führt dies zu einer enormen Destabilisierung des Unternehmens. Etwas Anderes anzunehmen, ist naiv.

boerse-onlin.de: Haben Sie einen Plan B, mit welcher Strategie Sie bei einer Ablehnung der UPC-Übernahme weitermachen wollen?
Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf Plan A. Dieser ist gut für die Aktionäre, die Kunden, und das Unternehmen.