Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Zur Wochenmitte ging es auffällig gesittet am deutschen Aktienmarkt zu - fast schon könnte dem vorsichtigen Anleger der Verdacht kommen, es handle sich um die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Doch es wäre neurotisch, jedem eher gemächlichen Handelstag dies zu unterstellen - noch ist der Deutsche Aktienindex immerhin weniger als drei Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs entfernt, und damit gemessen an kurzfristigen Maßstäben nicht überhitzt. Bis in den Bereich von 3,6 / 3,8 Prozent hatte der DAX in der Vergangenheit stets mindestens Potenzial (siehe unten). Ausgehend vom aktuellen Stand der 21-Tage-Linie und ihrer Steigung bleibt damit noch Spielraum bis über die 11.300er-Marke.
Mindestens vier Mal waren in den vergangenen fünf Jahren sogar Ausreißer von 5,75 Prozent zu beobachten, das ergäbe ein rechnerisches Potenzial von 11.525 Punkten - aber die Häufigkeit dieser Extreme ist bereits recht gering. Die Rekordabweichungen nach oben von 8 bis 9 Prozent sind im gleichen Zeitraum nur zwei Mal messbar gewesen, zuletzt erst im Januar. Nicht auszuschließen, aber zunehmend unwahrscheinlich, dass sich dieses Phänomen schon in Kürze wiederholt.
Zumal dabei auch noch der mittel- bis langfristige Zustand des Marktes zu berücksichtigen ist, der sich am Abstand zur 200-Tage-Linie messen lässt. Hier hat der Index bereits eine Differenz von mehr als 14 Prozent zu verbuchen (erkennbar auf Seite 3) und liegt damit über einem kritischen Schwellenwert, ab dem eine Überhitzungszone beginnt, die bis zur 20-Prozent-Marke reicht. Ab jetzt ist für längerfristig agierende Anleger daher erhöhte Alarmbereitschaft angesagt.
Verkaufen muss aber noch keiner, nur sollten nun keine größeren Long-Positionen mehr eröffnet werden. Auch von zu mutigen Short-Positionen raten wir aber ab - diese sind durchaus viel versprechend und für risikobereite Anleger nun langsam eine interessante Option. Aber sich gegen einen derart dynamisch verlaufenden Aufwärtstrend zu positionieren ist nur etwas für Trader mit guten Nerven, und es ist trotz der beginnenden Überhitzung gefährlich, weil niemand genau vorhersagen kann, wie weit die aktuelle Übertreibung noch reicht. Allerdings summieren sich die Warnzeichen, wir berichteten bereits gestern über die hohe Anzahl der DAX-Aktien die über 21- und 200-Tage-Linien notieren.
Ein erstes Schwächezeichen, das zu einem Short-Einstieg verlocken könnte, wäre ein Rückfall unter die nächstgelegene schwache Unterstützung bei 11.140/11.160, mit einem möglichen nächsten Zwischenhalt bei 11.065/11.080 und dann weiter bis in die Zone 10.930/11.000. Anleger können von diesen kurzen Etappen profitieren, indem sie Short-Zertifikate mit hohen Hebeln einsetzen, am Ende der Analyse findet sich ein entsprechendes Produkt, dass die Kursbewegungen des Index nach unten um das 10-fache vervielfacht.
Chart 2 - DAX-Chart langfristig mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt noch Potenzial nach oben, von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits zwischen 3,6 und 3,8 Prozent - dieser Schwellenwert ist bald erreicht.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.100 bis 11.700 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.940er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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