von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Am Chart des Dow Jones Industrial Index wird es noch deutlicher, als am bisher immer von uns gezeigten S&P 500: Der nur 30 Werte umfassende US-Leitindex zeigt eine immer flacher werdende Aufwärtsbewegung mit immer kleiner werdenden Tageshandelsspannen - im abgebildeten Kerzenchart (Candlestick-Chart des Dow unten) zeigt die Länge einer Candle die Tageshandelsspane an. Der Schwung, mit dem der Markt die jüngste Korrektur wieder kompensiert hat, ist nun erst einmal raus.

Bitte nicht falsch verstehen - die beschriebene Entwicklung muss nicht negativ sein, eine Konsolidierung kann auch anschließend in einen nachhaltigen Aufwärtstrend münden. Überhaupt ist die schnelle Wiedergutmachung des jüngsten Einbruchs ein mittelfristig sehr optimistisch stimmendes Signal. Auch die rückläufigen Schwankungsbreiten innerhalb eines Börsentages sorgen für Stabilität, da sie das Risiko vermindern auf dem falschen Fuß erwischt und ausgestoppt zu werden, wenn man mit engen Verlustbegrenzungsschwellen handelt.

Fakt ist aber: Die Luft ist raus. Ein neuer Bewegungsimpuls muss sich erst einmal aufbauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser nach oben zeigt, ist hoch. Der Markt ist nicht mehr so extrem weit von seinem Monatsdurchschnittskurs entfernt wie noch vor zwei Wochen, und damit auch nicht mehr so überhitzt (siehe Indikator unter dem Tageschart). Doch eine Zwischenkonsolidierung ist ebenfalls möglich, zumal der Deutsche Aktienindex nun bei 9500 Punkten an der 200-Tage-Linie angekommen ist.

Wer unsere Analyse täglich liest, weiß bereits was dies bedeutet. Der am Markt wohl meistbeachtete Durchschnitt ist selbst in Seitwärtstrends - wie aktuell der Fall - kurzfristig als Kursbremse wirksam. Auch wenn der Durchbruch darüber dann nicht zwingend was zu bedeuten hat, orientieren sich viele Investoren mit Gewinnmitnahmen nach der Mitte Oktober gestarteten Rally von 8354 Punkten bis knapp über die 9500er-Marke an dem Durchschnittskurs. Erst wenn der DAX diese Zone überwunden hat, steigen die Chancen für ein weiteres Plus noch einmal deutlich. Wir haben die Zielbereiche für dieses Szenario noch einmal überarbeitet und sehen bei einem neuen Höchstkurs (jenseits dem Mittwochs-Hoch bei 9521 Punkten) Potenzial bis in die Zone 9720/9810.

Dort lagen seit Jahresanfang zahlreiche Umkehrpunkte im Markt, so dass dieser Bereich fast wichtiger ist als das September-Zwischenhoch bei 9891 Zählern, das bislang nur ein Mal als Hürde aufgetaucht und vermutlich zufällig zustande gekommen ist. Ein Anstieg deutlich über die 9800er-Marke würde dann vermutlich zu einem Test des Allzeithoch-Widerstandes bei 10.030/10.050 Punkten führen. Doch bis zu einem Anstieg über das Wochenhoch raten wir zur Zurückhaltung, unter der im Intradaychart erkennbaren kurzfristigen Kaufzone bei 9380 Zählern werden wir sogar extrem vorsichtig und gehen von weiteren 65 bis 100 Punkten Korrekturpotenzial aus. Für beide Fälle haben wir wie immer passende Derivate ausgesucht, um unseren Lesern die Suche aus den Hunderttausenden Papieren zu ersparen (siehe Seite 6).

Chart 2 Intradaychart auf Ein-Stunden-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Erst wenn der Markt sich deutlich über die 9600 erholt, sinkt mittel- bis langfristig die Gefahr weiterer Verkäufe. Dann wäre der Bereich um 9770/9891 Punkten die nächste Orientierungsmarke. Hier liegen seit Jahresbeginn mehrere Wendepunkte und Zwischenhochs im Chart. Bis es soweit ist, bleibt aber die Zone um 8100/8150 Punkte weiterhin ein realistisches Kursziel auf der Unterseite. Dort lagen über viele Jahre hinweg ehemalige Allzeithochs des Deutschen Aktienindex, das Areal ist in den Köpfen der Marktteilnehmer dadurch noch sehr stark präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance in einen mehrjährigen Aufwärtstrend sehen - daran dürfte die Mehrheit immer noch glauben.

Darunter hinaus gehende Rückschläge sind vorerst eher unwahrscheinlich, eine Seitwärtsbewegung zwischen dem Bereich 9600/9891 oder sogar dem Allzeithoch bei 10.050 Zählern auf der Oberseite und maximal 7500/8000 Punkten auf der Unterseite (siehe Wochenchart auf der folgenden Seite) bleibt vorerst das wahrscheinlichste Szenario. Gegen weitere Verluste spricht vorerst die scharfe Erholung des Marktes nach dem jüngsten Einbruch im Oktober, die unter Chartexperten als V-Formation bekannt ist, weil sie diesem Buchstaben gleicht. Dieses Kursmuster entsteht, wenn Marktteilnehmer eine panikähnliche Verkaufswelle am Markt nutzen, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das Ausmaß der anschließenden Käufe kann nur dann so hoch werden, wenn die breite Masse ihren vorangegangenen Ausverkauf als Irrtum oder Übertreibung einstuft und dann schnell wieder zugreift. Ist dies der Fall, ist das Stimmungsumfeld für einen weiteren Anstieg anschließend oft deutlich besser als zuvor.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Erst wenn es weiter abwärts geht, müssen Anleger sich Gedanken machen. Dann hilft der Abstand zur 200-Tage-Linie, ein Kursziel zu definieren. Er kann zwischen minus 20 und minus 40 Prozent betragen, daraus resultieren Zielmarken zwischen 7600 und 5700 Punkten. Letztere ist eher unwahrscheinlich, nur in Extremphasen hat sich der DAX so weit von seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 200 Börsentage nach unten abgesetzt.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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