Chart 1 - Intradaychart auf Ein-Stunden-Basis
Wenn die Kurse etwas zu schnell steigen - was das genau bedeutet, lassen wir in dieser verallgemeinerten Betrachtung mal außen vor - dann korrigieren sie in der Regel danach auch überproportional. Diese in vielen Jahren bewährte Börsenphysik ist leicht nachvollziehbar, denn je mehr Gewinne existieren, desto mehr davon möchten Anleger auch mitnehmen. Dies gilt übrigens auch umgekehrt, nach scharfen Rückschlägen sind Schnäppchenjäger immer besonders aktiv - zuletzt war das Mitte Oktober nach der steilen Korrektur des Index zu beobachten.
Nun droht aber eher das erstgenannte Extrem. Mit ebenfalls sehr hohem Tempo hat der Markt alle Verluste des Vormonats wieder aufgeholt und steuert auf das zwischendurch nur noch knapp 100 Punkte entfernte Allzeithoch zu. So erfreulich dies auch ist, so zeigt es doch dass Anleger wieder unbeherrscht kaufen, denn inzwischen hat befindet sich der Abstand des DAX zu seinem Monatsmittelkurs mit 5,5 Prozent auf einem Spitzenniveau (siehe Indikatoren unter dem Chart oben und auf Seite 2).
Zuletzt war der Index im Mai 2013 so weit von seinem Durchschnittspreis entfernt, anschließend ging es zwar noch langsam weiter aufwärts, aber nur für wenige Punkte - dann folgte ein größerer Einbruch. Nur eine kleinere Korrektur kam beim vorletzten Extrem im Sommer 2012 zustande - damals pausierte die Aufwärtsbewegung kurz, bevor der Mark seine Rally fortsetzte. Er hatte nach einer größeren Abwärtsbewegung (grüne Box im Tageschart auf Seite 2) auch jede Menge Aufholpotenzial. Ähnlich stark fiel die jüngste Korrektur des DAX seit dem Allzeithoch bei 10.050 Zählern aus - wiederholt sich die Geschichte also? Dann hätte der Index in der Tag gute Aussichten, weiter zu steigen. Aber auch erst nachdem (!) er sich eine Atempause gegönnt hat. Dass die morgen kommt, ist nun so gut wie sicher - es war bereits vor zwei Tagen und 130 Punkte tiefer recht wahrscheinlich.
Ob es danach weiter runter oder schnell wieder aufwärts geht, muss sich zeigen. Doch nun sollten Anleger erst einmal die Unterstützungszonen bei 9870 und 9830/40 Punkten kennen, auch Notierungen um 9810 und 9780 Zähler können schnell wieder gesehen werden, unabhängig davon wie es später weiter geht. Denn nach dem steilen Anstieg werden mehrere Marktteilnehmer gleichzeitig Kasse machen wollen.
Man ist sich allgemein jetzt schon nicht mehr so sicher am Markt, das zeigt der Blick auf den Kerzenchart (Seite vier). Die oberen Schatten eines jeden Tages werden länger: So bezeichnet man die senkrechten Striche oberhalb des Kerzenkörpers, die den Abstand vom Schlusskurs eines Tages (bei weißen Kerzen) zum Tageshoch darstellen. In starken Märkten schließt der DAX nahe am Hoch, so wie er es in der vergangenen Woche an vier von fünf Tagen getan hat - nur beim Erstkontakt mit der 200-Tage-Linie waren die Marktteilnehmer vorsichtig und nahmen intraday wieder alle Gewinne mit.
In dieser Woche taten sie es bislang schon jeden Tag, obwohl der Index intraday gar nicht so viel gestiegen war, es also nicht so viele Profite zu realisieren gab. Doch die über die Vortage angehäuften Gewinne brennen nun langsam unter den Nägeln. Auch die täglichen Umsätze gehen wieder zurück (siehe Volumenbalken unter den Kerzen), das ist in Aufwärtstrends oft der Vorbote einer Konsolidierung.
Chart 2 Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Das Allzeithoch bei 10.030/10.050 ist in Reichweite, dürfte sich allerdings als - vielleicht nicht ganz punktgenau wirksamer - Widerstand erweisen. Nach dem steilen Anstieg der Vorwochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, und das ist der letzte Orientierungspunkt dafür, den Anleger noch haben. Danach ist der Weg in Richtung 11.000 frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Mangels Alternativen sind es oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
www.index-radar.de