von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

"Es ist schwierig, Leute dazu zu bringen, an Orten zu investieren, an denen sie niemals gewesen sind, von denen sie nichts wissen, mit denen sie keine Bilder verbinden" zitieren die Kollegen des SPIEGEL-Magazins Stephen Schwarzman, den Gründer von Blackstone - eine der größten Investmentfirmen der Welt. Doch eine WM liefert starke Bilder, sie verändert entscheidend, wie eine Nation von außen wahrgenommen wird. Das Land wird attraktiver für Handelspartner und Investoren, zieht hochqualifizierte und leistungswillige Arbeitnehmer an. Das findet auch US-Börsenprofi Schwarzman, der bereits nach dem Sommermärchen von 2006 den damaligen Ausrichter Deutschland "in neuem Glanz gehüllt", sah - und damals wurden die Deutschen Kicker nur Dritte.

Auch Patriotismus ist ein Wirtschaftsfaktor. Steigt das Selbstwertgefühl einer Nation, können sich Bürger - mit dem Spieler-Idol vor Augen - gegenseitig zu Höchstleistungen anfeuern. Aber lässt sich das auch messen? Kommen wir zurück zur Technischen Analyse des DAX - hier spricht die Performance in den historischen WM-Siegerjahren eine eindeutige Sprache: Beim vorletzten WM-Sieg 1990 war der Index um 21 Prozent gefallen - auf den ersten Blick kein berauschendes Ergebnis, zumal die Weltbörsen (gemessen am populären MSCI Welt-Index) sogar nur um rund 19 Prozent abgestürzt sind.

Wer genauer hinsieht weiß aber, dass der DAX ist in den beiden Vorjahren 1988 und 1989 jeweils um rund 33 und 35 Prozent angezogen war und damit die Weltmärkte (+21% und +14%) weit hinter sich gelassen hat. Eine Korrektur des Index war überfällig und hätte deutlich schärfer ausfallen müssen als im globalen Durchschnitt. Ist sie aber nicht - ein klares Stärkesignal. Weitaus eindeutiger fiel das Ergebnis vor 40 Jahren aus: Damals brachen die Weltmärkte, allen voran der Dow Jones, um jeweils rund 28 Prozent ein - der DAX dagegen ging unverändert aus dem turbulenten Handelsjahr - auch hier also: Eine extreme Outperformance.

Und das Beste zum Schluss: Als die Spieler um Kapitän Fritz Walter und Bundestrainer Sepp Herberger 1954 das "Wunder von Bern" durch einen Sieg gegen die hoch favorisierte Nationalmannschaft Ungarns vollbrachten, schoss die deutsche Börse um 83 Prozent nach oben - fast doppelt so stark wie der Dow Jones-Index (+44%, den MSCI Welt-Index gibt es erst seit 1968).

Was heißt das nun für Anleger in der Gegenwart? Börsengewinne sind auch weiterhin nicht garantiert, aber eine Outperformance - also eine bessere Entwicklung des DAX als der globale Durchschnitt - ist auf Grund der Erfahrungen aus der Vergangenheit durchaus eine realistische Option. Berücksichtigt man dazu noch die nach wie vor intakten mittel- und langfristigen Aufwärtstrends des Deutschen Aktienindex, und nun kommen wir wieder zurück zum Tagesgeschäft, sind das keine allzu trüben Aussichten.

Nur kurzfristig lässt die Stabilisierung noch auf sich warten, wobei die nun erreichte Zone um 9600 Zähler dabei helfen könnte. Spätestens das Areal um 9400 Punkte, an dem auch die 200-Tage-Linie verläuft, sollte wenigstens für eine vorläufige Bodenbildung ausreichen (siehe auch Seite 2). Dann ist zunächst wieder Luft bis 9750/9800 Punkte, und im Idealfall auch bis 10.030 / 10.050 - langfristig auch darüber hinaus.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Im übergeordneten Kursbild auf Tagesbasis bleibt auch weiterhin der steigende, bis 2012 zurück verfolgbare Kurskorridor (grün markiert) wichtig. In diesem Aufwärtstrendkanal haben die Notierungen Platz bis etwa 10.550 / 10.750 Zähler nach oben und 9400/9450 Punkte nach unten. Erst tiefere Kurse würden die Aussichten eintrüben, doch der eher überverkaufte Markt lässt dies vorerst nicht befürchten. Dazu kommt das (grau markierte) Sommerloch, in dem ohnehin nicht allzu viel passieren dürfte..

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ergeben sich zusätzlich zu den kurzfristigen Kursbildern des Deutschen Aktienindex vor allem zwei Zusatzinformationen: Er zeigt die starke Unterstützung bei 7500/8000 Punkten, die jedoch aus heutiger Sicht noch nicht gebraucht wird. Der Abstand zur 200-Tage-Linie und die geglättete Stochastik-Kurve warnen zudem rechtzeitig vor einer massiv überkauften Marktlage. Der Stochastik-Indikator (DSSBR) ist im oberen Extrembereich angekommen, allerdings darf er in starken Trendphasen nur als zusätzliches Signal eingesetzt werden. Ist er in der roten Zone, müssen Verkaufssignale im Chart als Bestätigung dazu kommen- beispielsweise ein Ausbruch unter die 9400er-Marke. Andernfalls drohen (voreilige) Fehlsignale, da der Signalgeber sich lange im oberen Extrembereich halten kann.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände