Nach den am Karfreitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten rutschten am Montag in freundlichem Börsen-Umfeld die Kurse von Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet ab. Unternehmens-News waren dafür nicht verantwortlich, sondern vor allem Sorgen um den künftigen Zustand der US-Wirtschaft. Was das für die vier Tech-Riesen bedeutet.
Am Karfreitag wurde der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung veröffentlicht. Insgesamt zeigte sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust. Das Beschäftigungswachstum blieb im März hoch, auch wenn es unter dem noch deutlicheren Anstieg im Februar blieb.
Die Arbeitslosenquote ging erneut leicht zurück, während sich das Lohnwachstum etwas beschleunigte. Die Entwicklung hielten sich jedoch weitgehend im Rahmen der Erwartungen.
Die starke Entwicklung in den USA erschwert der Notenbank den Kampf gegen die hohe Inflation. An den Finanzmärkten ist man noch unsicher, ob die Fed demnächst erneut den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anheben wird.
Dennoch rutschten die Aktienkurse der vier großen Tech-Konzerne ab: Apple-Aktien verloren am Montag im US-Handel 1,6 Prozent, Alphabet (C) um 1,8 Prozent und Microsoft um 0,8 Prozent. Lediglich Amazon-Papiere hielten sich mit plus 0,1 Prozent wacker.
Weitere Zinserhöhung im Mai?
Unternehmensspezifischen Nachrichten der Tech-Giganten gab es nicht, so machten Börsenhändler den Gesamtzustand der Wirtschaft für die Kursverluste verantwortlich. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigten den 27. Monat in Folge mit einem Wachstum. Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Schaffung von Arbeitsplätzen weiter verlangsamen muss, bevor die Inflation wieder in den Zielbereich der Fed sinkt.
Normalerweise ist ein stabiler Arbeitsmarkt positiv, doch in Zeiten hoher Inflation wird er als problematisch angesehen. Die bisherigen neun Zinserhöhungen haben die Inflation noch nicht genügend abgeschwächt.
Anfang Mail wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank erneut zusammentreten und entscheiden, ob der Leitzins erneut angehoben wird oder nicht. Ein starker Arbeitsmarktbericht erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Erhöhungen notwendig werden. Lediglich die Lage vieler (Regional)-Banken, die durch die hohen Zinsen in Bedrängnis kommen, dürfte die Fed bremsen.
So sind Apple, Alphabet, Microsoft und Amazon betroffen
Die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt und das wirtschaftliche Umfeld wirken sich auch auf die vier Tech-Riesen aus. Angesichts der weiterhin hohen Inflation stellen immer mehr Verbraucher die Entscheidung auf ein Upgrade von High-End-Produkten wie etwa Apple iPhones zurück und nutzen ihre älteren Smartphones länger. Dies wird sich wahrscheinlich so lange fortsetzen, bis die Inflation weiter nachlässt.
Alphabet wird wiederum in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von Ausgaben-Kürzungen von Unternehmen negativ beeinflusst. Da Werbung angesichts der sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen leicht heruntergefahren oder hochgefahren werden kann, ist es eines der ersten Dinge, was gekürzt wird. Alphabet macht einen Großteil seines Umsatzes mit digitaler Werbung und Ad-Tech-Dienstleistungen. Aber da es auch einer der weltweit größten Verkäufer von digitalen Werbeflächen ist, dürfte sich der Konzern mit der breiteren Wirtschaft auch wieder erholen.
Microsoft, die sowohl in Privatkonsum- als auch in Geschäftssegmenten tätig sind, wird ebenfalls von einem Abschwung der Wirtschaft negativ beeinflusst, wird sich aber schnell erholen, wenn der Gegenwind nachlässt.
Nach einer Phase des rasanten Wachstums des digitalen Einzelhandels vor allem in der Corona-Zeit hat sich dieser Trend zuletzt auch wegen der Inflation abgeschwächt. Auch das Umsatzwachstum von Amazon stagnierte. Als führendes E-Commerce-Unternehmen ist Amazon jedeoch gut positioniert, um sich wieder zu erholen, wenn sich die Wirtschaft verbessert.
Alle vier Tech-Konzern notieren wegen den Befürchtungen vor einem Wirtschaftsabschwung deutlich unter ihren Höchstständen, die sie in 2021 bis Anfang 2022 markierten. Am deutlichsten zurückgeblieben ist Amazon, wie der Vergleichschart zeigt.
Die großen Internet-Konzerne dürften in den kommenden Monaten vom Trend zu individuellen Inhalten der Nutzer profitieren. Sie reagieren mit neuen Plattformen, Angeboten und Geschäftsmodellen, was zunächst Kosten verursacht und die Kurse nicht kräftig nach oben treibt.
BÖRSE ONLINE hält jedoch alle vier Aktien längerfristig für kaufenswert. Bei der Alphabet-Aktie wurde ein Kursziel von 118 Euro ausgegeben, für Amazon von 125 Euro, für Apple von 160 Euro und für Microsoft 290 Euro. Für Schnäppchenjäger ist Amazon mit einer Bewertung des 1,6-Fachen des Umsatzes des nächsten Jahres mit Abstand das billigste unter diesen Vieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Der Vorstand dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.