"Wir wollen einen nationalen Champion von europäischer Dimension schaffen", sagte Annington-Chef Rolf Buch am Montag in einer Telefonkonferenz. Von der Fusion versprechen sich die beiden Unternehmen innerhalb von zwei Jahren Größen- und Finanzierungsvorteile von rund 84 Millionen Euro. Die Zinsen auf die milliardenschweren Schulden der Wohnungsgesellschaften sollen Buch zufolge deutlich sinken, weil dem neuen Unternehmen ein besseres Rating winke.

Die Deutsche Annington zahlt jeweils die Hälfte der 3,9 Milliarden Euro schweren Kaufsumme in bar und in eigenen Aktien. Das entspreche 18 Euro je Gagfah-Aktie, 16 Prozent mehr als der Schlusskurs vom Freitag. Die Gagfah-Aktionäre sollen für 14 ihrer Aktien 122,52 Euro in bar sowie fünf neue Deutsche-Annington-Aktien erhalten. Das offizielle Angebot soll noch vor Weihnachten vorgelegt werden. Bis zum 21. Januar 2015 muss sich entscheiden, ob sich die Gagfah-Aktionäre dafür gewinnen lassen. Voraussetzung für das Zustandekommen der Übernahme ist eine Annahmequote von mehr als 50 Prozent. Finanzieren will die Deutsche Annington den Deal durch die Aufnahme neuer Schulden und eine Kapitalerhöhung. Die US-Investmentbank JPMorgan hilft mit einem Brückenkredit aus.

Vorstandschef der Deutschen Annington bleibt Buch, Gagfah-Chef Thomas Zinnöcker soll sein Stellvertreter werden. Buch sagte, das fusionierte Unternehmen werde eine neue Firmenzentrale brauchen. Sie soll in der Nähe der beiden Hauptverwaltungen in Bochum (Annington) und Mülheim (Gagfah) gebaut werden. Auch einen neuen Namen soll der Immobilienriese bekommen. Personal soll nach der Fusion nicht abgebaut werden, versprach Buch in der Telefonkonferenz. "Die Mitarbeiterzahl wird tendenziell steigen." Annington verfolge anders als Gagfah bisher das Ziel, Arbeiten wie Wartung und Objektbetreuung selbst zu übernehmen statt an Dienstleister zu vergeben.

An den Plänen von Annington und Gagfah, ganze Portfolien und einzelne Objekte in Randgebieten zu verkaufen, werde sich nichts ändern, sagte Buch.

Annington und Gagfah sind auf ähnliche Weise entstanden. Finanzinvestoren hatten staatliche und Werkswohnungen gekauft, mit Schulden finanziert und letztlich an die Börse gebracht. Die Gagfah hatte unter der Ägide des Investors Fortress mit den Wohnungen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) angefangen und dann die kommunalen Wohnungsgesellschaften Nileg in Hannover und Woba in Dresden hinzuerworben. Deutsche Annington besteht aus ehemaligen Eisenbahner-Wohnungen und den ehemaligen Werkswohnungen von E.ON und RWE. Der Investor Terra Firma hatte sie 2013 an die Börse gebracht, Gagfah ist dort seit 2006 notiert.

Es ist bereits die zweite Großfusion unter börsennotierten Wohnungsgesellschaften in Deutschland. Vor einem Jahr hatten die Deutsche Wohnen und die GSW ihren Zusammenschluss angekündigt. Sie haben ihren Schwerpunkt in Berlin.

Reuters