Heute ist die deutsche Variante von Annington Homes mit ihrem bundesweiten Portfolio von mehr als 200 000 Apartments hierzulande die Nummer 1. Auch auf dem Parkett ist der Konzern mit 5,5 Milliarden Euro Börsenwert schon wesentlich schwerer als seine Rivalen LEG, Deutsche Wohnen, Gagfah und TAG. Weil Finanzinvestor und Großaktionär Terra Firma den Marktführer im vergangenen Jahr jedoch in einem ungünstigen Umfeld aufs Parkett schickte und deshalb nur wenig Anteile abgab, startete Deutsche Annington im kleinen Börsensegment SDAX. Nach dem Komplettausstieg des Großaktionärs ist der Weg für einen IndexAufstieg jetzt frei. Der MDAX dürfte dabei nur eine Zwischenstation sein.
Dank der Größe des Portfolios, dem Schwerpunkt in bevölkerungsreichen Bundesländern mit hoher Nachfrage nach Wohnraum und dem hohen Anteil des Kernportfolios von 95 Prozent hat der Konzern nach Einschätzung von Kapitalmarktexperten sogar das Potenzial, mittelfristig in den DAX aufzusteigen. Der Börsenwert des Unternehmens liegt bereits jetzt über den 4,6 Milliarden Euro des DAX-Konzerns und Düngerspezialisten K+S. Zudem gilt Deutsche Annington als potenzieller Käufer des Rivalen TAG Immobilien, der sich zuletzt offen für eine Übernahme zeigte.
Die Aussicht auf einen weiteren Indexaufstieg wird das Interesse institutioneller Anleger verstärken. Auch die Risiko suchenden Co-Investoren des Terra-Firma-Beteiligungsfonds, denen Deutsche Annigton-Aktien vor Kurzem übertragen wurden, haben offensichtlich Interesse, weiter dabei zu sein: Die 90 Tage Haltefrist für ihre Anteile lief zu Wochenbeginn ohne auffällige Bewegungen bei den Handelsvolumen der Aktie aus. Was Deutsche Annington seinen Aktionären künftig bieten will, ist ein stabiles Geschäftsmodell mit geringem Risiko und nachhaltig hoher Dividendenrendite. Das schätzen die künftig dominierenden Investoren, zu denen Versicherungen und Pensionskassen gehören.
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NEUES CREDO DER BRANCHE
Deutsche Annington stellt sich auf die Ansprüche seiner neuen Aktionäre ein. Rolf Buch, seit gut einem Jahr Chef der Konzerns, wirbt um deren Gunst: "Es ist eine Generation von Managern am Ruder, die das Wohnungsgeschäft stabil und auf lange Sicht betreibt. Einige Finanzinvestoren wollten mit Wohnungsgesellschaften durch Verkäufe schnelle Profite erzielen. Sie haben dabei nicht bedacht, dass das Wohnungsgeschäft ein langfristiges ist, und so fehlte oft auch ein Geschäftsmodell."
Das Geschäftsmodell des Marktführers aus Bochum sei sehr gut skalierbar, sagt Buch und nennt Telekomkonzerne, die ihre Dienstleistungen Millionen Kunden anbieten, als Vorbild. "Warum soll ein Mietwohnungskonzern nicht auch eine Million Kunden haben. Es gibt in Deutschland keine maximale Größe für ein Wohnungsunternehmen."
Den jüngsten Zukauf von 41 000 Wohnungen hat der Konzern zügig integriert und seine Strukturen auf eine deutlich größere Anzahl von Mietern vorbereitet. So wurde über die Gemeinschaftsfirma Deutsche TGS mit dem Partner B&O Service und Messtechnik eine eigene Handwerkerorganisation aufgebaut.
Die 1800 Mitarbeiter sind mit einer ausgeklügelten Logistik bundesweit im Einsatz. Die Kosten für die Renovierung einer leerstehenden Wohnung sind im Vergleich zu externen Angeboten nach Konzernangaben um mehr als ein Viertel niedriger.
Zudem kann der Marktführer so auch Wohnungen günstiger energieeffizient aufrüsten oder seniorengerecht umbauen. Im laufenden Jahr sollen 11 000 Einheiten entsprechend angepasst werden.
Damit sollten auch in dem neuen Kapitel bei Deutsche Annington deutliche Wertsteigerungen möglich sein. Finanzinvestor Hands gehören noch fünf Prozent der Anteile. Es ist also gut möglich, dass er noch eine Weile dabei bleibt.
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