Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat sich die Deutsche Bahn auf Lohnsteigerungen um 1,5 Prozent ab dem kommenden Jahr verständigt. Der konkurrierenden Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist das allerdings zu wenig. GDL-Boss Claus Weselsky will 4,8 Prozent mehr Lohn und dazu noch eine einmalige Corona-Prämie von 1300 Euro. Richard Lutz wiederum, Vorstandschef der Deutschen Bahn, ist nicht dazu bereit, die GDL-Forderungen zu erfüllen. Denn sie würden die Personalkosten drastisch nach oben treiben. Lutz will beziehungsweise muss allerdings die Ausgaben senken.
Die finanziellen Spielräume des Staatskonzerns sind eng. Im vergangenen Jahr fuhr die Deutsche Bahn Pandemie-bedingt einen Nachsteuerverlust von 5,7 Milliarden Euro ein, der Umsatz sank gegenüber 2019 um über zehn Prozent auf 39,9 Milliarden Euro. Trotz rückläufiger Passagierzahlen hatte Berlin eine weitgehende Aufrechterhaltung des Bahnverkehrs empfohlen. Auch der Güterverkehr verzeichnete im vergangenen Jahr erhebliche Einbrüche, im laufenden bleiben die Zahlen tiefrot. Erst 2022 dürfte der Konzern in die Gewinnzone zurückkehren.
Mittel für Modernisierung
Auch die hohen Defizite des Konzerns begrenzen mögliche Lohnerhöhungen. Ende des vergangenen Jahres belief sich die Nettoverschuldung auf rund 30 Milliarden Euro. Ein schneller Abbau ist nicht in Sicht. Der Konzern muss das Schienennetz ausbauen und Bahnhöfe modernisieren. 2021 werden insgesamt 12,7 Milliarden Euro investiert - so viel wie noch nie zuvor in einem Jahr. Die Hauptlast tragen zwar Bund und Länder, der Konzern muss dafür dennoch 2,4 Milliarden Euro selbst aufbringen.
Trotz der hohen Verschuldung sind die Risiken für Anleiheinvestoren laut LBBW "wegen des Staatshintergrunds" gering. Die Bank rät zu Bonds mit längeren Laufzeiten. Die im Jahr 2050 fällige Anleihe (siehe Kasten) notiert deutlich unter Nennwert.