"Das war eines der herausforderndsten Quartale", sagte Finanzchef Marcus Schenck - für alle Investmentbanken wie auch für die Deutsche Bank. Privat- und Firmenkunden zweifelten an der Entwicklung der Weltkonjunktur und hielten sich deshalb im Handel ebenso zurück wie in der Unternehmensfinanzierung und in der privaten Vermögensverwaltung. Im März und April habe sich die Stimmung aber etwas aufgehellt. Die Erträge der Deutschen Bank sanken im ersten Quartal in allen Sparten - außer bei der zum Verkauf stehenden Postbank. Am stärksten betroffen waren der Handel mit Aktien und Anleihen mit einem Minus von 29 Prozent. Im Konzern lagen die Erträge mit 8,1 Milliarden Euro 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Cryan begründete den Rückgang auch damit, dass sich die Bank wie angekündigt ganz oder teilweise aus Ländern und Geschäften zurückgezogen habe.
Anleger atmeten zunächst auf. Die Deutsche-Bank-Aktie stieg am Donnerstag gegen den Markttrend um bis zu fünf Prozent. Dahinter stecke die Erleichterung, dass die Zahlen im Handel und Investmentbanking nicht noch schlechter ausgefallen seien, sagte Will Hamlyn von Manulife Asset Management. Viele Analysten hatten mit einem Quartalsverlust gerechnet.
Auf Seite 2: KAPITALPOLSTER VORÜBERGEHEND WIEDER DÜNNER
KAPITALPOLSTER VORÜBERGEHEND WIEDER DÜNNER
Doch die Bank konnte den Investoren die Sorge nicht nehmen, dass ihre Kapitaldecke angesichts der Risiken zu dünn ist. Ihre harte Kernkapitalquote sank von Januar bis März auf 10,7 von 11,1 Prozent - das ist deutlich weniger, als die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) mittelfristig sehen wollen. "Das Thema bleibt eine Herausforderung", sagte Fondsmanager Helmut Hipper von Union Investment zu Reuters. "Aber es besteht noch kein akuter Handlungsbedarf für eine Kapitalerhöhung." Bis zum Jahresende will Schenck die Quote wieder auf mehr als elf Prozent schrauben. Im zweiten Quartal winkt ein Milliardenerlös aus dem vereinbarten Verkauf der Beteiligung an der Hua Xia Bank in China, der die Kapitalquote um ein halbes Prozent verbessert.
Licht am Ende des Tunnels sieht Vorstandschef Cryan bei der Beilegung der zahlreichen Rechtsstreitigkeiten, in die die Bank verwickelt ist. In den ersten drei Monaten musste sie dafür 1,4 Milliarden Euro weniger ausgeben als ein Jahr zuvor. Die größten verbliebenen Brocken, darunter die Geldwäsche-Vorwürfe in Russland und der Streit um verbriefte Hypotheken in den USA, will der Brite in diesem Jahr noch aus dem Weg räumen. Das soll die Bank aber weniger kosten als die 5,2 Milliarden Euro, die sie 2015 für die Altlasten ausgegeben hatte.
CRYAN: JE SCHLECHTER DIE ZAHLEN, DESTO MEHR FORTSCHRITT
Ob es für die Deutsche Bank auch am Jahresende zu schwarzen Zahlen reichen werde, ließ Cryan offen. Das hänge von den Kosten für die Rechtsstreitigkeiten und den Umbau ab. "Wir sind an der Schwelle", sagte er vor Analysten. "Je schlechter das Bild auf dem Papier aussieht, desto erfolgreicher sind wir gewissermaßen dabei, den Berg von Arbeit zu erledigen, den wir uns aufgehalst haben." Derzeit laufen Verhandlungen mit den Betriebsräten über den Abbau von mehreren tausend Stellen in Deutschland. Die Bank will im zweiten Halbjahr damit beginnen, ein Drittel ihrer gut 700 Filialen zu schließen. Für Abfindungen und sonstige Kosten hat sie im ersten Quartal 285 Millionen Euro zurückgelegt.
Mit dem Verkauf oder Börsengang der Tochter Postbank lässt sich die Deutsche Bank dagegen mehr Zeit. "Wir sind gut beraten, vor einem Verkauf zu warten, bis sich dort eine Reihe operativer Fortschritte einstellen", sagte Finanzchef Schenck. Die Postbank arbeite an ihren Kosten und daran, mehr margenstarkes Geschäft zu gewinnen.
Reuters