Zudem werde dem Institut eine schleppende Aufarbeitung der Affäre vorgeworfen. Vorstände der Bank seien nicht direkt in die Manipulation von Referenzzinsätzen wie dem Libor verwickelt gewesen, jedoch für die strukturellen Mängel bei der Bank verantwortlich. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Kritisiert werden in dem Bericht dem Insider zufolge unter anderem der scheidende Co-Chef Anshu Jain, Personalvorstand Stephan Leithner, der ehemalige Vorstandsboss Josef Ackermann sowie Ex-Vorstand Hermann-Josef Lamberti. Von den vier Managern war keine Stellungnahme zu erhalten. Über die Vorwürfe gegen sie hatte zuerst der "Spiegel" berichtet. Dem Insider zufolge hat BaFin-Chef Felix Hufeld seine Kritik an dem Geldhaus auch in einem Gespräch mit Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner zum Ausdruck gebracht.

Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, es sei kategorisch falsch zu behaupten, Jain und Co-Chef Jürgen Fitschen hätten sich wegen Druck der Aufsichtsbehörden zum Rückzug entschlossen. Achleitner hatte kürzlich in einem Brief an die Mitarbeiter erklärt, Fitschen und Jain hätten ihn aus eigenem Antrieb heraus angesprochen, da nach der Bekanntgabe der neuen Strategie "ihrer Meinung nach jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine neue Führung zu etablieren, die die Umsetzung der Strategie in den nächsten fünf Jahren begleitet".

DEUTSCHE BANK IM VISIER DER BEHÖRDEN



Jain und Fitschen hatte am vergangenen Sonntag überraschend das Handtuch geworfen. Jain wird bereits Ende des Monats abtreten, Fitschen im Mai nächsten Jahres. Investoren werfen beiden vor, die anvisierten Ziele nicht erreicht und Rechtsstreitigkeiten nicht schnell genug aus der Welt geräumt zu haben. Ihre Nachfolge soll der Brite John Cryan antreten, der bereits seit 2013 im Aufsichtsrat der Bank sitzt.

Die BaFin hat die Deutsche Bank bereits seit Jahren wegen einer Vielzahl von Affären im Visier. Sie prüft unter anderem, welche Rolle die Bank bei der Manipulation von Devisenkursen und Betrügereien im Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten spielte. Den Libor-Bericht hat die Bonner Behörde kürzlich fertiggestellt und mit Bitte um Stellungnahme an die Deutsche Bank geschickt. Danach wollte die Behörde über mögliche Konsequenzen entscheiden, sagte der oberste BaFin-Bankenaufseher Raimund Röseler im Mai. Am Freitag wollte sich die BaFin zu dem Thema nicht äußern.

Die ehemalige BaFin-Chefin Elke König hat im Rahmen der Libor-Affäre bereits 2013 organisatorische Mängel bei den Geldhäusern kritisiert. "Die Institute haben diesem Prozess nicht die Bedeutung beigemessen, die er im Rückblick hätte haben sollen." Händler verschiedener Banken sollen die Referenzzinssätze über Jahre hinweg manipuliert haben, um Handelsgewinne einzustreichen. Die EU-Kommission und die Aufseher in Großbritannien und den USA haben die Deutschen Bank wegen der Libor-Affäre bereits zu Strafen von insgesamt rund drei Milliarden Euro verdonnert. rtr