Aktionäre und Gläubiger der Deutschen Bank setzen auf einen milliardenschweren Rückkauf von Anleihen. Die "Financial Times" berichtete am Mittwoch, der deutsche Branchenprimus prüfe, vorrangige Papiere im Milliardenvolumen von den Anlegern zurückzukaufen. Die Zeitung berief sich dabei auf Personen, die mit den Plänen vertraut seien. Diese Aussicht ließ nicht nur die Kurse der Bonds steigen, sondern stärkte auch das Vertrauen der Aktionäre in die Bank. Die schwer gebeutelte Aktie schoss um bis zu 17 Prozent nach oben - der höchste Tagesgewinn seit sieben Jahren. Am Nachmittag notierten sie noch acht Prozent höher.
Damit hätte die Deutsche Bank das erste Ziel schon erreicht, das sie nach dem Bericht mit den Rückkaufplänen verbindet. Auch die Kreditausfallversicherungen (CDS) der Deutschen Bank wurden billiger. Das Institut wollte sich zu seinen Plänen nicht äußern.
Die Deutsche Bank hatte Ende September vorrangige Papiere im Volumen von rund 50 Milliarden Euro im Umlauf. Mit einem Rückkauf von Anleihen unter dem Nennwert können Banken günstig ihre Kapitaldecke aufstocken.
Banker und Branchenexperten zeigten sich aber skeptisch zur Wirksamkeit der Pläne. Zwar habe die Deutsche Bank zwischen 26 und 28 Milliarden Euro mehr Vorrang-Anleihen im Umlauf als sie brauche, um ihre Kapitalanforderungen zu erfüllen, rechneten die Analysten von BNP Paribas vor. Normalerweise gingen aber maximal 60 Prozent der Investoren auf Rückkaufangebote ein. Wenn die Bank etwa fünf Milliarden zurückkaufe, bringe ihre das nur rund 250 Millionen Euro zusätzliches Kapital. "Ich glaube nicht, dass das harte Kernkapital hier die Motivation ist. Dafür würde man alles andere als Vorrangpapiere nehmen", sagte ein Banker.
Die Zwangswandelanleihen (Contingent Convertible Bonds, "CoCos") wären laut "FT" von einem Rückkauf aber wahrscheinlich nicht betroffen. Die Bank hatte am Montag betont, sie habe das Geld, um die fünf Milliarden Euro schweren CoCos ordnungsgemäß zu bedienen.
Michael Hünseler, auf Anleihen spezialisierter Fondsmanager bei Assenagon, glaubt, der Rückkauf sei eher als Signal gegen die Unruhe unter den Anleihe-Investoren zu verstehen als als echte Handlungsoption. Der Verlust von Vertrauen in die Bank habe ihre Refinanzierungskosten nach oben getrieben, was ihren Gewinn belaste.
Reuters