Über Neskes Abschied werde am Mittwoch der Aufsichtsrat beraten. "Spiegel online" berichtete, als Nachfolger sei Christian Ricken im Gespräch, der dem erweiterten Vorstand angehöre und bislang zweiter Mann hinter Neske in der Sparte sei. Noch seien sich Neske und die Deutsche Bank aber nicht einig über die finanziellen Modalitäten der Trennung. Deutschlands größtes Geldhaus, das sich am Donnerstag auf eine turbulente Hauptversammlung einstellen muss, wollte sich zu den Berichten nicht äußern.
Neske gilt als großer Verlierer der Neuaufstellung. Die Deutsche Bank hatte Ende April ihre mit Spannung erwartete "Strategie 2020" präsentiert. Am Ende kam es nicht zu der intern lange Zeit intensiv diskutierten Zerlegung in eine Privatkunden- und eine Investmentbank, sondern zur "kleinen" Lösung: Nur die Postbank wird verkauft - vorzugsweise über einen Börsengang. So soll die Bilanz der Deutschen Bank auf einen Schlag deutlich gekürzt werden.
Für Neske macht das einen großen Unterschied. Bei einer Zerlegung hätte er auf den Chefposten einer großen Filialbank aus der Postbank und den Deutsche-Bank-Filialen hoffen dürfen. Jetzt, da die Postbank wieder eigenständig werden soll, verliert er 14 Millionen Kunden, 15.000 Mitarbeiter und fast 50 Milliarden Euro an Spareinlagen. Und auch die verbleibenden sogenannten "blauen" Filialen des Mutterhauses sollen ordentlich zusammengestrichen werden, wie die Bank ankündigte. Von Neskes Bereich bleibt also kaum etwas übrig, während die Investmentbanker im Konzern weiter an Gewicht gewinnen.
Insider berichteten aber schon länger von Spannungen zwischen Neske und Co-Vorstandschef Anshu Jain. Neske sei im Vorstand bereits vor der Strategieentscheidung isoliert gewesen, weil er nach Jains Auffassung nie eine überzeugende Vision für den Privatkundenbereich präsentiert habe. Jain monierte bei der Strategie-Präsentation auch ungewohnt offen, dass die Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern in den vergangenen Jahren hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Das Bonner Institut gehört seit 2010 mehrheitlich zum Branchenprimus. rtr