Doch "dann können wir auch über andere Dinge reden", erklärte der 48-jährige Banker am Montagabend vor Vertretern de deutschen Industrie in Berlin. Erinnerungen an den "Sommerflirt" zwischen Deutscher Bank und Commerzbank vor zwei Jahren werden wach.

Die Unternehmer wollen vor allem eins: eine starke und national wie international vernetzte Bank, die die Global Player zwischen Flensburg und Garmisch-Patenkirchen rund um die Welt begleiten kann. Denn dafür sind die allermeisten anderen Banken und Sparkassen, die das Gros der zersplitterten Branche stellen, schlicht zu klein und zu schwach. Auf der anderen Seite ist die einst so stolze Deutsche Bank inzwischen auf der internationalen Bühne beinahe zu einem Zwerg geworden, was Marktkapitalisierung und Bilanzsumme angeht - vom ramponierten Image nach zahlreichen Skandalen und Milliardenstrafen ganz zu schweigen.

Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten strategischen Optionen der Deutschen Bank:



NATIONALER CHAMPION



Sollten es die Deutsche Bank und die Commerzbank am Ende doch miteinander versuchen, entstünde das mit Abstand größte deutsche Geldhaus. Dieser Riese hätte eine Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro, 38 Millionen Privat- und mehrere zehntausend Firmenkunden. Informationen aus dem Berliner Finanzministerium zufolge gewinnt diese Idee immer mehr Freunde im politischen Raum. Es entstünde ein neuer nationaler Champion, der es mit den großen europäischen Konkurrenten aufnehmen könnte. Wall-Street-Giganten wie JP Morgan oder die Citigroup wären freilich auch nach einer deutschen Banken-Hochzeit nicht wirklich in Schlagdistanz.

Skeptiker der Idee führen schon seit langem an, dass beide Institute zehn Jahre nach der Finanzkrise immer noch damit beschäftigt seien, ihre Bilanzen von Altlasten zu reinigen und ihre Kosten in den Griff zu bekommen. Eine dieser Altlasten ist die Beteiligung des Staates an der Commerzbank von 15,6 Prozent. Die andere bedeutende Altlast ist der riesige schwankungs- und verlustanfällige Derivatebestand der Deutschen Bank, dessen Abbau noch viele Jahre dauern dürfte. Beide Probleme müssten erst gelöst werden, um einerseits die deutschen Steuerzahler zu schützen und andererseits die Risiken für eine fusionierte Bank möglichst klein zu halten. Hinzu kommt, dass eine fusionierte Mega-Bank mit Sicherheit "too-big-too-fail" wäre und in einer Krise vom Staat aufgefangen werden müsste.

Insidern zufolge wird hinter den Kulissen über eine Lösung für die beiden Hindernisse sinniert: Denkbar wäre etwa, die Derivate der Deutschen Bank in eine mit staatlichen Garantien versehene Bad Bank auszulagern, um das größte Institut des Landes auf diese Weise zu stärken. "In einem zweiten Schritt könnte dann eine - weitere - Kapitalerhöhung erfolgen, um mit diesem Geld drittens dem Staat den Ausstieg ohne Verluste zu ermöglichen und zugleich die Kapitalausstattung der fusionierten Bank zu verbessern", heißt es von einer Person mit Kenntnis der Gespräche hinter den Kulissen. Deutsche Bank, Commerzbank und das Bundesfinanzministerium wollten sich dazu nicht äußern.

Diskutiert wird in nicht-öffentlichen Zirkeln auch, ob es aus Sicht der Politik und nicht zuletzt der Arbeitnehmer beider Banken nicht die bessere Option wäre, wenn der Staat auf Sicht an Bord bliebe. Denn klar ist, dass einer Fusion der beiden Dickschiffe zahlreiche Arbeitsplätze zum Opfer fallen dürften. Mit dem Staat, so das Kalkül mancher, würde der Kahlschlag nicht ganz so drastisch ausfallen. Sollte eine Fusion wirklich nach 18 Monaten kommen, also 2020, dürfte die Politik ein großes Interesse haben, die Zahl der Opfer möglichst klein zu halten: denn 2021 findet nach heutigem Stand die nächste Bundestagswahl statt. Pikant zudem: 2020 werden beide Institute 150 Jahre alt. Für die Moral der Truppe wären Stellenstreichungen in großem Stil im Jubiläumsjahr wohl alles andere als förderlich.

Blickt man kritisch auf die bisherige Bilanz der Fusionen und Übernahmen deutscher Großbanken, waren diese nicht gerade erfolgreich. So laboriert die Commerzbank noch heute an der Übernahme der Dresdner Bank. Und die Deutsche Bank hat mit der Integration der Postbank weiter alle Hände voll zu tun. "Fakt ist aber: Deutsche Bank und Commerzbank sind die beiden letzten Überlebenden der Spezies Großbank in Deutschland", bringt ein Insider die Not aller Beteiligten auf den Punkt: "Nur sie könnten einen nationalen Champion überhaupt formen."

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EUROPÄISCHE FUSION



Jenseits der Grenzen weht der Wind für die deutschen Geldhäuser deutlich stärker. Die Commerzbank dürfte bei einer europäischen Fusion mit deutscher Beteiligung allenfalls den Juniorpartner geben. "Für die Deutsche Bank dürfte diese Option schon aus Gründen der Eigenwahrnehmung und des eigenen Anspruchs nicht infrage kommen", ist sich eine Person mit guten Kontakten in Aufsichtsrat und Vorstand sicher. Damit käme wieder die Idee ins Spiel, der Deutschen Bank erst mit staatlichen Garantien ihre milliardenschweren Risiken im Derivatebuch abzunehmen, und sie anschließend hübsch und kapitalkräftig zu machen für eine Hochzeit mit einem europäischen Partner.

Denkbar sind hier viele Optionen, spekuliert wurde in der Vergangenheit immer wieder über eine deutsch-französische Ehe, doch auf dem Heiratsmarkt tummeln sich auch andere Bräute. Als sicher kann gelten, dass eine grenzüberschreitende Fusion nur mit einem Plazet aus Berlin Realität würde.

Zum anderen warten alle Beteiligten händeringend auf die Vollendung der europäischen Bankenunion - denn ohne die, das hat Deutsche-Bank-Chef Sewing erst kürzlich klar gemacht, ist alles andere Träumerei: "Erst wenn die Bankenunion endgültig steht, wird die Konsolidierung kommen. Die Bankenunion ist dafür eine Vorbedingung." Unklar ist zudem, wie die Großaktionäre, allen voran das Emirat Katar, die Sache sehen. Nachgesagt wird den Scheichs, dass sie eine europäische Ehe lieber hätten als eine rein deutsche, eher defensive Lösung.

Wenn die nationale Karte am Ende nicht sticht, ist es nur schwer vorstellbar, dass Sewing abseits stehen will, wenn in der europäischen Bankenlandschaft das große Fressen beginnt. Sollte, wie immer wieder spekuliert wird, eines Tages die italienische Großbank Unicredit mit der französischen Societe Generale gemeinsame Sache machen, wäre der Eifersuchts-Schmerz womöglich groß genug beim deutschen Marktführer.

STANDALONE



Sollte die Deutsche Bank alleine bleiben wollen oder müssen, weil sich kein Partner findet, müsste sie den steinigen Weg weitergehen und peu a peu versuchen, zu alter Stärke zurück zu finden. Dafür müssen die Erträge aber kräftig steigen und die Kosten zugleich deutlich sinken. In diesem Szenario steht Sewing und seiner Mannschaft eine wahre Sisyphos-Aufgabe bevor - mit einem womöglich noch umfangreicheren Job-Abbau und ungewissem Ausgang.

rtr