Trotz Niedrigzinsumfeld, hartem Konkurrenzkampf und kompliziertem Konzernumbau ziehen deutsche Geldhäuser zunehmend internationale Anleger an. So hat der US-Finanzinvestor Cerberus Mitte der Woche eine Drei-Prozent-Beteiligung an der Deutschen Bank offengelegt und damit die Kurse von Banktiteln beflügelt.

Der als aggressiv geltende Finanzkonzern mit dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie als Namensgeber war bereits im Juli mit fünf Prozent bei der Commerzbank eingestiegen. Die Deutsche Bank hatte am Dienstag zudem mitgeteilt, dass Morgan Stanley 6,86 Prozent der Stimmrechte hält.

Dass dies bereits der Auftakt einer groß angelegten Konsolidierung unter den deutschen Banken sein könnte, wird in Finanzkreisen allerdings bezweifelt. Deutsche Bank und Commerzbank hatten die Chance für ein Zusammengehen bereits 2016 ausgelotet, die Pläne aber wieder zur Seite gelegt.

Beobachter interpretieren den Einstieg des US-Investors in die Richtung, dass Cerberus zunächst von den Restrukturierungserfolgen und einer operativen Erholung beider Häuser profitieren wolle. Cerberus selbst bezeichnete den deutschen Bankenmarkt als attraktiv. Vor dem Hintergrund der robusten Konjunktur und an-derer Faktoren wie einer hohen Sparquote sehe man Chancen im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland.

Dabei sind die Amerikaner mit ihrem Chef und Gründer Steve Steinberg schon seit einiger Zeit im deutschsprachigen Bankengeschäft unterwegs. Die gerade an die Börse gebrachte, von Cerberus kontrollierte österreichische Bawag hat sich im Frühjahr an der Stuttgarter Südwestbank beteiligt. Zerschlagen haben sich allerdings Pläne, die Postbank aus dem Deutsche-Bank-Konzern zu übernehmen. Dagegen ist der US-Investor bei der HSH Nordbank noch im Rennen.

Schwierige Gemengelage



Bei der Deutschen Bank hat das rege Interesse internationaler Investoren inzwischen allerdings zu einer Interessen-Gemengelage geführt: Dort ist der undurchsichtige chinesische Mischkonzern HNA mit 9,9 Prozent mittlerweile größter Einzelaktionär, gefolgt vom Vermögensverwalter BlackRock (6,28) und dem Emirat Katar (6,1). Inwieweit ein Teil der Morgan-Stanley-Beteiligung Cerberus zuzurechnen ist, ist unklar.

Dabei hat nicht einmal die Deutsche Bank selbst ihre strategische Ausrichtung endgültig geklärt. Offen ist, ob sie inter-nationale Investmentbank oder klassisches Bankgeschäft sein will. Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich attestiert ihr aber wieder Perspektiven - und sieht den Einstieg von Cerberus als Ankerinvestor positiv.

Unklar ist schließlich auch, wie die Finanzaufsicht Bafin die Neuordnung der Aktionärsstruktur bewertet. Ein Bafin-Sprecher wollte sich auf Anfrage von BÖRSE ONLINE nicht zu konkreten Maßnahmen oder laufenden Gesprächen mit den Investoren äußern.

Fest steht, dass die Aufsicht ab einer Beteiligungshöhe von zehn Prozent ein Inhaberkontrollverfahren einleiten muss, das im Fall der Deutschen Bank federführend bei der EZB liegt. Dem Vernehmen nach läuft die Prüfung für ein solches Verfahren bei HNA bereits, das unter anderem Zuverlässigkeit, Bonität und Herkunft der Mittel beim Investor prüft.