Im potentiell sehr teuren Streit der Deutschen Bank mit den US-Behörden um faule Hypothekenpapiere gibt es Finanzkreisen zufolge zwar weiter keinen Durchbruch. Demnach tüfteln Anwälte auf beiden Seiten noch immer an einem Vergleich. Bankchef John Cryan ist in dieser Woche aber in den USA, um dort unter anderem an der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) teilzunehmen. Branchenkenner erwarten, dass Cryan am Rande des hochrangig besetzten Treffens auch Gespräche über den Hypothekenstreit führen wird. Die Bank selbst äußert sich dazu nicht.
Erklärtes Ziel der Frankfurter ist es, die 14-Milliarden-Dollar-Strafe, die das US-Justizministerium als Startschuss für den Hypotheken-Verhandlungspoker aufgerufen hat, noch deutlich zu drücken. Andere Großbanken haben das in der Vergangenheit geschafft. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: In keinem vergleichbaren Fall war in einem so frühen Verhandlungsstadium eine Summe durchgesickert. Deutschlands größtes Geldhaus will nun eine möglichst schnelle Entscheidung. Denn in gut vier Wochen, am 8. November, wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten. Zu groß ist die Unsicherheit, mit welcher Agenda eine neue Regierung starten würde. Die Aktionäre wollen lieber heute als morgen Gewissheit.
Die Nachrichtenagentur AFP hatte zuletzt unter Berufung auf einen Insider berichtet, die Deutsche Bank komme im Hypothekenstreit wohl mit einer Strafe von 5,4 Milliarden Dollar davon. Auch das wäre noch viel, denn für alle Rechtsstreitigkeiten zusammen hat die Bank 5,5 Milliarden Euro zurückgelegt. Daher hält sich am Markt die Sorge vor einer weiteren großen Kapitalerhöhung, obwohl Cryan zuletzt mehrfach beteuert hat, dies sei nicht nötig.
Die Analysten von HSBC betonten nun in einer Kurzstudie, die Sorgen über die Widerstandsfähigkeit der Deutschen Bank seien übertrieben. Insbesondere die Liquiditätsausstattung sei sehr gut. Die Analysten bestätigten ihr Rating für die Aktien mit "hold", senkten aber das Kursziel auf 12,00 von 14,00 Euro. Nach Einschätzung von Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research halfen der Deutschen Bank zu Wochenbeginn auch Aussagen des Chefs der US-Großbank JP Morgan, Jamie Dimon. Er sagte am Montag zum Fernsehsender CNBC, er sehe keinen Grund, weshalb die Deutsche Bank ihre Probleme nicht überstehen könne. "Dimon hat eine Beruhigungspille in die Suppe gespuckt", sagte Ruland. "Es zeigt den Ernst der Lage, wenn Konkurrenten so weit gehen, dazu etwas zu sagen."
rtr