Hohe Kosten für den Konzernumbau hatten das Ergebnis belastet. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre allerdings auch in diesem Quartal ein Verlust von 77 Millionen Euro nach Steuern. Dennoch will das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2021 wieder eine Dividende zahlen.

Die Erträge steigerte die Deutsche Bank um rund ein Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem das Investmentbanking durch ein gutes Emissionsgeschäft bei, das im dritten Quartal wohl in dieser Höhe nicht zu wiederholen sein wird. Auf der anderen Seite belasteten drohende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie das Ergebnis. Das Institut legte dazu als Risikovorsorge 761 Millionen Euro zurück, was nahezu eine Verfünffachung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Bei Vorhersagen bleibt die Deutsche Bank zurückhaltend. "Wir arbeiten weiter daran, im Gesamtjahr schwarze Zahlen zu schreiben", sagte Finanzchef James von Moltke bei Vorlage der Zahlen. Angesicht der Rahmenbedingungen in Zeiten von Corona sei allerdings Vorsicht geboten, auch wenn die Bank in der Lage sei, auf Veränderungen flexibel zu reagieren.

Aus dem Markt war Ähnliches zu hören. Schwarze Zahlen in diesem Jahr seien unter normalen Voraussetzungen realistisch, im derzeitigen Umfeld aber seien verlässliche Prognosen schwierig. Positiv sei das solide Risikoprofil zu bewerten. So verfüge die Bank mit einer harten Kernkapitalquote von 13,3 Prozentüber einen erheblichen Verlustpuffer und sei im Vergleich zum Vorjahr trotz der Belastungen durch Corona nur leicht zurückgegangen.

Über die Zahlen im Einzelnen hinaus werde die Bank unter CEO Christian Sewing hinsichtlich ihrer Kommunikation mit dem Kapitalmarkt und der Belastbarkeit ihrer Vorhersagen heute als verlässlicher wahrgenommen als das noch unter John Cryan der Fall war, sagte ein Fondsmanager.

Einschätzung der Redaktion


Die Zahlen für das zweite Quartal der Deutschen Bank waren sicher nicht schlecht. Die Corona-Krise hat auch im Geschäft der Deutschen Bank deutliche Spuren hinterlassen. So musste das Institut die Risikovorsorge gegen Kreditausfälle erheblich aufstocken. Gleichwohl hatte der Markt mit Schlimmerem gerechnet.

Vor allem im Investmentbanking lief es spürbar besser als im Vorjahr. Allerdings dürfte das gute Emissionsgeschäft im nächsten Quartal das aktuelle Niveau nicht halten können. Ob die anderen Geschäftsbereiche Unternehmen, Privatkunden und Asset Management den zu erwartenden Rückgang im Investmenbanking ausgleichen können, ist fraglich.

Auch Deutsche-Bank-CEO James von Moltke bleibt lediglich vorsichtig optimistisch, im Gesamtjahr schwarze Zahlen zu schreiben. Das wirtschaftliche Umfeld in Zeiten von Corona erschwere Planung und Vorhersagen.

Insgesamt scheint die Deutsche Bank nicht zuletzt aufgrund der Kernkapitalquote von 13,3 Prozent, der Rückstellungen für Kreditausfälle und stetiger Kostensenkungen solide aufgestellt. Der Umbau kommt voran. Große Sprünge wird das Institut aber in naher Zukunft wohl noch nicht machen. Vielleicht ein Grund, warum die Aktie nach der Bekanntgabe der Zahlen nach anfänglichen Gewinnen zunächst zulegen konnte, im Handelsverlauf aber in einem insgesamt schwachen Markt ins Minus drehte.

Aufgrund dieses insgesamt gemischten Bildes lassen wir die Aktie auf Beobachten.