"Der Bericht liegt jetzt bei der Deutschen Bank mit Bitte um Stellungnahme." Nach der Antwort des größten deutschen Geldhauses werde die BaFin über weitere Maßnahmen entscheiden. "Was für Konsequenzen wir ziehen werden, hängt vom Inhalt der Stellungnahme ab", sagte Röseler. Die Deutsche Bank habe den Bericht erhalten und werde dazu Stellung nehmen, erklärte ein Sprecher des Frankfurter Instituts.

Die EU-Kommission und die Aufseher in Großbritannien und den USA haben die Deutschen Bank wegen der Manipulation des Interbanken-Zinses Libor und anderer Referenzzinssätze bereits zu Strafen von rund drei Milliarden Euro verdonnert. Das Institut hat wegen des Falls bereits mehrere Händler vor die Tür gesetzt. Co-Chef Jürgen Fitschen deutete unlängst an, dass die Bank sich von weiteren Mitarbeitern trennen könnte, wenn alle Berichte der Aufsichtsbehörden zu dem Thema vorliegen.

Die Deutsche Bank steht derzeit wegen einer Reihe von Themen im Visier der BaFin. Neben Libor prüft die Behörde auch, welche Rolle die Bank bei der Manipulationen von Devisenkursen und Betrügereien im Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten spielte. Mit der CO2-Untersuchung sei die BaFin zunächst fertig, sagte Röseler, die Prüfung des Devisenskandals werde noch etwas dauern. Bedeckt hielt sich die BaFin zu der Frage, ob sie das Institut auch wegen Informationslecks unter die Lupe nimmt, was die Bank kürzlich selbst durchblicken ließ.

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"ICH BIN NICHT NEIDISCH"

In der Öffentlichkeit wird die BaFin immer wieder als "zahnloser Tiger" verspottet, weil sie im Gegensatz zu ihren angelsächsischen Pendants keine Milliarden-Strafen gegen Banken verhängt. BaFin-Präsident Felix Hufeld kann diese Kritik nicht verstehen. "Ich bin nicht wirklich neidisch auf die Kollegen in London und den USA", sagte er in Frankfurt. Die Aufsichtskultur in diesen Ländern könne nicht auf Deutschland übertragen werden. "Ich lasse mir auch nicht einreden, dass diese extrem hohen Summen letztlich zu grundsätzlich besseren aufsichtlichen Ergebnissen führen", sagte BaFin. Er könne nicht erkennen, dass die hohen Strafen präventive Wirkung entfaltet hätten.

Die angelsächsischen Behörden hatten Milliarden-Strafen verhängt und die Deutsche Bank auch wegen mangelhafter Kooperation bei den Untersuchungen kritisiert. Einige Zeit habe sich die Bank beispielsweise geweigert, einen Bericht der BaFin weiterzugeben. Röseler wollte sich dazu nicht konkret äußern, betonte jedoch: "Wir haben noch nie einem deutschen Kreditinstitut verboten, unseren Bericht ausländischen Aufsichtsbehörden weiterzugeben."

Bei der Libor-Untersuchung der BaFin steht die Frage im Mittelpunkt, wer bei der Bank Verantwortung für die Verfehlungen trägt. Im Gegensatz zur üblichen Vorgehensweise überlege die Behörde, ob sie zu den Libor-Untersuchungen auch einen öffentlichen Bericht vorlege, sagte Röseler. Äußerungen zu einzelnen Kreditinstituten solle dieser Bericht aber nicht enthalten, sagte der Bankenaufseher den Journalisten. "Wenn wir ihn machen, dann wird er furchtbar langweilig für Sie werden."

Reuters