Deutschlands größtes Geldhaus - renditeschwach und von milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten belastet - steht unter Cryan vor einer radikalen Schrumpfkur. Die Postbank wird verkauft, das restliche "blaue" Privatkundengeschäft durch die Schließung von Filialen ausgedünnt und auch die Investmentbank soll abspecken und schlagkräftiger werden. Aus zehn Ländern zieht sich das Institut komplett zurück. Cryan hatte seine "Strategie 2020" Ende Oktober vorgestellt. Demnach soll die weltweit rund 100.000 Köpfe zählende Belegschaft um ein Viertel schrumpfen. Allein im Konzern fallen netto 9000 Stellen weg, davon 4000 in Deutschland. Brutto liegt diese Abbauzahl sogar bei 5000 - weil parallel 1000 neue Leute etwa für die Bereiche Regulatorik und Digitalisierung eingestellt werden sollen.
MÖGLICHST KEINE KÜNDIGUNGEN
Der Stellenabbau in Deutschland wurde in den internen Gesprächen nun konkretisiert: Im Investmentbanking sollen 40 Jobs wegfallen, in der Transaktionsbank (GTB) 120. Für die Vermögensverwaltung, die in den vergangenen Jahren bereits harte Einschnitte verschmerzen musste, gibt es aktuell kein Abbauziel. Hier solle zunächst abgewartet werden, wie die Aufspaltung laufe, berichtete der Insider. Denn das Geschäft mit reichen Privatkunden wird "umgehängt" und der Privatkundensparte zugeschlagen. Dafür wird noch in Zentralfunktionen gekürzt: Operations (830 Stellen brutto), Finanzen (240), Risiko (370), Personal (140), Kommunikation (60) und Research (20). Über die Zahlen hatte zuerst das "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) berichtet.
Die Bank will den Abbau bis 2018 über Abfindungen und Vorruhestandspakete regeln und betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden. Die Arbeitnehmervertreter hoffen, dass die Mehrheit der Mitarbeiter im kommenden Jahr Klarheit darüber hat, wer betroffen ist. Ein anderer Insider sagte, die aktuell diskutierten Zahlen seien ein "Startpunkt" für die nun anlaufenden Verhandlungen. Es könne durchaus noch Verschiebungen in die eine oder andere Richtung geben. Am grundsätzlichen Beschluss dürfte Cryan allerdings nicht mehr rütteln - auch wenn ihm die Betriebsräte eine Liste mit mehr als 8000 Unterschriften überreichten, mit denen Mitarbeiter gegen den Personalabbau protestiert haben.
Reuters