Im Skandal um Zinsmanipulationen steuert die Deutsche Bank auf einen teuren Vergleich mit den Regulierern in den USA und Großbritannien zu. Die Einigung könnte noch im April bekannt gegeben werden und werde vermutlich mehr als 1,5 Milliarden Dollar kosten, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters in der Nacht zum Freitag. Diese rekordverdächtige Summe hatte die Schweizer Großbank UBS in der Affäre bezahlen müssen.

Die Deutsche Bank wollte sich dazu konkret nicht äußern, sondern bekräftigte lediglich, dass sie in der sogenannten Libor-Affäre mit den Behörden zusammenarbeitet. An der Börse sorgte die Aussicht auf eine baldige Einigung kurzzeitig für deutliche Gewinne der Aktie des größten deutschen Geldhauses, die aber schnell wieder abbröckelten.

In den Zinsskandal sind Banken rund um den Globus verstrickt. Nach Erkenntnissen von Regulierern hatten sich einzelne Händler bei wichtigen Referenzzinsen wie dem Libor und dem Euribor abgesprochen, um Handelsgewinne einzustreichen. An solchen Zinssätzen hängen weltweit Geschäfte in einem Volumen von vielen hundert Billionen Dollar.

In den vergangenen Jahren haben einzelne Institute mit verschiedenen Instanzen Vergleiche abgeschlossen. Die Deutsche Bank etwa einigte sich Ende 2013 mit der EU auf eine Libor-Strafe von 725 Millionen Euro. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ermittelte. Sie ging insbesondere der Frage nach, ob Manager - etwa der langjährige Chef-Investmentbanker und heutige Co-Vorstandschef Anshu Jain - von den Tricksereien wussten und diese womöglich duldeten. Dieser Verdacht erhärtete sich nicht, wie die Ermittler wiederholt haben durchblicken lassen. Der Abschlussbericht der BaFin steht noch aus.

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Unendliche Geschichte

Die Verhandlungen der Deutschen Bank mit den angelsächsischen Regulierern ziehen sich schon sehr lange. Eigentlich hatte das Institut gehofft, das Kapitel bereits Ende 2014 schließen zu können. Doch weil sehr viele verschiedene Behörden eingebunden sind, ging die Rechnung nicht auf. Reuters hatte im Oktober erfahren, dass die Bank in der Libor-Affäre mit einer Milliardenstrafe rechnet und entsprechend hohe Rückstellungen gebildet hat. An diesen Schätzungen habe sich nichts geändert, sagte vor wenigen Tagen eine Person, die mit den Beratungen im Aufsichtsrat vertraut ist. "Wir rechnen mit einer Einigung noch im zweiten Quartal und einer Strafe, die verkraftbar ist."

Auf US-Seite sind unter anderem das Justizministerium und die New Yorker Finanzaufsicht DFS eingebunden. Die Behörden lehnten eine Stellungnahme ab. Wie der erste Insider berichtete, fordern die britischen Behörden von der Deutschen Bank auch ein Schuldeingeständnis. Zudem stehen disziplinarische Maßnahmen auf der Wunschliste. Etliche Händler hat die Bank im Zuge ihrer internen Ermittlungen aber schon von ihren Aufgaben entbunden.

Der Libor-Skandal ist die größte Altlast bei den zahlreichen Rechtsstreitigkeiten, mit denen sich die Bank herumschlägt. Das Institut ist auch in den weltweiten Devisenskandal verstrickt. Hier stehen die Ermittlungen noch am Anfang. Zeitnah rechnen die Frankfurter eher noch mit einer US-Strafe wegen mutmaßlicher Sanktionsverstöße. Die Commerzbank musste deshalb unlängst knapp 1,5 Milliarden Dollar zahlen. Hier standen allerdings auch Geldwäsche-Verfehlungen mit auf der Rechnung. Die Deutsche Bank hält sich nach Angaben aus Finanzkreisen zugute, mit letzterem nichts zu tun zu haben. Die Strafe dürfte deshalb etwa halb so hoch ausfallen wie bei der Commerzbank. Die beiden Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, hoffen, auch diesen Fall noch im zweiten Quartal zu den Akten legen zu können.

Reuters