Die Deutsche Bank hat Ermittlern zufolge Kunden geholfen, Rubel-Schwarzgeld in Höhe von rund zehn Milliarden Dollar zu waschen. Da sich inzwischen auch die US-Behörden in den Fall eingeschaltet haben, droht der Bank nach Einschätzung von Experten eine hohe Strafzahlung.

Die zahlreichen offenen Rechtsstreitigkeiten seien ein Grund dafür, warum der Deutschen Bank am Markt so viel Misstrauen entgegenschlage, sagte Fitschen. "Die Investoren wollen wissen, wie es hier weitergeht. Deshalb tun wir alles dafür, bis zum Jahresende hier mehr Klarheit zu schaffen." An der ausgegebenen Neuausrichtung des Instituts wolle der Vorstand dagegen nicht rütteln, betonte Co-Chef John Cryan in dem Interview. "Wir haben kein Strategieproblem." Das Wertpapierhandelsgeschäft stehe derzeit zwar unter Druck, weil Kunden wegen der Schwankungen an den Märkten weniger Aktien und Anleihen platzierten. Auf mittlere Sicht sei die Kapitalmarktexpertise für die Deutsche Bank aber ein Alleinstellungsmerkmal in Europa. "Das Investmentbanking samt Handel ist für uns unverzichtbar."

Das Institut hat im Rahmen seiner "Strategie 2020" angekündigt, die Postbank zu verkaufen und ab Herbst rund 200 Deutsche-Bank-Filialen zu schließen. Im Konzern fallen netto 9000 Stellen weg, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Die Arbeitnehmervertreter setzen darauf, dass dies in der Bundesrepublik über Abfindungsangebote, Altersteilzeit und andere freiwillige Maßnahmen gelingt. "Ich gehe davon aus, dass wir weitestgehend ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske, der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, dem "Handelsblatt". "Der Konzernbetriebsrat hat einen Sozialplan ausgehandelt, und die Bank hat angedeutet, dass sie Arbeitszeitverkürzungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen positiv sieht."

"MÜSSEN VOR DER EIGENEN HAUSTÜR KEHREN"



Anfang des Jahres war die Deutsche Bank unter Druck geraten, weil Investoren zweifelten, ob das Institut Zinsen auf 2014 ausgegebene Zwangswandelanleihen ("CoCos") bezahlen kann. Die Sorge war laut Fitschen unbegründet, schließlich habe das Geldhaus für die Zinszahlungen Rücklagen in seiner HGB-Bilanz gebildet. "Wir müssen zu allererst vor der eigenen Haustür kehren", erklärte er am Montag in einer Stellungnahme. "Uns ist es nicht gelungen, die sehr technischen Aspekte der neuen Haftungsregeln klar und deutlich zu kommunizieren."

Laut neuer EU-Gesetze müssen Eigentümer, Gläubiger und vermögende Kunden zur Kasse gebeten werden, wenn eine Bank Probleme bekommt. Diese Regeln sind in den verschiedenen Ländern aber nicht einheitlich umgesetzt worden, was bei Investoren für Unsicherheit sorgte. "Wir befürworten, dass Anleihegläubiger bei Schieflagen von Banken stärker in die Haftung genommen werden, um die Steuerzahler zu entlasten", betonte Fitschen. "Allerdings würden wir uns wünschen, dass die neuen Haftungsregeln in ganz Europa geltendes Recht werden." Das sei nicht als Kritik an der Bundesregierung und den deutschen Haftungsregeln zu verstehen.

Fitschen wird nach der Hauptversammlung im Mai als Deutsche-Bank-Chef abtreten. Cryan führt die Bank dann alleine. Der Brite will jedoch auch in Zukunft auf die Erfahrung von Fitschen zurückgreifen. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass Jürgen uns in wichtigen Rollen erhalten bleibt." Die Bank äußerte sich nicht dazu, welche Position Fitschen künftig genau übernehmen soll.

Reuters