Die Negativmeldungen über die Deutsche Bank reißen gar nicht mehr ab. Den vorläufigen Höhepunkt lieferte am Freitag die Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor’s. Bereits im Wochenverlauf war das Geldhaus zusammen mit anderen europäischen Instituten als Folge der Italien-Krise schwer unter die Räder gekommen. Italienische Häuser wie Unicredit oder Intesa Sanpaolo traf es dabei mit Kurseinbrüchen von über 20 Prozent am stärksten. Die Italien-Banken haben nicht nur ausfallgefährdete Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe, sondern auch hohe Bestände an Anleihen des eigenen Landes in den Büchern.

Neben den ebenfalls stark in Italien aktiven französischen Großbanken BNP Paribas und Crédit Agricole mussten auch Commerzbank und Deutsche Bank kräftig Federn lassen. Beide DAX-Institute sind in italienischen Staatsanleihen engagiert - die Commerzbank mit neun, die Deutsche Bank mit drei Milliarden Euro. Letztere ist außerdem im Privatkundengeschäft in Italien aktiv, das gesamte Kreditengagement liegt bei 35 Milliarden Euro.

Vorstandschef Christian Sewing hat nun in einem Mitarbeiterbrief die finanzielle Stärke der Deutschen Bank bekräftigt - und damit auch auf die jüngste Herabstufung reagiert. "Das Kredit- und Marktrisiko ist für die Bank selten so niedrig gewesen wie derzeit", so Sewing. S & P hatte die Bewertung von "A-" auf "BBB+" gesenkt, was höhere Finanzierungskosten nach sich ziehen kann.

Am Donnerstag hatten bereits US-Medienberichte über Schwächen im Amerika-Geschäft der Deutsche-Bank-Aktie schwer zugesetzt. Laut "Financial Times" stufte die US-Einlagen-sicherung die Bank als "Probleminstitut" ein. Dem "Wall Street Journal" zufolge hat die Notenbank Fed das US-Geschäft schon vor Jahresfrist negativ bewertet. Die Deutsche Bank erklärte daraufhin, sie sei sehr gut kapitalisiert und verfüge über große Liquiditätsreserven. An den Schwächen des US-Geschäfts werde gearbeitet.

Am Freitag erholte sich das Papier. Beim größten deutschen Geldhaus durchkreuzt die Serie von Negativmeldungen den ohnehin schwierigen Sanierungsplan, den Sewing gerade den Aktionären vorgestellt hat. Der sieht scharfe Einschnitte im Investmentbanking und ein striktes Sparprogramm vor.

Equinet-Analyst Häßler sieht Einstiegschance



Equinet-Analyst Philipp Häßler hält die jüngsten Kursturbulenzen für überzogen und empfiehlt die Deutsche-Bank-Aktie risikoorientierten Investoren zum Kauf, bei einem Kursziel von 14. "Für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing kommt die Serie an Negativmeldungen zur Unzeit", sagte Häßler gegenüber boerse-online.de. Der neue Chef habe gerade ein Programm vorgestellt, das in die richtige Richtung gehe - mit Kosteneinsparungen und fokussierterem Investmentbanking. Nach wie vor fehlten dazu wichtige Details etwa zu den geplanten Kosteneinsparungen, und wie die Bank künftig ihre Ertragskraft weiter steigern könne. Der Sanierungskurs sei jedoch richtig, die Bewertung der Aktie niedrig, glaubt Häßler. "Wir erwarten keine Kapitalerhöhung, keine neuen Rechtsrisiken. Wichtig sind jetzt rasche operative Fortschritte - und dass die Bank aus den Negativschlagzeilen rauskommt."