Der Deutsche Bank-Sprecher korrigierte frühere Angaben und macht nun klar, es handele sich nur um Neugeschäft und nicht um bestehendes Geschäft. Zum Umfang machte er keine Angaben. Die "FT" hatte berichtet, es sei fast die Hälfte der entsprechenden Aktivitäten.

Die Entscheidung der Deutschen Bank, künftig auf Kundenwunsch Geschäft in Frankfurt abzuwickeln, spielt der Deutschen Börse in die Hände. Sie bemüht sich derzeit, im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der EU derartige Geschäfte nach Frankfurt zu ziehen. Wichtigster Akteur in diesem Bereich ist LCH Clearnet, eine Tochter der Londoner Börse LSE. Bei der Deutschen Börse betreibt die Derivate-Tochter Eurex dieses Geschäft, ihr Marktanteil ist zwar zuletzt gestiegen, liegt mit aktuell acht Prozent aber immer noch weit unter dem von LCH.

Unter Clearing versteht man die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Es steht damit zwischen dem Handel selbst und der sogenannten Verwahrung (Custody). Clearinghäuser stehen zwischen Verkäufer und Käufer und sind so einem hohen Risiko ausgesetzt, falls eine Partei im Handel ausfällt. Sie gelten deshalb als riskant für das Finanzsystem und werden seit der Finanzkrise genau überwacht. Im schlimmsten Fall müssten sie nämlich durch Steuergeld gestützt werden.

Die Deutsche Börse hatte im vergangenen Oktober ein Programm gestartet, durch das sie es für Finanzmarktakteure attraktiver machen will, ihre Clearingaktivitäten nach Frankfurt zu bringen. Inzwischen nutzen 29 Firmen dieses Programm, Tendenz steigend. Die LSE wollte sich am Montag nicht zu der Entscheidung der Deutschen Bank äußern, ebensowenig die Europäische Zentralbank (EZB): Sie hat gefordert, dass der direkte Zugang zu einer lokalen Marktinfrastruktur wie dem Clearing Voraussetzung für Banken ist, um nach dem Brexit in der EU weiterhin Geschäfte machen zu dürfen. Die Notenbank ist der Oberaufseher über die Banken in den Euro-Ländern.

Im seit Monaten laufenden politischen Streit um das Euro-Clearing hatte die Bank von England immer wieder erklärt, eine Aufteilung des milliardenschweren Marktes zulasten Londons werde die Kosten für die gesamte Finanzwirtschaft in die Höhe treiben. Die Eurex bestreitet das. Das Finanzzentrum London fürchtet, dass ein Abwandern des Euro-Clearings an Standorte innerhalb der EU mittelfristig zu Jobverlagerungen führen könnte und der wichtigste britische Wirtschaftszweig, die Finanzbranche, dadurch geschwächt wird.

rtr