Zu Zahlen wollte sich Happ nicht äußern. Zuletzt hatte es in Medienberichten geheißen, Breuer wolle einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen.

Deutschlands größtes Geldhaus hatte im Februar mit einem Vergleich über insgesamt 925 Millionen Euro nach mehr als zwölf Jahren einen Schlussstrich unter den Streit mit den Erben von Leo Kirch gezogen. Der damalige Deutsche-Bank-Chef Breuer hatte in einem Interview Zweifel an der Kreditwürdigkeit des wankenden Medienimperiums geschürt - und damit nach Lesart der Kläger die Pleite unausweichlich gemacht.

Zumindest einen Teil des Geldes will sich die Bank, die noch unter milliardenschweren Rückstellungen für viele andere Rechtsstreitigkeiten ächzt, nun zurückholen. Der Aufsichtsrat beschloss in der vergangenen Woche nach langen Beratungen der Hausjuristen, Breuer in Regress zu nehmen, wie eine mit der Sache vertraute Person sagte. Dazu werde Breuer in den nächsten Tagen Post bekommen. Die Deutsche Bank wollte sich zum Stand der Dinge und den Signalen aus Breuers Umfeld nicht äußern.

Im Mittelpunkt steht die Frage, in welchem Umfang dessen Manager-Haftpflichtversicherung (D&O) mit einer maximalen Versicherungssumme von 500 Millionen Euro greift. Sie ist auf insgesamt 15 Versicherer aufgeteilt, Hauptversicherer sind Zurich und Allianz, wie der Insider berichtete. Die Bank gehe davon aus, am Ende wahrscheinlich nur einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu bekommen. Das sei nach Ansicht des Aufsichtsrates aber besser als gar nichts. Hinzu käme dann - so hoffe die Bank - der persönliche, aber deutlich kleinere Beitrag von Breuer. Zurich und Allianz lehnten eine Stellungnahme ab.

SHOWDOWN IN MÜNCHEN

Ein juristisches Nachspiel hat die Geschichte für die Deutsche Bank aber trotz des Vergleichs mit den Kirch-Erben. Denn die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Prozessbetrugs gegen den heutigen Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Breuer sowie andere ehemalige Vorstände. Untersucht wird, ob die Banker als Zeugen vor Gericht die Unwahrheit gesagt haben, um die Schuld von der Deutschen Bank zu weisen. Fast alle Manager hatten übereinstimmend den Vorwurf Kirchs zu widerlegen versucht, Breuer habe den Konzern mit dem Interview absichtlich in die Pleite treiben wollen, um lukrative Aufträge für die Bank aus der Zerschlagung der Kirch-Gruppe zu generieren. Nur Fitschen hatte ausgesagt, er könne sich an die Geschehnisse nicht mehr erinnern.

In Kreisen der Beteiligten wird die Anklage gegen Fitschen & Co noch in diesem Sommer erwartet. Die Staatsanwaltschaft sei mit der mehrere hundert Seiten umfassenden Anklageschrift in den letzten Zügen, sagte ein Insider. Die Behörde selbst lässt sich bislang nicht in die Karten schauen. Ein Sprecher sagte am Dienstag lediglich, das Ermittlungsverfahren stehe vor dem Abschluss. Die Deutsche Bank äußerte sich nicht. Nach dem Gesetz ist auch eine Einstellung des Verfahrens möglich. Im Falle einer Anklage müsste wiederum das Landgericht entscheiden, ob ein Prozess eröffnet wird. Bis dann in einem Gerichtsverfahren über Schuld oder Unschuld entschieden wird, können Jahre vergehen.

Aus Finanzkreisen verlautete, Fitschen wolle den Prozess bis zum Ende ausfechten, weil er die Vorwürfe für haltlos halte. Aus diesem Grund habe er auch ein Angebot der Staatsanwaltschaft ausgeschlagen, eine Geldbuße zu zahlen und das Verfahren im Gegenzug als Ordnungswidrigkeit zu den Akten zu legen, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Offiziell haben sich Bank und Staatsanwaltschaft nie zu einem solchen Deal geäußert. Der Insider betonte nun: "Fitschen will sich sein Vermächtnis bei der Deutschen Bank nicht kaputt machen lassen."

Der Top-Manager ist auch ins Visier der Frankfurter Justiz geraten, die die Verwicklung der Deutschen Bank in den Millionenbetrug mit CO2-Verschmutzungsrechten untersucht. Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte das Institut aber glimpflich davonkommen, wie ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Fitschen (65) führt die Deutsche Bank seit 2012 zusammen mit dem deutlich jüngeren Anshu Jain. Fitschens Vertrag wurde erst im vergangenen Oktober um zwei Jahre bis März 2017 verlängert. Weithin wird erwartet, dass Jain die Bank danach alleine weiterführt.

Reuters