"Wir haben die Kosten im Griff und verfügen über das Kapital, um wieder wachsen zu können." Doch das Tagesgeschäft kommt nicht in Fahrt und Sewing geht inzwischen von sinkenden Erträgen im Gesamtjahr aus.

Ein Jahresgewinn könnte trotzdem gelingen: Nach neun Monaten hat die Deutsche Bank 750 Millionen Euro verdient. 2017 lag der Gewinn nach drei Quartalen sogar noch bei 1,7 Milliarden Euro, bevor ein immenser Anstieg der Kosten im vierten Quartal und die Steuerreform in den USA das Institut das dritte Mal in Folge in die roten Zahlen rissen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann der Stuhl von Sewings Vorgänger John Cryan zu wackeln.

Der neue Chef kann nun zwar Spar-Erfolge nachweisen: Das Ziel von 23 Milliarden Euro, das sich der 48-Jährige für 2018 für die Kosten gesetzt hat, ist greifbar. Ansonsten hat er aber kaum Grund zur Freude. Alle drei Säulen des Instituts mussten Rückschläge hinnehmen. Sowohl im Investmentbanking, der früheren Ertragsperle, als auch im Privatkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung sanken die Gewinne - nicht zuletzt wegen hoher Mittelabflüsse bei der Fondstochter DWS. Waren maue Geschäfte im Handel mit Anleihen und Devisen angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten noch zu erwarten gewesen, verloren überraschend auch normalerweise so stabile Bereiche wie die Transaktionsbank, in der das Institut seine Aktivitäten im Zahlungsverkehr gebündelt hat. "Es ist schwierig, etwas Positives zu finden, alle Geschäftsbereiche haben geschwächelt", sagte Octavio Marenzi vom Analysehaus Opimas.

EISERNER SPARKURS



In den nächsten Wochen muss laut Sewing weiter eisern gespart werden. Das machte der Chef - der eine " neue Disziplin" in der Bank spürt - in einem Brief an seine Mitarbeiter klar: "Wir werden alles dafür tun, dass es in diesem Jahr im vierten Quartal nicht den bislang typischen Kostenanstieg geben wird." Deshalb kehren Sewing und Finanzchef James von Moltke mit eisernem Besen und streichen in großem Stil: seien es Dienstreisen oder Obstteller in den Büros. Ob an den Boni für die Investmentbanker gespart wird, ließ von Moltke offen.

Wegen der Sanierung mussten und müssen viele Mitarbeiter gehen - alleine im dritten Quartal waren es netto 700. Sewing bekräftigte, dass die Zahl der Stellen bis Ende des Jahres auf 93.000 und bis Ende 2019 auf "deutlich unter 90.000" sinken werde. Ende September gab es noch 94.717 Vollzeitstellen, vor wenigen Jahren standen noch rund 100.000 Deutschbanker in Lohn und Brot. Von Moltke erklärte, die Kosten für Abfindungen und den Umbau der Investmentbank samt des Teilrückzugs aus dem Aktienhandel und den USA seien niedriger als erwartet: rund 600 Millionen werde die Bank dafür in diesem Jahr ausgeben müssen und nicht wie ursprünglich geplant 800 Millionen Euro.

WIEDER ANGREIFEN



Spätestens im kommenden Jahr will Konzernchef Sewing dann noch während der laufenden Reparaturarbeiten wieder auf Angriff schalten, vor allem im Investmentbanking. Hier habe es zuletzt schon ermutigende Zeichen gebeben, etwa im Geschäft mit Finanzinvestoren, bei komplexen Unternehmensfinanzierungen, und auch im Handel mit Anleihen und Währungen habe die Bank etwas Boden gutgemacht, gab er sich optimistisch. Zufrieden ist Sewing auch mit der Leistung seines Teams im Beratungs- und Finanzierungsgeschäft: Die Deutsche Bank sei beispielsweise federführend als Berater bei vier der größten fünf Börsengänge in Europa gewesen und Marktführer. "Und unsere Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt."

Ungeachtet einzelner Erfolge schnitten die Frankfurter im dritten Quartal vergleichsweise schwach ab. Denn während JP Morgan, Goldman Sachs & Co. Milliarden-Gewinne einfuhren, reichte es für die Deutsche Bank unter dem Strich nur zu einem Ergebnis von 229 Millionen Euro - ein Minus von fast zwei Dritteln. Zum Vergleich: JP Morgan in den USA machte im dritten Quartal 8,4 Milliarden Dollar Gewinn. Auch in Europa läuft die Deutsche Bank hinterher: Die britische Barclays-Bank meldete am Mittwoch ein Vorsteuerergebnis von 1,6 Milliarden Pfund.