Vor allem im Aktienhandel, der im Zuge der Neuausrichtung abgestoßen werden soll, verdiente das größte deutsche Geldhaus weniger. Aber auch die künftig zum Kerngeschäft gehörenden - stabileren - Sparten zeigten Schwächen. Bankchef Christian Sewing trommelte trotzdem für seine neue Strategie, die auch den Abbau von weltweit 18.000 Jobs vorsieht: "Unser Geschäft läuft an vielen Stellen besser, als es diese offiziellen Ergebnisse ausdrücken", schrieb er am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter.
An der Börse nahm ihm das allerdings kaum jemand ab. Die Aktie brach im frühen Handel um 5,2 Prozent ein und war mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax.
Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Verlust von 3,15 Milliarden Euro. Bei der Verkündung der neuen Strategie Anfang Juli hatte Sewing noch ein Minus von 2,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt nach einem Gewinn von 401 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Von den insgesamt gut sieben Milliarden Euro, die die Deutsche Bank für ihren Umbau ausgeben will, verbuchte sie im abgelaufenen Vierteljahr knapp die Hälfte. Ohne diese Kosten hätte nach Angaben des Instituts ein Nettogewinn von 231 Millionen Euro in der Bilanz gestanden.
Auch im Gesamtjahr wird die Bank einen Verlust schreiben, für das Jahr 2020 hofft der seit Jahren kriselnde heimische Branchenprimus auf ein ausgeglichenes Ergebnis.
Vermögensverwaltung DWS macht Boden gut
Sichtbar wurden die Schwächen vor allem im Aktienhandel, dort brachen die Erträge um knapp ein Drittel ein. Aber auch im Beratungs- und Emissionsgeschäft, auf das die Deutsche Bank auch in Zukunft setzt, gingen die Erträge deutlich zurück. Bei anderen Banken lief es hier in den vergangenen Monaten ebenfalls nicht rund. US-Institute wie JPMorgan machten die Einbußen allerdings mit Zuwächsen in stabileren Feldern wie dem Privatkundengeschäft wett. Das schwächelte jedoch bei der Deutschen Bank auch. Dagegen machte die Vermögensverwaltungstochter DWS Boden gut. Konzernweit gingen die Erträge des Frankfurter Instituts um sechs Prozent auf 6,2 Milliarden Euro zurück.
Auch die Transaktionsbank, die künftig eine der Kernsparten bleiben wird, musste Einbußen hinnehmen. Sewing führte das allerdings auf einen Sondererlös im Vorjahresquartal zurück. In wichtigen Geschäftsfeldern wie dem Zahlungsverkehr oder der Handelsfinanzierung habe es im Tagesgeschäft Zuwächse gegeben, betonte er. Die lange Zeit eher vernachlässigte Sparte liefert der Bank vergleichsweise stabile Erträge. Ganz im Gegensatz zum Investmentbanking, das nun zusammengestampft werden soll.
Der erst seit 15 Monaten amtierende Vorstandschef hatte vor wenigen Wochen tiefe Einschnitte in der ehemals hochgelobten Sparte angekündigt. Aus dem Aktienhandel will sich die Bank komplett zurückziehen, der Anleihehandel muss abspecken. Ein Fünftel der gesamten Bilanzrisiken - also Derivate und andere riskantere Wertpapiere im Wert von 74 Milliarden Euro - werden in einer internen "Bad Bank" gebündelt. Diesen Titel verzehrten viel Kapital und sollen nun wertschonend abgebaut werden. Insidern zufolge hätte die Bank jährlich 500 Millionen Euro höhere Erträge erwirtschaften können, wenn sie das so gebundene Kapital anders eingesetzt hätte. rtr
Deutsche Bank-Aktie nach den Zahlen: Einschätzung der Redaktion
Von Wolfgang EhrensbergerDie Deutsche Bank drückt bei ihrer Anfang Juli eingeläuteten Restrukturierung aufs Gas. Das zeigen auch die heute vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal. Der Verlust nach Steuern ist deshalb mit 3,15 Milliarden Euro noch etwas größer ausgefallen als erwartet - vor allem die milliardenschweren Umbaukosten schlagen hier zu Buche. Im operativen Geschäft ist vor allem der drastische Ertragseinbruch im Aktienhandel um ein Drittel bemerkenswert. Ein weiteres Argument für die Entscheidung, diesen Bereich im Zuge des Investmentbanking-Umbaus aufzugeben. Die Vermögensverwaltung bleibt eine verlässliche Ertragsquelle, und ihr Kostenmanagement hat die Bank weiter im Griff.
Die ersten Schritte für den Umbau sind also gemacht, dennoch steht der schwierige, kosten- und risikoträchtige Teil erst noch bevor: Im Zuge der Neuausrichtung will sich die Bank von 18000 Mitarbeiteren trennen und eine Fünftel der Bilanzrisiken in eine interne Abwicklungseinheit ("Bad Bank") auslagern. Investoren bezweifeln, dass die Bank diesen Kraftakt ohne eine weitere Kapitalerhöhung schafft - wenn, dann gelingt dies wohl nur in einem guten Marktumfeld. Die Kernfrage aber ist, ob die Bank mit der Transformation ein dauerhaft ertragsstarkes Geschäftsmodell hinbekommt. Auch hier setzen Investoren große Fragezeichen.
Investierte Anleger können dabeibleiben und auf einen Erfolg des Konzernumbaus setzen. Ein Neuengegement ist nur sehr Mutigen zu empfehlen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 8,00 Euro
Stoppkurs: 6,00 Euro