Nun muss das Duo weiter mit schwer kalkulierbaren Altlasten leben, während die Investoren Druck machen. Sie wollen vor allem wissen, wie die Bank ihre chronische Renditeschwäche überwinden will - und das in Zeiten, in denen von der Konjunktur in Europa kein Rückenwind zu erwarten ist und die Niedrigzinsen bremsen.
Ihre neue Strategie wollen Jain und Fitschen zwar erst im Frühjahr verraten. Einen ersten Hinweis, wo die Reise hingehen dürfte, gaben sie am Donnerstag aber bereits: Sparen heißt die Devise, eventuell verbunden mit einem Stellenabbau. "In diesem schwierigen Umfeld ist Kostendisziplin zwingend", betonte Fitschen. Die Kosten im Konzern seien noch immer zu hoch. Damit wurde ein zentrales Ziel der bisherigen "Agenda 2015+" verfehlt. "Insofern bekennen wir, dass wir dieses Thema in der nächsten Phase noch stärker angehen wollen." Jedoch sei die Doppelspitze aber im Sommer 2012 mit den richtigen Schwerpunkten gestartet. Die Strategiedebatte laufe auf Hochtouren, sagte Co-Chef Jain. "Es ist noch zu früh, um über Schlussfolgerungen zu sprechen."
Bei den Anlegern überwog die Erleichterung, dass es in der Bilanz keine großen negativen Überraschungen gab. Mit einem Plus von 2,56 Prozent setzte sich die Deutsche-Bank-Aktie gegen den Markttrend an die Spitze des Dax. Und das, obwohl sich die Aktionäre, die zuletzt wiederholt frisches Kapital in die Bank pumpten, erneut mit einer stagnierenden Dividende von 75 Cent je Aktie leben müssen. Einer der größten Anteilseigner der Bank, die Fondsgesellschaft Union Investment, verwies darauf, dass das Institut zumindest auf der Kapitalseite vorangekommen ist. Dadruch habe die Bank Zeit gewonnen, um an ihrer Strategie zu feilen, erklärte Fondsmanager Helmut Hipper. "Erst dann werden wir klarer sehen."
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TEURE SKANDALE
Im vierten Quartal stand unter dem Strich ein Gewinn von 441 Millionen Euro zu Buche, nach einem Verlust von 1,4 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Etliche Analysten hatten auch dieses Mal mit roten Zahlen gerechnet. Anders als befürchtet legten Jain und Fitschen zum Jahresende aber lediglich weitere 200 Millionen Euro für Rechtsstreitigkeiten zur Seite. Zusammen genommen beläuft sich die Vorsorge nun auf 3,2 Milliarden Euro. "Die Belastung durch Rechtsstreitigkeiten bleibt hoch", räumte Jain ein. Es sei nicht absehbar, wann die einzelnen Fälle zu den Akten gelegt werden könnten.
Die Altlasten der Frankfurter reichen von den Skandalen rund um manipulierte Zinsen (Libor) und Devisen über den Vorwurf des Steuerbetrugs bis hin zu diversen Hypothekenklagen in den USA und mutmaßlichen Sanktionsverstößen. Wie eine dunkle Wolke hängt etwa noch immer der Libor-Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern über der Bank, an dem Jain und Fitschen emsig feilen.
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VERLÄSSLICHE INVESTMENTBANKER
Lichtblick waren die robusten Geschäfte im Investmentbanking zum Jahresende. Vor allem im wichtigen Anleihehandel konnte das Institut Marktanteile gewinnen. Dass sich die Deutsche Bank auf ihr Kerngeschäft verlassen kann, war nach enttäuschenden Zahlen der großen US-Rivalen nicht vorhersehbar, dürfte Jain aber bestärken. Er will den Rückzug etlicher europäischer Banken aus dem kapitalzehrenden Geschäft für die Deutsche Bank nutzen. Im Schlussquartal lieferten die Investmentbanker einen Vorsteuergewinn von 516 (Vorjahr: 132) Millionen Euro ab. Jain hofft, dass die Schwankungen an den Märkten besonders in Europa auch im neuen Jahr helfen. Das erste Quartal, traditionell das stärkste im Anleihehandel, sei gut angelaufen.
Im Privatkundengeschäft rund um die Postbank, für das es Insidern zufolge Gedankenspiele über eine Abspaltung gibt, brach das Ergebnis auf 55 (218) Millionen Euro ein. Grund waren Belastungen wegen der gerichtlich erzwungenen Erstattung von Bearbeitungsgebühren für Kredite. Ein Versprechen, dass die Deutsche Bank die Postbank behält, wollte Finanzchef Stefan Krause mit Verweis auf die Strategie-Überprüfung nicht geben. Laut Fitschen läuft die Integration der Postbank in den Konzern zunächst weiter. Die Vermögensverwaltung kann die Früchte ihres Umbaus ernten: Das Ergebnis stieg auf 365 (200) Millionen Euro. Die Sparte verwaltet eine Billion Euro.
Reuters