Bargeld am Schalter abheben, das gehört bei Deutschlands größtem Geldhaus bald der Vergangenheit an. Der Chef des Privatkundengeschäfts Lars Stoy hat auf einer nicht-öffentlichen Investorenkonferenz erklärt, dass er in Zukunft kein Bargeld mehr in den Filialen anbieten werde, denn das Vorhalten von Bargeld würde Kosten verursachen. Lediglich in großen Zentren soll das Abheben am Schalter noch möglich sein. In den meisten Filialen soll sich dagegen auf die Beratung etwa von Anlagen oder Hypotheken konzentriert werden. Dann würden die Filialen auch wieder profitabel sein, so Stoy. Verbraucherschützer sehen darin einen klaren Rückschritt für Verbraucher.

Dabei lief es für die Deutsche Bank im ersten Quartal des laufenden Jahres sehr positiv. Das Geldhaus hat hier den höchsten Quartalsgewinn nach Steuern seit 2013 erzielt. Auch das Vorsteuerergebnis stieg um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 1,7 Milliarden Euro. Um den Anlegern etwas zurückzugeben, hatte die Großbank zu Jahresbeginn ein Aktienrückkaufprogramm über 300 Millionen Euro angekündigt. Bis Ende des Jahres sollen 700 Millionen Euro an Kapital an die Aktionäre zurückfließen.

Greenwashing Vorwürfe von Konzern-Tochter belasten kurzfristig


DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, wird vorgeworfen Angaben zur Nachhaltigkeit zu hoch angesetzt zu haben. Die Fondsgesellschaft sei aber bei Umwelt- und Klimaschutz nicht so weit fortgeschritten wie angegeben. Das Verfahren richtet sich derzeit gegen unbekannte Verantwortliche der DWS. Die Ermittlungen laufen seit Mitte Januar 2022 und wurden von der ehemaligen Nachhaltigkeitsbeauftragten Desiree Fixler ins Rollen gebracht. Sie hatte im vergangenen Jahr öffentlich Kritik an ihrem früheren Arbeitgeber ausgeübt. Jüngst haben 50 Einsatzkräfte unter anderem der Staatsanwaltschaft die Räume der DWS durchsucht. Die DWS-Aktie hat daraufhin deutliche Kursverluste verzeichnet. Auch die Deutsche-Bank-Aktie befand sich leicht unter Druck. Die Aufarbeitung der Vorwürfe dürften weiterhin für Druck sorgen.

Einschätzung der Aktie


Die Branche schwanke zwischen den Vorteilen höherer Zinsen und den Nachteilen wirtschaftlicher Unsicherheit, erklärten jüngst Analysten der Investmentbank Goldman Sachs. Denn die Bankaktien dürften von den steigenden Zinsen profitieren, die Zinsmargen würden in diesem Fall steigen.

Auch die Erträge der globalen Investmentbanken hätten sich im Zuge des Ukraine-Kriegs verbessert, die höhere Volatilität würde die Spreads und die Aktivitäten im Derivatesegment antreiben, so die Analysten der US-Investmentbank JPMorgan. Ein Spread ist die Differenz im An- und Verkaufspreis.

Im vergangenen Monat kletterte der Kurs des Papiers zweistellig in die Höhe. Am Donnerstag zeigt sie sich nahezu unverändert. BÖRSE ONLINE empfiehlt die Aktie weiterhin zum Kauf mit einem Kursziel von 16 Euro.

lb mit Material von dpa