Einem potenziellen neuen Eigentümer will die größte deutsche Bank deshalb keine Steine in den Weg legen und verweigert bis dato eine Garantie für die Arbeitsplätze. Doch wer künftig in Bonn statt der Deutschen Bank das Sagen haben wird, steht in den Sternen. Viele Investmentbanker glauben, dass ein Verkauf schwierig ist. "Alle Probleme, die die Deutsche Bank mit der Postbank hat, hätte jeder Käufer auch", sagt einer von ihnen. Die Postbank hat zwar ihre Hausaufgaben gemacht, Schrottpapiere ausgemistet und schreibt wieder nachhaltige Gewinne. Aber als Problem werden die vielen Beamten aus Bundespost-Zeiten gesehen und die Tatsache, dass die Postbank vielerorts Postdienstleistungen anbieten muss. Am Ende muss die Deutsche Bank sie womöglich an die eigenen Aktionäre verschenken.

"Man hätte sie nie kaufen dürfen", sagt Analyst Dirk Becker von Kepler Cheuvreux. Die mit dem Erwerb verknüpften Hoffnungen hätten sich nie erfüllt. Es dauerte lange, bis die Risiken in der Bilanz der Postbank abgebaut und die - trotz dreistelliger Milliardensummen auf den Sparbüchern der 14 Millionen Kunden - niedrige Kapitalquote aufgepäppelt war. Und die Idee, ungenutzte Ersparnisse als Kredite an Deutsche-Bank-Kunden weiterzureichen, funktionierte nicht. Hier stellte sich die Finanzaufsicht BaFin quer, weil sie mit Rücksicht auf die restlichen Aktionäre der Postbank auf eine ausreichende Kapitalausstattung dort pochte.

Jetzt, da im verflixten siebten Jahr die Scheidung kommen dürfte, rächen sich die vielen Sollbruchstellen der Verbindung. Ein strategischer Bieter ist nicht in Sicht. Investmentbanker wagen nicht einmal die "üblichen Verdächtigen" Santander und BNP Paribas als Interessenten zu nennen. Andere winken ab, weil die Postbank nicht ihr Konzept passt. Charme hätte für einige Branchenkenner dagegen eine "Vereinigung" mit der österreichischen Schwester BAWAG PSK. Der Finanzinvestor Cerberus hat das Institut, das ebenfalls an den Postschaltern vertreten ist, saniert und will es nun an die Börse bringen. Doch Cerberus habe offenbar Zweifel, ob sich die deutsche Postbank wie gewünscht umbauen lasse.

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BLESSING HÄTTE LIEBER DIE "BLAUEN" FILIALEN

Die HypoVereinsbank ist zwar auf der Suche nach Zukäufen, streicht aber ihr Filialnetz drastisch zusammen. Die Commerzbank traut sich Zukäufe grundsätzlich wieder zu, nachdem die Übernahme der Dresdner Bank verdaut ist. Die "blauen Filialen" der Deutschen Bank hätten das Herz von Vorstandschef Martin Blessing allerdings viel höher schlagen lassen als die Postbank-Filialen, in denen viele Kunden eher um Briefmarken in der Schlange stehen als um Aktienfonds. Doch die 700 Deutsche-Bank-Filialen sollen nun offenbar doch Teil des Konzerns bleiben - bevor auch hier der Rotstift angesetzt wird.

Die Bundesregierung hält sich tunlichst aus der Debatte um den Umbau der Deutschen Bank heraus. In Berlin würde man es aber sicher nicht ungern sehen, wenn Blessing ein Stück vom Kuchen abbekäme - alleine schon, um die 17-Prozent-Beteiligung an der Commerzbank dann als Faustpfand für eine Konsolidierung nutzen zu können. Sie wisse von den Plänen für die Postbank, sagt eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. "Das Ministerium hat sich aber dazu in keiner Weise positioniert."

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"MAN SCHEUT DEN GROSSEN WURF"

Doch ohne die "blauen" Filialen lässt sich die Postbank nur schwer versilbern. Nach Ansicht von Branchenkennern ist vor allem die geringe Qualifikation vieler Mitarbeiter ein Problem. Mehr als zwei Drittel sind bei Verdi organisiert. Die Gewerkschaft kämpfe deshalb für Jobgarantien, weil viele Postbanker ahnten, dass sie nach einer Entlassung wohl bei keiner anderen Bank unterkämen. Nun findet der Kahlschlag bei der Deutschen Bank statt. "Verdi hat die 'blauen' Filialen geopfert, um die eigenen Pfründe zu retten", sagt ein Insider. In der Deutschen Bank selbst hat die Gewerkschaft nie ein Bein auf den Boden bekommen.

"Man hat sich am Machbaren orientiert und scheut den großen Wurf", kritisiert ein Großaktionär den sich nun abzeichnenden Strategieschwenk weg von einer Komplettabspaltung des Privatkundengeschäfts. Der Druck, die Postbank loszuwerden, ist groß: Nicht einmal der Verkauf an einen Finanzinvestor ist mehr ein Tabu. "Das würde aber von der Bankenaufsicht nie genehmigt", sagt Analyst Becker. Die Postbank sei wegen ihrer Kundenzahl und der Höhe der Einlagen für das Finanzsystem von Bedeutung. Zudem täusche die Kundenzahl über das geringe Ertragspotenzial hinweg. Die Postbank habe eine der geringsten Eigenkapitalrenditen der gesamten Branche, rechnet Kian Abouhossein von JPMorgan vor.

Mangels Käufern gilt ein Börsengang für die Postbank daher als wahrscheinlichste Lösung. Notfalls bucht man die Aktien den Deutsche-Bank-Anteilseignern als "Sonderdividende" ins Depot. Dem Kurs der Postbank-Aktie, der bisher von der Spekulation auf eine lukrative Abfindung getrieben wird, droht dann der Absturz ins Bodenlose. 7,8 Milliarden Euro ist sie rechnerisch an der Börse wert, mit sechs Milliarden steht sie in der Deutsche-Bank-Bilanz. Branchenkenner glauben aber eher an einen Wert von drei Milliarden. Milliardenabschreibungen wären für die Deutsche Bank in jedem Fall die Folge. Doch das nimmt man dort inzwischen mit einem Achselzucken: "Lieber ein Ende mit Schrecken..."

Reuters