Die Deutsche Bank ist in der zweiten Runde der US-Stresstests gescheitert und steht wegen ihrer Risikokontrolle am Pranger. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) rügte "zahlreiche und erhebliche Mängel" bei der amerikanischen Tochter des größten deutschen Geldhauses. Unter dem strengen Blick der Prüfer, die insgesamt 31 Wall Street-Banken unter die Lupe nahmen, scheiterte auch die spanische Santander. Die Deutsche Bank gelobte nach Veröffentlichung der Prüfergebnisse in der Nacht zum Donnerstag umgehend Besserung: Das Institut wolle seinen Kapitalplanungsprozess verbessern. Die erste Runde des Gesundheitschecks, in dem die Kapitaldecke geprüft wurde, hatte die Bank noch mit Bravour bestanden. "Es gibt also Licht und Schatten. Das Ergebnis ist ärgerlich, aber kein Drama", meinte der Bankenexperte Wolfgang Gerke.
Das sahen auch die Anleger so: Die Aktien der Deutschen Bank notierten am Donnerstag im Dax nur knapp im Minus. "Es war ein offenes Geheimnis, dass die US-Tochter durchfallen wird", sagte ein Händler. Die Bank steht bei den US-Aufsehern bereits unter verschärfter Beobachtung, da wiederholt Schlampereien im Berichtswesen gerügt wurden. Das Geldhaus investiert zwar in das US-Reporting und stellt hierzu auch Personal ein. Doch es dauert, bis sich nachhaltige Erfolge einstellen.
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TEST MIT TÜCKEN
Das komplizierte Testverfahren hat seine Tücken: Die Deutsche Bank musste rund 10.000 Seiten Papier einreichen. Im Gegensatz zu den US-Rivalen, die schon mehrere Tests durchlaufen und somit mehr Erfahrung haben, hat der deutsche Branchenprimus als Debütant offenbar Lehrgeld zahlen müssen, meinen Fachleute. "Offensichtlich sind die formalen, aber auch die inhaltlichen Kriterien der amerikanischen Aufsicht nicht genügend umgesetzt worden", sagt Gerke, Honorarprofessor an der European Business School. Unerfahrenheit im Test sei allerdings "eine schwache Entschuldigung" für Mängel.
Dass auch ein mit der Prüfung vertrautes Institut scheitern kann, zeigte sich bei spanischen Santander. Erneut erwies sich die zweite Hürde als zu hoch, nachdem die Bank bereits im Vorjahr gestrauchelt war. Inhaltlich ging die Fed mit den Spaniern noch härter ins Gericht als mit der Deutschen Bank: Die Kontrolleure bemängelten "weit verbreitete und bedenkliche Mängel in den Kapitalplanungsprozessen". Die Bank of America kam mit einem blauen Auge davon: Das Geldhaus wurde für schwache Risikokontrollen kritisiert. Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley mussten ihre Dividendenpläne zusammenstreichen, um zu bestehen.
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DEUTSCHE BANK AUCH WEGEN MANIPULATION IN DER KRITIK
Auch für die Deutsche dürfte die Note "Mangelhaft" im zweiten Teil des Test-Zeugnisses in dieser Hinsicht nicht ohne Folgen bleiben: "Der Spielraum für eine Dividenden-Abführung an die europäische Muttergesellschaft wird eingeschränkt. Denn für Kapitalausschüttungen muss die Fed ihren Segen geben", so die Experten des Analysehauses KeplerCheuvreux. Die US-Tochter Deutsche Bank Trust Corporation macht jedoch weniger als fünf Prozent der gesamten Bilanzsumme der Deutschen Bank aus. Sie deckt nur die Vermögensverwaltung und die Zahlungsabwicklung ab, nicht das kapitalintensive Investmentbanking. Sämtliche US-Töchter dürften von der Fed wohl erst 2018 durchleuchtet werden. Bei den US-Regulierern ist die Deutsche Bank bereits wegen Tricksereien mit Referenzzinssätzen (Libor) und Devisenkursen auffällig geworden. In der Libor-Affäre steht noch eine hohe Strafe in den USA und Großbritannien aus. In der Devisenaffäre hat die New Yorker Finanzaufsicht DFS einen Aufpasser in der US-Niederlassung der Deutschen Bank installiert, der die Handelspraktiken genauer untersuchen soll.
Der Stresstest der Fed ist eine Konsequenz aus der Finanzkrise, in der heimische Banken wie Citigroup oder die Bank of America wankten und vom Staat gerettet wurden. Daher prüft die Notenbank nun regelmäßig die Kredit- und Anleihenportfolios der Institute. Sie beschränkt sich aber nicht nur auf US-Banken, sondern nimmt von Jahr zu Jahr auch mehr ausländische Geldhäuser unter die Lupe, die im großen Stil auf dem US-Markt Geschäfte tätigen. So soll sichergestellt werden, dass diese Häuser im Falle einer neuen Krise nicht auch aufgefangen werden müssen.
Reuters