Die US-Großbank JP Morgan, die beiden größten Schweizer Institute Credit Suisse und UBS sowie der japanische Finanzkonzern Nomura und weitere Institute haben demzufolge nach umfangreichen Prüfungen keine Bedenken, mit dem Deutsche Bank-Großaktionär HNA Geschäfte zu machen. Die beteiligten Geldhäuser wollten sich dazu nicht äußern.

Banken sind verpflichtet, sich regelmäßig Gewissheit unter anderem über die Identität von Kunden und im Falle von Unternehmen über deren Eigentümerstruktur zu verschaffen. Durch diese Regeln soll unter anderem verhindert werden, dass dubiose Personen oder Firmen allzu leicht an Kredite kommen und dadurch eine Bank im schlimmsten Fall destabilisiert wird oder ein Institut zum Beispiel für Geldwäsche missbraucht wird.

HNA ist über die österreichische Vermögensverwaltung C-Quadrat mit 9,9 Prozent an der Deutschen Bank beteiligt und damit einer der drei größten Aktionären des Instituts. Die Probleme von HNA befeuerten Spekulationen, dass die Chinesen ihren Deutsche-Bank-Anteil versilbern könnten. HNA hat dies zurückgewiesen und die Bank als "Kerninvestment" bezeichnet.

Erst am Freitag hatte HNA mitgeteilt, dass man sich vom Mehrheitsanteil an der spanischen NH Hotel Group trennen will, um einen Finanzengpass zu bewältigen. Zudem hatte Reuters von Insidern erfahren, dass die Chinesen mit einem Börsengang ihrer Schweizer Tochter Swissport, dem weltweit größten Abfertiger von Passagieren und Fracht für die Luftfahrtbranche, liebäugeln.

In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen mit teuren Geldbeschaffungsmaßnahmen für Aufsehen gesorgt. HNA ist wegen seiner undurchsichtigen Eigentümerstruktur auch ins Visier der Behörden geraten. So will die US-Regierung einem Insider zufolge keine Investitionen von HNA genehmigen, solange die Asiaten nicht Informationen zu ihren Aktionären vorlegen.

In Europa prüft die Europäischen Zentralbank (EZB), die die Deutsche Bank beaufsichtigt, Insidern zufolge schon länger, ob sie bei der HNA ein Inhaberkontrollverfahren durchführen wird. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin verfolgt das Geschäftsgebaren der Chinesen mit Argusaugen.

Die EZB kann zwar auch bei einer Beteiligung von weniger als zehn Prozent bereits heute eine Prüfung vornehmen, wenn sie einen "erheblichen Einfluss" des Anteilseigners auf die Bank erkennt. Bislang ist aber nur sehr vage geregelt, woran sich ein "erheblicher Einfluss" festmachen lässt. Um die Unsicherheit zu beseitigen, loten die Aufseher nach Aussage einer mit der Situation vertrauten Person aktuell aus, welche Kriterien künftig allgemein gelten sollen - unabhängig vom konkreten Fall HNA bei der Deutschen Bank. Auf Basis dieses Kriterienkatalogs könnte dann auch eine Prüfung der HNA erfolgen.

rtr