In einem ungewöhnlichen Schritt hat die Staatsanwaltschaft das Oberlandesgericht kurz vor dem erwarteten Prozessende eingeschaltet, um eine weitere Durchsuchung der Bank zu erzwingen. Das Landgericht hatte den Durchsuchungsantrag als sinnlos abgelehnt, weil sich in dem seit fast einem Jahr andauernden Prozess keine Anhaltspunkte für Straftaten ergeben hätten.

Beteiligte rechnen deshalb damit, dass das Gericht den Forderungen der Verteidiger nach Freisprüchen nachkommt, und erwarten nicht, dass das Oberlandesgericht den Ermittlern grünes Licht für die Durchsuchung gibt. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sagte nach der Verhandlung, die Ermittler seien verpflichtet, alle Mittel zur Beschaffung von Beweismitteln auszuschöpfen. Bei Freisprüchen werde die Behörde eine Revision vor dem Bundesgerichtshof prüfen.

Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstände der Bank stehen seit dem 28. April 2015 vor Gericht. Die Anklage wirft den Bankern versuchten Betrug in einem Schadenersatzprozess vor, den der Medienunternehmer Leo Kirch gegen das Institut geführt hatte. Die Manager hätten versucht, das damalige Gericht hinters Licht zu führen, um ein für sie ungünstiges Urteil abzuwenden.

Kirch, der 2011 starb, machte die Deutsche Bank für den Zusammenbruch seines Medienimperiums verantwortlich. Dieser Streit endete mit einem Vergleich, die Bank zahlte 928 Millionen Euro an Kirchs Erben. Unabhängig davon klagte die Staatsanwaltschaft die Banker an. Sie hat bereits plädiert und Gefängnisstrafen für Ackermann und Breuer und eine Bewährungsstrafe für Fitschen gefordert.

Die Verteidiger beendeten am Dienstag ihre Plädoyers. Fitschens Anwalt Hanns Feigen übte scharfe Kritik an der Staatsanwaltschaft. "Sie steht nun vor dem Scherbenhaufen ihrer Anklage, will aber ihr Fiasko nicht wahrhaben", sagte Feigen. "Nicht der Hauch eines Verdachts bleibt zurück", sagte der Jurist und forderte einen Freispruch für Fitschen. Der Manager habe im Streit über den Zusammenbruch der Kirch-Mediengruppe niemals gelogen oder betrogen.

Reuters