DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BANK:
An diesem Mittwoch (28. April) legt der Frankfurter Dax-Konzern (DAX 30) seine Ergebnisse für das erste Quartal 2021 vor - und die fallen voraussichtlich positiv aus. Schon zur Vorlage der Jahresbilanz für 2020 Anfang Februar hatte Sewing von einem "sehr guten Start ins neue Jahr" gesprochen. Vor allem das Kapitalmarktgeschäft brummt weiterhin. Auch deshalb hat sich der Vorstand vorgenommen, im laufenden Jahr schwarze Zahlen zu liefern. "Wir streben natürlich für 2021 einen Gewinn an", hatte Sewing im Februar angekündigt.
Zwar erwartet die Bankspitze insgesamt leicht rückläufige Erträge, auch weil sich der Boom im Kapitalmarktgeschäft abschwächen dürfte. Andererseits rechnet sie mit etwas geringeren Belastungen durch drohende Kreditausfälle, nachdem der Konzern im abgelaufenen Jahr 1,8 Milliarden Euro in die Risikovorsorge gesteckt hatte.
Derweil sagte Vorstand Fabrizio Campelli im März, die Bank liege bei den Erträgen im Investmentbanking bis dato etwa 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dabei will sich Deutschlands größtes Geldhaus die unrühmliche Vergangenheit der Sparte mit Skandalen und teuren Rechtsstreitigkeiten endgültig hinter sich lassen. So hat sich die Bank beispielsweise aus dem weltweiten Aktienhandel komplett verabschiedet.
Der Rückzug aus einigen riskanten Geschäftsteilen hat den Frankfurtern zuletzt wohl einen herben Verlust erspart. So kam ein Zahlungsausfall beim US-Hedgefonds Archegos mehrere Geldhäuser im März teuer zu stehen. Die schweizerische Großbank Credit Suisse (Credit Suisse (CS)) musste eine Belastung in Milliardenhöhe verbuchen und besorgt sich deshalb sogar frisches Kapital von Anlegern. Die Deutsche Bank kam bei ihren Geschäften mit Archegos nach bisherigen Angaben hingegen ohne Schaden davon. Laut Insidern war sie ohnehin bei Weitem nicht so stark involviert wie die Konkurrenz aus der Schweiz.
Unterdessen kürzen die Frankfurter weiter in ihrer Privatkundensparte. Bis Ende dieses Jahres schließt das Institut 97 von zuletzt 497 Standorten im Heimatmarkt. Auch bei der zum Konzern gehörenden Postbank wird das Netz weiter ausgedünnt: Dort werden in diesem und im kommenden Jahr jeweils 50 der zuletzt 800 Filialen dichtgemacht. Der Filialabbau kostet unter dem Strich knapp 1200 Vollzeitstellen.
Der Personalabbau in den Filialen ist Teil der im Juli 2019 verkündeten Pläne, die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bis Ende 2022 um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 zu drücken. Für den Vorstand ist die genaue Zahl der wegfallenden Stellen aber nicht der zentrale Punkt: "Unser Hauptziel ist, unsere Kosten zu senken", sagte Sewing im Februar. Der Aufsichtsrat setzt unterdessen weiterhin auf den Manager und hat den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden erst vor Kurzem bis April 2026 verlängert.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Nach einem jahrelangen Trauerspiel hat sich die Aktie der Deutschen Bank ausgerechnet in der Corona-Krise vergleichsweise gut geschlagen. Nachdem der Kurs auch seit Sewings Amtsantritt im April 2018 weiter abgesackt war, sprang er im März 2021 mit 11,25 Euro kurzzeitig wieder auf das Niveau zurück, auf dem der Manager die Führung der Bank übernommen hatte.
Zuletzt wurde das Papier mit Kursen um die 10 Euro zwar wieder etwas billiger gehandelt. Doch auch damit lag der Kurs in einer Größenordnung, die er Anfang 2020 vorübergehend wieder erreicht hatte - bevor es im Zuge des Corona-Crashs an den Finanzmärkten binnen weniger Wochen bis auf ein Rekordtief von 4,449 Euro nach unten ging.
Wer zu diesem Zeitpunkt starke Nerven besaß und bei der Deutschen Bank einstieg, konnte seinen Einsatz bis zuletzt mehr als verdoppeln. Mit Blick auf die Vorjahre sieht die Entwicklung aber immer noch düster aus. Binnen drei Jahren hat das Papier rund 15 Prozent an Wert eingebüßt. Und wer vor fünf Jahren als Aktionär eingestiegen ist, hat derzeit ein Minus von fast einem Drittel in den Büchern stehen.
Dank des jüngsten Kursanstiegs wird die Deutsche Bank an der Börse inzwischen wieder mit mehr als 20 Milliarden Euro bewertet. Selbst im Zuge der letztlich gescheiterten Fusionsgespräche mit der Commerzbank vor rund zwei Jahren war die Bewertung des Dax-Konzerns nicht in solche Höhen gestiegen.
Im Vergleich zu manch anderen großen Geldhäusern in Europa sind die Frankfurter an der Börse jedoch immer noch ein kleines Licht: Die schweizerische Rivalin UBS kommt umgerechnet auf eine Marktkapitalisierung von rund 45 Milliarden Euro. Und die spanische Banco Santander hat die Nase mit rund 50 Milliarden Euro noch ein Stück weiter vorn. Immerhin haben die Frankfurter aber die italienische Unicredit überholt, die zuletzt auf einen Börsenwert von gut 18 Milliarden Euro kam.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Nach dem Kursanstieg der vergangenen Monate sind Branchenexperten gegenüber der Deutsche-Bank-Aktie eher vorsichtig eingestellt. Von den elf bei dpa-AFX erfassten Analysten, die ihre Einschätzung zu dem Papier seit Vorlage der jüngsten Jahresbilanz Anfang Februar erneuert haben, rät kein einziger zum Kauf. Vier von ihnen raten zum Verkauf, sieben zum Halten der Aktie.
Im Schnitt haben die Experten ein Kursziel von rund 9,14 Euro auf dem Zettel. Und obgleich die Aktie zuletzt klar unter ihrem jüngsten Hoch aus dem März gehandelt wurde, lag ihr Kurs immer noch ein Stück über der durchschnittlichen Analystenerwartung.
Dabei gehen Analysten derzeit durch die Bank davon aus, dass sich der Dax-Konzern in diesem Jahr klar in den schwarzen Zahlen hält. Im Schnitt rechnen sie für 2021 mit einem auf die Aktionäre entfallenden Überschuss von rund 700 Millionen Euro. Für das erste Quartal erwarten sie nach Abzug von Minderheitsanteilen Dritter und den Zinsen für die AT-1-Nachranganleihen einen Überschuss von rund 570 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Institut hier noch mit 43 Millionen Euro in den roten Zahlen gesteckt.
Der Vorsteuergewinn dürfte den Schätzungen zufolge im ersten Jahresviertel 1,1 Milliarden Euro erreichen, rund fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Allerdings liegen die Erwartungen teils weit auseinander: Die Spanne der Analystenprognosen reicht von gut 700 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr haben die Experten im Schnitt einen Vorsteuergewinn von rund 2,1 Milliarden Euro auf dem Zettel. Mit etwa 1,1 bis 3 Milliarden Euro klaffen die Schätzungen hier jedoch noch weiter auseinander.
dpa-AFX