Nachdem Deutsche-Bank-Chef von Moltke schon Ende März vor Belastungen gerade im wichtigen Investmentbanking gewarnt und damit die Aktie auf Talfahrt geschickt hatte, scheint klar: Die großen Wall-Street-Banken sind den Frankfurtern auch dieses Mal wieder uneinholbar enteilt. Während US-Branchenprimus JP Morgan zu Jahresbeginn 8,7 Milliarden Dollar (rund sieben Milliarden Euro) Gewinn einstreichen konnte, Morgan Stanley und die Bank of America jeweils Rekorde meldeten und auch bei Goldman Sachs und der Citigroup das Geschäft florierte, sieht es für die Deutsche Bank eher mau aus. Gerade einmal 330 Millionen Euro Gewinn trauen Analysten dem Institut laut einer auf dessen Internetseite veröffentlichten Prognose im Schnitt zu, bei Erträgen von rund 7,3 Milliarden Euro. Dabei ist das Auftaktquartal traditionell das stärkste im Jahresverlauf. Anfang 2017 hatte der Gewinn bei 575 Millionen Euro gelegen.

NACH DER GEWINNWARNUNG ...



Schuld an dem verpatzten Start ins Jahr ist laut Finanzchef von Moltke der für das Geldhaus ungünstige Wechselkurs. Vor allem die Investmentbank, in der das Institut den Handel mit Rohstoffen, Anleihen, Aktien und Devisen mit der Beratung bei Übernahmen, Fusionen und Börsengängen zusammenfasst, leidet unter dem starken Euro. Auf 300 Millionen Euro kalkuliert von Moltke diesen Effekt - denn rund 40 Prozent der Ertragsbasis des Investmentbankings entsteht im Dollar-Raum oder sind an den Greenback gekoppelt. Damit aber nicht genug: Buchhalterische Änderungen bei der Zurechnung von Refinanzierungskosten belasten die lahmende Sparte mit weiteren 150 Millionen Euro.

Weil die Deutsche Bank - obwohl immer noch eine respektable globale Größe im Handel mit Währungen und Anleihen - seit Jahren den US-Häusern hinterher hinkt, mehren sich inzwischen Stimmen, die das Geschäftsmodell "Universalbank mit Kapitalmarktgeschäft" in Zweifel ziehen, zumindest was die USA angeht. Schon seit Wochen lässt der Vorstand intern durchspielen, ob nicht vielleicht ein (Teil)rückzug von der Wall Street Sinn machen würde. Dieses "Project Colombo" genannte Unterfangen soll Finanzkreisen zufolge bald abgeschlossen sein. Ob Christian Sewing schon bei der Hauptversammlung am 24. Mai erste Schlussfolgerungen daraus ziehen kann, bleibt abzuwarten.

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Einen ersten strategischen Aufschlag wird der Nachfolger des Anfang des Monats - nach nicht einmal drei Jahren - geschassten Briten John Cryan den Aktionären aber wohl bieten müssen und wohl auch wollen. Die sonst üblichen 100 Tage Schonfrist dürfte der 47 Jahre alte Bankmanager, der mit nur zwei Jahren Pause seit dem Abitur bei den Frankfurtern arbeitet, nämlich kaum bekommen. Seit 2015 sitzt der Westfale mit einem Faible für den FC Bayern im Vorstand der Bank. Zuletzt war er gemeinsam mit Postbank-Chef Frank Strauß verantwortlich für das globale Geschäft mit Privat- und Firmenkunden.

Sewings Herzensprojekt - die Integration der Postbank in den Finanzkonzern - steht nach der Schließung zahlreicher Filialen und zähen Verhandlungen mit den Arbeitnehmern vor dem Abschluss. Und auch das Geschäft dürfte soweit ordentlich gelaufen sein. Analysten trauen der Sparte immerhin einen Gewinn einigermaßen auf Vorjahresniveau zu, die Erträge dürften sogar gestiegen sein. Die Vermögensverwaltung DWS, von der die Deutsche Bank vor Ostern gut ein Fünftel an die Börse gebracht hat, wird nach Meinung von Analysten einen Gewinn von knapp 200 Millionen melden, etwas mehr als im ersten Quartal 2017.

rtr