Deutsche Bank-Chef Christian Sewing ließ die Chance auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Frankfurt jedoch verstreichen. Zwar kündigte er einen "radikalen und raschen Umbau" an. "Wir sind zu harten Einschnitten bereit", sagte er vor den anwesenden Aktionären - die rund 35 Prozent der Stimmrechte repräsentierten. Dann kam nicht mehr viel.
Die profitabel arbeitende Transaktionsbank, zuständig für Zahlungsabwicklungen, soll gefördert werden. Die Postbank soll schneller integriert werden.
Frust der Deutsche Bank-Aktionäre ist groß
In Anbetracht des Frusts der Anleger, ist das nicht viel. Deren Wut entlud sich kübelweise über dem Vorstand. Andreas Thomae von Deka Investments bezeichnete den Aktienkurs als "Horrorfilm in Überlänge". Thomae kritisierte, dass die Kostensenkungen von fünf Prozent auf 22,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr hinter dem Rückgang der Erträge um sieben Prozent in 2018 liege. "Hier haben wir wieder einen negativen operativen Hebel", sagte Thomae.
Das Unternehmens- und Investmentbanking, zu dem auch die Transaktionsbank zählt, identifizierten die Aktionärsvertreter als ursächliches Übel. "Die Transaktionsbank verdient gutes Geld. Das heißt angesichts des schwachen Gesamtergebnisses, dass Teile des Investmentbankings in tiefroten Zahlen stecken müssen", sagte Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment. Dennoch würde zwei Drittel des Kapitals für die Unternehmens- und Investmentbank eingesetzt, was eine massive Fehlplatzierung im Geschäftsmodell der Deutschen Bank sei.
"Ohne Einschnitte im Investmentbanking wird es schwer bis unmöglich, die Renditeziele zu erreichen", sagte Klaus Nieding, Präsident des Anlegerschutzverbands DSW. Doch jede weitere Schrumpfung der Sparte kostet Geld. Nieding stellt in Frage, dass die Bank das alleine stemmen kann. Er hält Gespräche mit strategischen Partnern nach dem Aus der Fusionsverhandlungen mit der Commerzbank für angemessen - falls die Deutsche Bank nicht bereits selbst Übernahmekandidat sei.
Kleine Dividende
In Anbetracht von einem Gewinn von 341 Millionen Euro im vergangenen Jahr führten die Boni insbesondere im Unternehmens- und Investmentbanking zu weiterem Zorn. 1,9 Milliarden Euro gehen an Vorstand und Mitarbeiter, als Dividende an die Anleger werden lediglich zwölf Prozent dieser Summe ausgeschüttet: "Wir stören uns an der Höhe der Bonuszahlungen", rief Thomae in Richtung des Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Dafür seien die Ziele zu knapp erreicht worden.
Doch das war nicht die schwerste Klatsche die Achleitner an diesem Tag einstecken musste. Thomae sprach sich wie viele andere Aktionäre gegen die Entlastung des Aufsichtsratschefs aus. In den sieben Jahren seit seinem Amtsantritt habe sich die Bank trotz mehrmaligen Wechsel der Führung nicht wesentlich verbessert. Achleitner hängt jedoch an seinem Posten: "Ich habe nicht vor und kann mir nicht vorstellen, die Menschen (in der Bank, Anm. d. Red.) im Stich zu lassen." Er habe Fehler gemacht, räumte er ein, sei aber nicht die Wurzel des Übels.
Wohl deshalb haben ihn die Aktionäre am Ende mit 75,23 Prozent doch entlastet.
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Einschätzung der Redaktion
Unter den Dax-Aktien dürfte die der Deutschen Bank mittlerweile zu den am günstigsten bewerteten gehören. Aber einen Einstieg sollten sich Anleger gründlich überlegen.
Zwar gab es im ersten Quartal Anzeichen einer Besserung, Die Eigenkapitalrendite war mit 1,4 Prozent höher als im Jahr zuvor. Von den für 2019 anvisierten vier Prozent ist der Wert aber noch weit entfernt.
Schon wieder hat Sewing die von ihm angekündigten "harten Einschnitte" weder konkretisiert noch neue Meilensteine präsentiert. Die Zukunft des Unternehmens- und Investmentbankings und wie ein möglicher Rückbau finanziell gestemmt werden soll, bleibt somit offen. Wir halten einen Einstieg aufgrund der unklaren Strategie sowie der offenen Rechtsrisiken durch den schwellenden Geldwäsche-Skandal aktuell für zu riskant.