Zuletzt waren Vorwürfe laut geworden, die Bank habe die Ermittlungen blockiert und die Bußen damit in die Höhe getrieben. Aufsichtsratschef Paul Achleitner hat das zurückgewiesen. Anders als ISS fordert Glass Lewis auch, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern, wie aus der Reuters vorliegenden Vorschlagsliste hervorgeht.
Aus dem Vorstand sollen nach dem Votum von Glass Lewis nur die Mitglieder entlastet werden, die im vergangenen Jahr neu in das Gremium eingezogen waren. Damit will der Berater auch Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen die Entlastung verweigern, der auf der Hauptversammlung seinen Abschied nimmt. Juristische Folgen hätte das nicht. Nach den Vorschlägen der Aktionärsberater richten sich Investmentfonds aus den USA und andere Großanleger aus dem angelsächsischen Raum. ISS und Glass Lewis stehen in der Regel zusammen für rund ein Viertel der Präsenz auf der Deutsche-Bank-Hauptversammlung. Im vergangenen Jahr war der Vorstand dort nur mit 61 Prozent entlastet worden, wenige Wochen später warf Vorstandschef Anshu Jain das Handtuch.
"Umfang und Reichweite der Ermittlungen und Prozesse, in die das Unternehmen in den vergangenen Jahren involviert war oder noch ist, deuten unserer Ansicht nach auf ein weitreichendes Management-Versagen hin und wecken Zweifel an der Leistung von Vorstand und Aufsichtsrat", begründet Glass Lewis sein Votum.
Das Unternehmen aus San Francisco stellt sich auch hinter die Forderung nach drei weiteren Sonderprüfungen, indem es um die Jahresabschlüsse von 2011 bis 2015 und den Kaufpreis für die Postbank geht, die nun - nach Milliardenabschreibungen - wieder verkauft werden soll. Auf die Tagesordnung gebracht hatte die Sonderprüfungen die Aktionärin Marita Lampatz. Um die Tagesordnung zu ergänzen, muss ein Anteilseigner Deutsche-Bank-Aktien im Wert von gut drei Millionen Euro halten. Lampatz ist die Ehefrau von Holger Lampatz, des Gründers des IT-Unternehmens Maxdata.
Der Umgang der Deutschen Bank mit ihren Rechtsrisiken ist bereits Gegenstand einer von der deutschen Aktionärsvereinigung DSW angestrengten Sonderprüfung. Dabei geht es - anders als von der DSW zunächst verlangt - aber nur darum, ob das gegenwärtige Risikomanagement taugt, um solche Vorkommnisse in Zukunft zu vermeiden.
Auch das neue Gehaltssystem für den Deutsche-Bank-Vorstand missfällt den Aktionärsberatern. Wie ISS hat sich auch Glass Lewis dagegen ausgesprochen. Theoretisch könnte Vorstandschef John Cryan danach auf bis zu 12,5 Millionen Euro im Jahr kommen, für das laufende Jahr ist die Vergütung der Vorstände aber auf 9,85 Millionen Euro gedeckelt.
Reuters