Doch von einer Korrektur ist bislang nichts zu sehen - im Gegenteil. Auch der Cerberus-Verkauf konnte den Höhenflug kaum stoppen - am Mittwoch Vormittag notierte das Papier etwas über ein Prozent im Minus. Binnen Wochenfrist liegt das Plus bei 15 Prozent. Konzernchef Christian Sewing hatte der Aktie am Dienstag noch persönlich mit Bemerkungen zur EZB-Zinswende eingeheizt. Die Notenbanken müssten sich mit Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation stemmen, warnte der Konzernchef beim Neujahrsempfang des größten deutschen Geldhauses. Die US-Notenbank Fed werde wohl noch in diesem Jahr drei Zinsschritte angehen, den ersten schon im März. "Die EZB wird nachziehen müssen", sagte Sewing. Banken zählen zu den Profiteuren höherer Notenbankzinsen, von denen sie insbesondere im Kreditgeschäft profitieren. Mit 14,37 Euro markierte die Deutsche Bank am Dienstag ein neues Vierjahres-Hoch - zuletzt lag sie Anfang 2018 auf diesem Niveau. Das gleiche gilt für die Commerzbank-Aktie, die derzeit an der Neun-Euro-Schwelle kratzt und seit August 2021 über 60 Prozent zugelegt hat.

EZB-Chefin Christine Lagarde hatte Anfang der Woche noch versucht, den ausufernden Zinsfantasien entgegenzutreten, die sich nach der jüngsten Ratssitzung am vergangenen Donnerstag im Markt breitgemacht hatten. Dennoch rechnen Ökonomen wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer mit ersten Zinsschritten der EZB noch in diesem Jahr. Auch Deutsche-Bank-Chef Sewing sprach von einem "historischen Wendepunkt", den er nun erwarte, "nachdem die Euro-Zone de facto mehr als ein Jahrzehnt zinsfrei gelebt hat". Die Analysten der Deutschen Bank jedenfalls erwarteten einen Zinsschritt bei der EZB für das vierte Quartal.

Finanzinvestor Cerberus verkauft weitere Anteile


Für Aufsehen hat unterdessen der US-Finanzinvestor Cerberus am Dienstag gesorgt, der vor vier Jahren bei der Deutschen Bank eingestiegen war - mit der strategischen Vison eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank, an der sich Cerberus auch beteiligt hatte. Doch aus diesem Projekt ist nichts geworden. Nun nutzte Cerberus den Aktienkurs von über 14 Euro, um sich von einem weiteren Paket von 15 Millionen Papieren im Wert von 212 Millionen Euro - das entspricht einem Anteil von 0,73 Prozent - zu trennen. Die Aktie fiel daraufhin im späten Dienstagabend-Handel um etwa ein Prozent. Damit reduzierte der US-Investor seine verbliebene Beteiligung um ein weiteres Drittel, nachdem er erst vor vier Wochen Teile seines Engagements bei Deutscher Bank und Commerzbank verkauft hatte. Es wird damit gerechnet, dass sich Cerberus von weiteren Anteilen trennt, auch bei der Commerzbank.

Nachrichten gab es am Dienstag auch von den Bankenaufsehern der EZB, die die Mindestkapitalanforderungen für die Deutsche Bank bei ihrer jährlichen Überprüfung unverändert gelassen haben. Danach muss Deutschlands größtes Geldhaus auf Konzernebene wie schon im Vorjahr eine harte Kernkapitalquote (CET 1) von mindestens 10,43 Prozent ausweisen. Die tatsächliche Quote der Bank lag Ende Dezember bei 13,23 Prozent. Die EZB-Quote legt fest, wie viel Kapital die Bank zur Abdeckung ihrer jeweiligen Risiken mindestens vorhalten muss. Das ist insbesondere auch wichtig für Ausschüttungen.

Die Deutsche Bank hatte vor zwei Wochen zwei Milliarden Euro Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr verkündet und erstmals seit 2018 wieder eine Dividende in Aussicht gestellt. Die Aktionäre sollen 20 Cent je Aktie für 2021 erhalten. Vor drei Jahren waren es elf Cent. Die Bank will zudem im ersten Halbjahr 2022 eigene Aktien für 300 Millionen Euro zurückkaufen. "Wir wollen die Ausschüttung an unsere Eigentümer in den kommenden Jahren Stück für Stück steigern", sagte Sewing bei der Vorlage der Zahlen vor zwei Wochen.

Im Markt meldeten sich unterdessen Stimmen, die mit einer Korrektur des Deutsche-Bank-Aktienkurses rechnen. "Insbesondere aus charttechnischer Sicht wäre eine Korrektur gesund", heißt es da. Kurzfristig könnte demnach die Luft dünn werden für das Papier. Doch das Potenzial der Aktie erscheint auch auf dem aktuellen Niveau von über 14 Euro längst nicht ausgeschöpft. Die aktuellen Kursziele vieler Analysten hat die Aktie längst überschritten, lediglich Häuser wie UBS (15,30 Euro), Kepler Chevreux (15,50 Euro) und JP Morgan (16 Euro) liegen derzeit mit ihren Zielen noch über dem aktuellen Kurs.