Mit höheren (Leit)-Zinsen verbessern sich eigentlich die Verdienst-Chancen für Banken. Doch nach der jüngsten Leitzinserhöhung rutschen Bank-Aktien plötzlich ab. Die Deutsche Bank leidet besonders. Was hinter der scheinbar paradoxen Kursreaktion steckt und wie es mit den Tagesgeld-Zinsen weitergehen könnte, bringt dieser Artikel.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag eine weitere Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte beschlossen. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,25 Prozent. So hoch war der Leitzins zuletzt zu Beginn der globalen Finanzkrise Anfang Oktober 2008. "Wir machen Fortschritte, die Inflation sinkt", stellte EZB-Chefin Christine Lagarde fest. "Aber sind 5,5 Prozent im Juni genug? Sind wir nun zufrieden? Nein!" Es ist also möglich, dass bei der nächsten EZB-Sitzung im September eine weitere Zinserhöhung folgt.
Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,75 Prozent Zinsen. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen haben die Währungshüter angesichts der hohen Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 in einer beispiellosen Serie von neun Schritten angehoben.
Mindestreserven werden nicht mehr verzinst
Die EZB beschloss auch, die Mindestreserve ab dem 20. September nicht mehr zu vergüten. Die EZB verlangt von beaufsichtigten Banken, Einlagen auf Konten bei ihren nationalen Zentralbanken zu halten. Diese wurden bislang positiv verzinst werden. Laut Liquiditätsanalyse der EZB beträgt der durchschnittliche Mindestreserve-Bedarf in der aktuellen Periode 165 Milliarden Euro. Mit einer Erhöhung der Mindestreserve würde dem Finanzsystem mehr Liquidität entzogen. Das würde dazu beitragen, die Kreditkosten zu erhöhen, was sich wiederum dämpfend auf die Inflation auswirken würde. Für die Banken wäre dies aber eine Belastung.
Gleichzeitig wurde im Rat diskutiert, die Mindestreserve von aktuell einem Prozent auf zwei Prozent zu erhöhen. Der Vorschlag habe aber keine Mehrheit gefunden, sagte ein Beteiligter der Nachrichtenagentur Reuters. Er könne aber wieder aufgegriffen werden, wenn die EZB ihren Steuerungsrahmen für die Leitzinsen im laufenden Jahr überprüfe.
Die Aktien der Finanzinstitute gerieten am Donnerstag deshalb unter Druck. Die Deutsche Bank sackte zeitweise im Xetra-Handel um mehr als vier Prozent auf das Tagestief von 10,06 Euro ab. Dabei unterschritt der Wert auch die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 10,23 Euro verläuft. Am Freitag-Vormittag steht die Aktie von Deutsche Bank bei 10,18 Euro.
Sparzinsen auf 14-Jahres-Hoch
Für Sparer wirken sich die Zinserhöhungen positiv aus. Die Zinsen für Tagesgeld haben vielfach die Drei-Prozent-Marke nach oben durchstoßen. Bis zum Ende des Sommers könnte auch die 4,00-Prozent-Marke erreicht werden. Bei Festgeld mit längeren Laufzeiten sind dann wohl sogar 5,00 Prozent drin.
Aktuell liegen die Tages- und Festgeldzinsen so hoch wie zuletzt vor 14 Jahren. Allerdings haben längst nicht alle Geldinstitute ihre Konditionen deutlich nach oben angepasst. Vor allem Bestandskunden werden oft mit Tagesgeld-Zinsen von unter einem Prozent abgespeist. Neukunden erhalten hingegen aktuell für sechs Monate bis zu 3,5 Prozent Zinsen p.a. BÖRSE ONLINE bietet einen komfortablen Vergleich der besten Konditionen für verschiedene Beträge und Laufzeiten.
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