Europas Geldhäuser lüften nach und nach den Schleier über ihre Kreditengagements in Russland. Bei Unicredit stehen demnach 7,4 Milliarden Euro direkt über Kredite im Feuer, bei der Deutschen Bank 1,4 Milliarden. Die Commerzbank hatte bereits in der Vorwoche 1,3 Milliarden vermeldet - wobei ein Totalausfall als wenig wahrscheinliches Extremszenario gilt. Unicredit erklärte, selbst im Worst-Case-Szenario einer Vollabschreibung sei man in der Lage, die für 2021 in Aussicht gestellte Bardividende zahlen zu können.

Damit nehmen die Geldhäuser zumindest etwas Unsicherheit aus dem Markt. Denn der Ukraine-Krieg und insbesondere die Sanktionen des Westens mit einem Ausschluss russischer Institute aus dem Zahlungssystem Swift hat bei europäischen Bankaktien zu massiven Kurseinbußen geführt. Obwohl sich die Titel zuletzt etwas erholen konnten, bleibt die Lage angespannt.

Vor allem österreichische, französische und italienische Institute sind sehr stark in Osteuropa und insbesondere in Russland engagiert. Groß ist derzeit die Sorge vor einem möglichen Zahlungsausfall insbesondere russischer Schuldner. Deutsche Bank und Commerzbank haben schon vor Jahren ihre dortigen Engagements deutlich zurückgefahren.

Folgeeffekte im Blick


Nun bezifferte die Deutsche Bank ihr Kreditengagement in Russland auf brutto 1,4 Milliarden Euro, das seien 0,3 Prozent des gesamten Kreditbuchs. Netto, also nach Berücksichtigung von Garantien und Sicherheiten, liege es bei 0,6 Milliarden Euro. Die Präsenz und das Geschäft vor Ort sei bereits seit 2014 stark zurückgefahren worden. Das Engagement sei demnach begrenzt und größtenteils abgesichert. Die Bank über-wache und bewerte derzeit auch Zweit- und Drittrundeneffekte aufmerksam, die sich aus der -aktuellen Lage einschließlich Sanktionen und Cyberrisiken ergäben, heißt es.

Die zweitgrößte italienische Bank Unicredit bezifferte unterdessen die Kosten einer Vollabschreibung ihres Kreditengagements in Russland auf 7,4 Milliarden Euro. Eine Vollabschreibung hätte demnach zur Folge, dass die Kapitalquote des Geldhauses von zuletzt 15 auf 13 Prozent absinken würde. Solange die Quote über 13 Prozent liege, halte man jedoch am derzeit -geplanten Aktienrückkaufprogramm von bis zu 2,6 Milliarden Euro fest.

Bankaktien setzten am Donnerstag ihre Achterbahnfahrt an den Börsen fort mit Einbußen von bis zu sieben Prozent etwa bei der Commerzbank. Der europäische Bankenindex lag gut zwei Prozent im Minus, nachdem er am Mittwoch knapp zehn Prozent zugelegt hatte.

ehr