BÖRSE ONLINE: Wie sehen Sie als Vertreterin eines Großaktionärs die Fusionsgespräche von Deutscher Bank und Commerzbank?
Alexandra Annecke: Auf dem Papier kann die Fusion attraktiv sein. In der Praxis gibt es jedoch hohe Umsetzungsrisiken. Die Banken könnten sich zu stark mit sich selbst beschäftigen, Kunden könnten sich abwenden und die Integration der IT-Landschaft ist komplex. Außerdem könnten die regulatorischen Anforderungen steigen.
Ist jetzt mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung zu rechnen?
Im Falle einer Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank ist eine Kapitalerhöhung sehr wahrscheinlich. Für die Neubewertung der Bilanz der Commerzbank, die zu erwartenden Restrukturierungskosten und den möglichen Aufbau eines Sicherheitspuffers könnten mehrere Milliarden Euro nötig sein.
Welche Fragen müssen jetzt am dringendsten geklärt werden?
Aus Aktionärssicht: Wie die Transaktion strukturiert wird. Daraus folgt die Frage, wie hoch der Kapitalbedarf ausfällt und aus welchen Quellen er gedeckt wird. Die Deutsche Bank ist noch auf Jahre damit beschäftigt, die Postbank zu integrieren. Das wirft die wichtige Frage auf, in welchem Ausmaß Synergien gehoben werden können und wie schnell. Die Fusion ist auf die Schaffung eines nationalen Champions und Partners der deutschen Exportwirtschaft gerichtet. Darüber hinaus bleibt aber die bedeutende strategische Frage nach dem künftigen Zuschnitt der Investmentbank, die sich immer wieder als großer Belastungsfaktor erweist.