"Wir planen, die Zahl der Filialen so rasch wie möglich von gut 500 auf etwa 400 zu verringern. Das wollen wir hauptsächlich in Städten tun, in denen wir ohnehin mit mehreren Filialen vertreten sind." In ländlicheren Gebieten wolle die Bank bleiben, um ein flächendeckendes Filialnetz zu erhalten.
Die Veränderungen im Privatkundengeschäft sind nur ein Teil des großangelegten Umbaus, der vor gut einem Jahr gestartet wurde. Finanzchef James von Moltke sieht die Deutsche Bank durch diesen in einer guten Position für eine Konsolidierung in der Branche.
ONLINE-BANKING VERSTÄRKT GEFRAGT
Gossow verwies darauf, dass sich die Anforderungen an die Beratung und das Filialgeschäft durch Corona weiter verändert hätten. "Selbst Kunden, die früher nicht viel anfangen konnten mit Online-Banking, erledigen mittlerweile viele einfache Bankgeschäfte am Computer oder iPad von zu Hause aus." Künftig werde sich das Geldhaus mehr über Video und Telefon an Kunden wenden und weniger über den persönlichen Kontakt am Bankschalter.
Auch andere Institute verlagern die Beratung vermehrt in die digitale Welt. Nach Ansicht der Finanzberatungsgesellschaft zeb beschleunigt die Corona-Krise den Trend. Bis 2025 werde die Zahl der Filialen in Deutschland auf 15.000 von derzeit rund 27.000 sinken. Bei der Commerzbank gibt es Insidern zufolge Überlegungen, jede zweite der 1000 Zweigstellen zu schließen. Andere Länder wie Großbritannien und die Niederlande sind viel weiter bei der Digitalisierung und haben weniger Filialen.
Die Deutsche Bank werde künftig mehr Geld in den Ausbau von Technologie investieren, um etwa Produktabschlüsse über das Internet zu ermöglichen, sagte Gossow. Auch komplexe Beratungen im Wertpapiergeschäft sollen vermehrt über Video stattfinden. "Die Nachfrage der Kunden nach Beratung ist seit der Corona-Krise deutlich gestiegen. Die Kunden gehen aber für die Beratung seltener in die Filiale."
"LOGIK HINTER BANKENFUSIONEN IST GROß"
Wie viele Stellen durch den Umbau wegfallen, sagte Gossow nicht. Viel Gegenwind durch Gewerkschaften ist aber nicht zu erwarten. "Wir halten es grundsätzlich für richtig, dass die Deutsche Bank AG ihr Filialnetz überprüft und weiterentwickelt", sagte Verdi-Bundesfachgruppenleiter Jan Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Bank sitzt. Dies dürfe aber keine reine Sparmaßnahme sein. Gossow sagte, der Stellenabbau sei Teil der 18.000 Jobs, die im Zuge der vor gut einem Jahr verkündeten Umstrukturierung wegfallen.
Durch diesen Umbau sieht Finanzchef von Moltke die Bank in einer guten Position für Übernahmen. Das Institut arbeite daran, sich auf eine Fusionswelle vorzubereiten. "Wir fokussieren uns auf die Umsetzung unserer eigenen Strategie und wir sind der Überzeugung, dass uns diese Strategie auf Fusionen vorbereitet, wenn die Zeit gekommen ist und sich die richtigen Gelegenheiten ergeben", sagte er. Die industrielle Logik hinter Bankenfusionen sei groß. Übernahmen im Heimatmarkt seien aber nach wie vor schwierig. 2019 hatte die Deutsche Bank eine Fusion mit der Commerzbank ausgelotet, die Gespräche wurden aber nach einigen Wochen wieder gestoppt.
rtr