Deutsche Standardwerte konnten im Vorjahr zwar nicht mit den besonders stark gefragten mithalten, im historischen Performance-Vergleich 2017 legten sie aber ein überdurchschnittlich gutes Jahr hin. Geht es nach der Deutschen Bank, dann hat der Dax in diesem Jahr weiteres Potenzial.

Als Kurstreiber könnten sich demnach steigende Unternehmensgewinne erweisen. Gegenwind sei allerdings von den Rentenmärkten in der Form von steigenden Anleiherenditen zu befürchten.

Allgemein betrachtet dürften die Märkte vor der Aufgabe stehen, mit zwei unterschiedlich wirkenden Einflussfaktoren fertig zu werden. Gemeint ist damit zum einen die zu erwartende geldpolitische Normalisierung. Will heißen, ein langsames Ende der ultraexpansive Geldpolitik, könnte wie bereits erwähnt zu Verkaufsdruck an den Anleihemärkten führen.

Dem stehe zum anderen aber eine vermutlich gute Konjunkturentwicklung gegenüber. So sagt die Hausprognose der Deutschen Bank für die Weltwirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von 3,8 Prozent voraus. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt soll laut Prognose dabei stabil mit einer Rate von 1,8 Prozent zulegen.

Den Dax sieht man hausintern Ende 2018 bei 14.100 Punkten. Das liegt zwar über dem aktuellen Stand von 13.245 Punkten, verspricht bei einer Prognoseerfüllung für Indexwetten aber keineswegs hohe Gewinne.

Einigen ausgewählten Aktien aus dem DAX traut die Deutsche Bank aber deutlich mehr zu. Bei fünf im deutschen Leitindex vertretenen Standardwerten wittert man sogar Kurszuwächse von 20 Prozent bis 42 Prozent. Diese Titel stellen wir auf den nachfolgenden Seiten näher vor.

Auf Seite 2: Lufthansa





Lufthansa-Aktie



Den Aktien von Lufthansa traut die Deutsche Bank einen Kursanstieg bis auf 36,2 Euro zu. Um diese von Analyst Anand Date errechnete Vorgabe zu erreichen, müssten die Anteilsscheine der Fluglinie um 24,4 Prozent zulegen.

Aus der Sicht von Date ist die jüngst eingefädelte Übernahme von Air Berlin ist ein hervorragender Deal. Denn daraus ergäben sich neue Geschäftschancen. Im Verbund verfüge man nun über eine starke Position bei einer Reihe von Flughäfen. Das wiederum sei aus strategischen Gründen sehr vorteilhaft.

Erwähnenswert sei in diesem Zusammenhang auch, dass sich Zusammenschlüsse bei Fluggesellschaften als sehr fruchtbar erwiesen, weil es im Schnitt gelungen, nennenswerte Synergien zu erzielen. Das sei auch in diesem speziellen Fall zu erwarten, nachdem die Lufthansa keine Altlasten übernehme, sondern nur Assets zu Marktpreisen zugekauft habe. Das Ziel die Stückkosten sei senken sei dabei jedenfalls nicht außer Acht geraten. Passend dazu hat der Vorstand jüngst erst bekräftigt, 2018 bei steigenden Kerosinkosten und einer Ausweitung der Flugkapazitäten die Stückkosten senken zu wollen.

Bei einem Investment von 1,5 Milliarden Euro rechnet die Deutsche Bank auf Sicht von drei Jahren mit einer Rendite auf das eingesetzte Kapital von 25-35 Prozent. Das werde aber Markt momentan nicht erwartet und als Folge davon liegen die hauseigenen Gewinnschätzungen vor Steuern und Zinsen deutlich über dem Anaylstenkonsens.

Derzeit werde der Titel auf Sicht der Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate mit einem KGV von 6,5 gehandelt. Das verspreche Luft nach oben für den Fall, dass sich die gehegten Erwartungen mit Blick auf den Deal mit Air Berlin erfüllen sollten. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass Lufthansa für Dezember mit 9,3 Millionen Passagieren einen Zuwachs von fast 20 Prozent gemeldet hat.

Charttechnik





Fast wie Phönix aus der Asche hat der Aktienkurs von Lufthansa seit Oktober 2016 praktisch aus dem Stand heraus von 9,30 Euro auf 31,12 Euro zugelegt. Dadurch hat sich in dieser Zeit ein beindruckender, da sehr steiler Aufwärtstrend herausgebildet. Allerdings ist dadurch auch der Abstand zur 200-Tages-Durchschnittslinie etwas groß geworden, was theoretisch Bedarf für eine Zwischenkonsolidierung signalisiert, die sich in den vergangenen Handelstagen auch bereits eingestellt hat. Zu beachten ist zudem, dass der Titel historisch zu heftigen Kursschwankungen neigte. Starke Anstiegsbewegungen wurden dabei immer wieder von ebenso heftigen Kursrückschlägen abgelöst. Folglich könnte sich in den vergangenen Jahrzehnten kein klarer Kurstrend nachhaltig durchsetzen.

Profil



Die Lufthansa AG ist eine weltweit tätige Fluggesellschaft mit rund 540 Tochter- und Beteiligungsunternehmen. Haupttätigkeitsfeld des Konzerns ist die Durchführung von nationalem und internationalem Passagier- und Frachtlinienverkehr. Mit den zum Lufthansa-Verbund gehörenden Fluglinien Lufthansa, SWISS, Austrian Airlines, Germanwings sowie den Beteiligungen an Brussels Airlines, JetBlue und SunExpress werden Ziele in mehr als 100 Ländern und vier Kontinenten angeflogen.

Das Unternehmen hat sich von einer reinen Fluggesellschaft zu einem führenden Anbieter in den Bereichen Passagier- und Frachtverkehr, Logistik, Catering, Instandhaltung und IT-Services entwickelt. Die Lufthansa AG ist weltweit führend im internationalen Frachtlinienverkehr, als technischer Dienstleister für die Komplettbetreuung ganzer Flotten verantwortlich und bildet den Großteil seines Flug- und Servicepersonals selbst aus.

Auf Seite 3: Infineon





Infineon-Aktie



29,00 Euro - so lautet das Kursziel der Deutschen Bank bei Infineon. Der zuständige Analyst Johannes Schaller traut dem Halbleiter-Hersteller folglich einen Anstieg von rund 22 Prozent zu.

Diese Kaufeinschätzung wurde übrigens erst am vergangenen Freitag bekräftigt. Wie es hieß, ziehe man mit Blick auf die Geschäftsentwicklung des europäischen Technologiehardware-Sektors im vierten Quartal Aktien aus dem Halbleitersegment jenen der Telekomausrüster vor.

Ansonsten heißt es von Seiten Schallers ganz allgemein. Die Automobil-Halbleiterindustrie sei ein Wachstumssektor, die von dem Trend hin zu autonomen Fahrzeugen (ADAS), Elektrifizierung und Digitalisierung profitiere. Denn schließlich führe das alles zu einem deutlich höheren Halbleiteranteil pro Auto.

Infineon sei im stark kapitalisierten Segment qualitativ der hochwertigste Spieler mit einem erstklassigen Technologieportfolio und einem starken Engagement bei schnell wachsenden deutschen Premium-Herstellern sowie einem starken direkten Engagement bei chinesischen Marken und Kursgewinnen in Asien (inklusive Japan).

Es handele sich um ein führendes Unternehmen im Bereich der Technologien von Morgen mit dem Ehrgeiz, durch Innovationen im Bereich der Autoanwendungen der nächsten Generation, wie Radar, optischer Abstands- und Geschwindigkeitsmessung , Hochleistungs-Mikrocontrollern und Leistungshalbleiter der nächsten Generation, Marktanteile zu gewinnen.

Für 2018 wird ein Wachstum von neun Prozent prognostiziert, wobei es in Dollar gerechnet sogar 13 Prozent sein sollen, was sich mit einem erwarteten Plus von fünf Prozent in der Halbleiterindustrie vergleicht. Schaller geht davon aus, dass die langfristigen Prognosen über den gesamten Zyklus von 17 Prozent bei der Gewinnspanne und acht Prozent beim Umsatzwachstum etwas konservativ sind. Zumindest ergibt sich dieser Eindruck auch im Vergleich zu den im vierten Quartal erzielten Werten von 18,5 Prozent und plus neun Prozent.

Die Deutsche Bank rechnet durch die 300-Millimeter-Produktionsfabrik in Dresden mit Margenverbesserungen, weil man dort 25 Prozent günstiger als der Industriestandard produzieren könne. Trotz der im Vorjahr eingefahrenen Kursgewinne honoriere der Aktenkurs die günstigen Aussichten bei einem für das Geschäftsjahr 2018 auf 24 taxierten KGV noch nicht ausreichend.

Charttechnik





Nach einer heftigen Kurstalfahrt zwischen 2000 und 2009 sieht es für die Aktionäre von Infineon im laufenden Bullenmarkt sehr viel besser aus. Von März 2009 bis November 2017 ist die Notiz jedenfalls von 0,39 Euro auf 25,28 Euro gestiegen. Langfristig sieht das Chartbild weiter ermutigend aus, wobei der Kurs seit Anfang November allerdings letztlich nicht mehr vorangekommen ist.

Profil



Die Infineon Technologies AG ist ein führender Hersteller von Halbleitern, der sich bei der Entwicklung seiner Produkte besonders auf die Themen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit konzentriert. Angeboten werden Halbleiter- und Systemlösungen für Automotive-, Industrieelektronik, Chipkarten- und Sicherheitsanwendungen. Infineon ist mit seinen Produkten in nahezu allen Bereichen des modernen Lebens, das in großen Teilen auf Elektronik basiert, vertreten.

Zur Anwendung kommen Halbleiter unter anderem in der Elektronik von Fahrzeugen, in PCs, Mobiltelefonen, in Chips auf Ausweisen, Kredit- und EC-Karten, Beleuchtungsanlagen, allen Arten von Steuergeräten sowie in Haushalts- und Stromversorgungsgeräten. Im Januar 2015 bekam der Chiphersteller von den Wettbewerbshütern grünes Licht für den Kauf des US-Rivalen International Rectifier. Es ist die größte Übernahme in der Firmengeschichte von Infineon.

Auf Seite 4: Linde





Linde-Aktie



Zuversichtlich ist die Deutsche Bank auch für die Aktien von Linde gestimmt. Der zuständige Analyst Tim Jones hat seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 227,00 Euro versehen. Theoretisch birgt diese Vorgabe ein Aufwärtspotenzial von 20,3 Prozent.

Als potenzielle Kurskatalysatoren hat Jones gleich drei Haupteinflussfaktoren ausfindig gemacht. Wie er ausführt, sind erstens in der Gase-Industrie dank verbesserter Kosteneffizienz, Investitionsdisziplin, Konsolidierung und Stabilisierung der Endmärkte Verbesserungstendenzen zu registrieren.

Zweitens sei Rückenwind von volkswirtschaftlicher Seite zu spüren. Diesbezügliche Verbesserungen in Europa und Asien sowie eine anhaltende Stärke in den USA dürften ab diesem Jahr das spätzyklische Geschäft unterstützen. Das Wachstum der Industrie dürfte sich vor diesem Hintergrund gegenüber den Wachstumsraten von rund zwei Prozent in Jahren 2015 und 2016 erhöhen.

Drittens entstehe durch die geplante Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair ein weltweit führendes Unternehmen in der Gase-Industrie. Eine hauseigene Analyse des kombinierten Unternehmens lege die Annahmen von großen Synergien nahe. Insgesamt ist von 1,2 Milliarden Dollar die Rede, was über 20 Prozent des Pro-forma-Gewinns vor Steuern und Zinsen entspreche. Dabei dürften eine Milliarden Dollar aus Kosteneinsparungen resultieren und 200 Millionen Dollar aus geringerem Investitionsbedarf.

Die Hauptlogik für den Zusammenschluss bestehe aber aus Diversifizierungseffekten, die sich sowohl geografisch als auch mit Blick auf die Endverbraucher ergeben dürften. Zumindest würden sich die beiden Unternehmen in dieser Hinsicht gut ergänzen. Die Kartellrisiken sollten bei diesem Deal beherrschbar sein, wenn man Veräußerungen von Unternehmensteilen in einer Größenordnung von 2,5 bis 3,0 Milliarden Dollar vornehme.

Für 2020 prognostiziert Jones einen Jahresüberschuss von 4,3 Milliarden Euro. Daraus lasse sich im Branchenvergleich ein fairer Wert von 245 Euro je Aktie ableiten. Das genannte Kursziel von 227 Euro beinhaltet verglichen damit somit sogar einen Abschlag.

Charttechnik





Getrost als sehr spannend ist die Chartkonstellation bei Linde zu bezeichnen. Denn die Notiz ist drauf und dran, das alte Bestmarke von rund 194 Euro, die vom März 2015 stammt, nachhaltig zu überwinden. Kommt es dazu, wäre das charttechnisch ein Befreiungsschlag und der endgültige Abschluss, einer im Verlauf des Jahres 2015 aufgenommenen und bis Anfang 2016 anhaltenden starken Korrekturbewegung. Das Chartbild sieht jedenfalls viel versprechend aus.

Profil



Die Linde AG ist ein weltweit führender Technologiekonzern, der in den Bereichen Industriegase und Engineering in über 100 Ländern tätig ist. Das Unternehmen produziert Industriegase, die anschließend in verschiedenen Bereichen wie dem Energiesektor, der Strahlproduktion, der Chemieverarbeitung, dem Umweltschutz oder medizinischen Therapien zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus umfassen die weiteren Unternehmensaktivitäten Planung und Bau von Industrieanlagen für verfahrenstechnische Projekte sowie die Herstellung von Anlagenkomponenten. Dienstleistungen wie Ingenieurberatung, Projektmanagement, Personalschulung und Kundendienst runden das Portfolio ab. Die Strategie der Linde Group ist dabei auf ertragsorientiertes und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Derzeit plant das Unternehmen eine Fusion mit der amerikanischen Praxair.

Auf Seite 5: Fresenius





Fresenius-Aktie



Zu den deutschen Favoriten der Deutschen Bank, die der so genannten Fresh Money Buy Liste entnommen sind, zählt auch Fresenius. Bei dem Gesundheitskonzern hält der zuständige Analyst Gunnar Romer einen Anstieg bis auf 83,00 Euro für angemessen. Damit es dazu kommt, müsste der Titel um 26,7 Prozent zulegen.

Grundsätzlich heißt es zu diesem DAX-Vertreter, das Wachstum im europäischen Medizintechnologie-Sektor sollte sich im kommenden Jahr wieder beschleunigen und damit die Aktienkursentwicklung der Unternehmen aus der Branche beflügeln. Auch bei Fresenius dürften die Anleger nach und nach wieder mehr Vertrauen fassen und sich stärker auf die als gut eingestuften Wachstumschancen konzentrieren.

Die Geschäftsaussichten beurteilt Romer jedenfalls als positiv. Angesichts solider Endmärkte, der marktführenden Position und einem starken Management-Team sei bis 2020 jährlich ein niedriges, prozentual einstelliges Gewinnwachstum je Aktie drin.

Der Aktienkurs sei zuletzt durch die schlechte Performance bei Akorn gebremst worden sowie durch die Besorgnis über die Preisgestaltung im Generika-Bereich. Man rechne aber damit, dass es Fresenius gelinge, die Konsensschätzungen der Analysten für das vierte Quartal 2017 zu schlagen. Stimmt diese Annahme, dürfte das den Aktienkurs antreiben.

Die Bewertung sei gemessen an einem für 2018 auf rund 18 zu taxierenden KGV anspruchslos. Jedenfalls bewege sich das am unteren Rand der historischen Bewertungsrange für das KGV auf Basis der geschätzten Gewinne für die nächsten zwölf Monate. Denn das habe sich in einer Spanne von 18 bis 22 bewegt.

Es gebe theoretisch auf einige von Katalysatoren, die sich positiv auf die Aktie auswirken könnten. Denkbar wäre das bei neuen Produkteinführungen durch Kabi, einer reibungslosen Integration von Qirónsalud und einem günstig verlaufenden Kapitalmarkttag bei Helios.

Charttechnik





Schaut man sich die Wertentwicklung der Fresenius-Aktie von Oktober 2002 bis Juni 2017 an, dann kann für diesen Zeitraum ein Status als charttechnischer Dauerläufer vergeben werden. Zumindest spricht dafür ein in diesem Zeitraum verbuchter Anstieg von 2,38 Euro auf 79,65 Euro. Allerdings ist es auch, dass die Notiz seit Mitte 2015 letztlich nicht mehr entscheidend vorankam. Und erst wenn der seitdem aufgebaute Seitwärtstrend nach unten oder nach oben hin verlassen wird, ergeben sich nachhaltig neue charttechnische Signale.

Profil



Die Fresenius SE ist ein international tätiger Gesundheitskonzern, der Produkte und Dienstleistungen für Krankenhäuser, die ambulante medizinische Versorgung von Patienten und die Dialyse anbietet. Weitere Arbeitsfelder sind das Krankenhausträgergeschäft sowie Engineering- und Dienstleistungen für verschiedene Gesundheitseinrichtungen.

Zum Fresenius-Konzern gehören vier Unternehmen, die weltweit eigenverantwortlich wirtschaften und handeln: Fresenius Medical Care, Fresenius Kabi, Fresenius Helios und Fresenius Vamed. Fresenius Medical Care ist der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Patienten mit chronischem Nierenversagen. Fresenius Kabi ist Marktführer in der Infusionstherapie und in der klinischen Ernährung in Europa.

Die Helios Kliniken Gruppe ist eines der größten und medizinisch führenden Klinikunternehmen Europas und auf den Betrieb und das operative Management von Krankenhäusern spezialisiert. Vamed ist weltweit im Projekt- und Managementgeschäft von Gesundheitseinrichtungen tätig. Dazu zählen Krankenhäuser, Gesundheitszentren sowie Thermen- und Wellnesscenter. Darüber hinaus werden über die Fresenius NetCare Dienstleistungen im Bereich Informationstechnologie angeboten.

Auf Seite 6: RWE





RWE



Besonders optimistisch ist die Deutsche Bank gemessen an den aktuellen Notierungen bei RWE. Denn der zuständige Analyst Martin Brough hat als Kursziel für den Versorger 25,00 Euro ermittelt. Für den Fall, dass seine Berechnungen aufgehen, wäre diese Aktie mit 42,3 Prozent Luft nach oben versehen.

Allerdings ist es so, dass man im Dezember eine Gewinnwarnung von Innogy zum Anlass nahm, um das Kursziel für den Mutterkonzern RWE von bisher 27,00 Euro um zwei Euro zu senken. Außerdem unterstrich man, dass dieses DAX-Mitglied wegen der Unsicherheiten rund um die Energiepreise ein riskantes Investment bleibe. Für den Hintergrund: RWE hält noch 77 Prozent an der Ökostromtochter.

Trotzdem rät Brough weiterhin mit fester Überzeugung zum Kauf und zwar ganz einfach deshalb, weil er die Aktie für viel zu billig hält. Zu diesem Schluss bringt ihn das Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA. Dieses beziffert er für 2019 selbst unter Ausklammerung von Innogy auf das 3,5-fache, was als sehr günstig einzustufen sei. Zumal bei vorteilhaften Entwicklungen (steigende Strompreise, höhere Kompensation für stillgelegte Kraftwerke) denkbar sei, dass die bisherigen Annahmen zum Wert des Unternehmens zu niedrig angesetzt sind.

Als Katalysatoren für den Aktienkurs könnte sich folglich Klarheit in Sachen Entschädigung für stillgelegte Kraftwerke entpuppen, höhere Strompreise oder die Vereinnahme einer lukrativen Prämie bei einem Verkauf von Innogy.

Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie hat die Deutsche Bank für 2018 von 1,82 Euro auf 1,67 Euro gesenkt und für 2019 von 2,09 Euro auf 1,80 Euro. Auf Basis der Prognose für das kommende Jahr ergibt sich damit ein geschätztes KGV von unter zehn. In Sachen Ausschüttungen wird für die Geschäftsjahre 2017 bis 2019 mit folgenden Zahlungen gerechnet: 1,50 Euro, 0,60 Euro und 0,80 Euro. Es winken somit attraktive Dividendenrenditen.

Charttechnik





Wer als Anleger Aktien am liebsten langfristig hält, der hatte mit einem Investment bei RWE mit Sicherheit keine Freude. Denn der Titel notiert nicht nur deutlich unter den Notierungen von 50 Euro im Februar 1998, sondern noch klarer unter dem im Januar 2018 bei 100,64 Euro aufgestellten Rekordhoch. Seit dem im September 2015 bei 9,20 Euro markierten Rekordtief von 9,20 Euro versucht sich der Wert aber an einer Bodenbildung. Für einen Erfolg bei diesem Unterfangen sah es zwischenzeitlich auch sehr gut aus, bevor es seit November wieder einen Rückschlag setzte, der die Erholungsbewegung gefährdet.

Profil



Die RWE AG ist die Holdinggesellschaft der RWE Gruppe, die zu den führenden europäischen Energieversorgern zählt. RWE ist auf allen Wertschöpfungsstufen der Energieversorgung tätig. Dazu gehören Öl, Gas und Braunkohle, der Bau und Betrieb von konventionellen und erneuerbaren Kraftwerken, der Handel mit Rohstoffen sowie der Transport und die Vermarktung von Strom und Gas. RWE fokussiert sich auf den europäischen Markt. Dabei gehört der Energieversorger in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien zu den Marktführern.

RWE setzt auf ein Kraftwerksportfolio und ein Investitionsprogramm zum Aufbau neuer klimaschonender und flexibler Erzeugungskapazitäten. Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass der Vorstand die Aufspaltung des Unternehmens in zwei börsennotierte Gesellschaften plane. Dabei sollen die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden. Am 11.12.2015 stimmte der Aufsichtsrat einstimmig den Plänen zum Konzernumbau zu. Die neue Tochtergesellschaft Innogy wurde 2016 an der Börse notiert.